Institut für Erziehungswissenschaft
 

Flora Petrik

Doktorandin und Mitarbeiterin der Abteilung Allgemeine Pädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen und Assoziierte Kollegiatin im DFG-Graduiertenkolleg „Doing Transitions“.

 

Bildungsaufsteiger*innen an der Universität. Biographische Transformationen unter der Bedingung von Klasse (Arbeitstitel)

In den letzten Jahren lässt sich in Literatur wie Wissenschaft eine Zuwendung zu jenen Akteur*innen beobachten, die ihrem vermeintlich vorgegebenen gesellschaftlichen Schicksal entrinnen und Klassenschranken überqueren: Bildungsaufsteiger*innen. Während prominente Forschungsarbeiten das Erleben von Fremdheit und fehlender Passung akzentuieren, bleibt der Blick auf die vielfältigen Bewältigungsformen (habitueller) Differenzen, biographische Transformationsprozesse und ermächtigende Potentiale oftmals verstellt. Hier findet das Promotionsprojekt seinen Einsatzpunkt und macht die Prozesse und Praktiken des „Werdens“ – das becoming academic – zum Gegenstand. Im Zentrum der Dissertation stehen die Fragen: Wie wird der Übergang zu einem akademischen Subjekt vollzogen? Welche Transformationsprozesse werden in Bildungsaufstiegen angeregt? Welche Möglichkeitsräume stiftet die Universität? Welche biographischen Prozesse rücken ins Zentrum, wenn nicht allein nach den Bedingungen des Gelingens oder Scheiterns von Bildungsaufstiegen gefragt wird?

Die Heuristik der Arbeit knüpft dabei an theoretische Überlegungen Judith Butlers zur Erzeugung von Subjekten in sozialen Ordnungen und an Arbeiten Pierre Bourdieus zu Beharrlichkeit und Wandel habitueller Muster an. Sie inspirieren den Blick auf das empirische Datenmaterial – biographisch-narrative Interviews und auto(sozio)biographische, schriftliche Texte von Studierenden, die als erste ihrer Familie ein Studium aufnehmen. Die vorläufigen Befunde perspektivieren Bildungsaufstiege als vielfältig gerahmtes, prozesshaftes und relationales Geschehen, das komplexe Formen der Übergangsbewältigung erfordert. Die rekonstruierten „Facetten des Werdens“ verweisen zudem auf emanzipatorische, reflexive Potentiale, die sich in Bildungsaufstiegen eingelagert finden.