Das zentrale Forschungsinteresse der Geschlechtersoziologie richtet sich auf die Frage, ob bzw. in welchen sozialen Situationen eine Gesellschaft zwischen Frauen und Männern unterscheidet, wie genau diese Differenzierung vollzogen wird und welche soziale Folgen sie jeweils nach sich zieht. Dabei gilt die Grundannahme, dass die Geschlechterdifferenz zunächst einmal weitgehend unabhängig von „natur-gegebenen“ bzw. biologischen Merkmalen ist und je nach historischem und kulturellem Kontext sehr unterschiedlich ausfallen kann. Es ist also weder zwingend notwendig, dass Menschen in genau zwei Geschlechterkategorien aufgeteilt werden, noch dass diese Unterscheidung auf der Grundlage körperlicher Unterschiede erfolgt. Diese Annahme prinzipieller Kontingenz gilt übrigens auch für andere Personenkategorisierungen, wie z.B. die Unterscheidung nach ethnischer Herkunft, sozialer Klasse oder Behinderung.