Absolventenprofil Gauza
HOLGER GAUZA
Warum haben Sie sich für den MA Germ. Linguistik in Tübingen entschieden?
Die Entscheidung für den damals noch recht neuen M.A. Studiengang "Germanistische Linguistik" fiel mir sehr leicht. Mit der Verbindung von Theorie und Empirie knüpfte dieser nicht nur an mein B.A. Studium "Germanistik" an der Universität Tübingen an, sondern ermöglichte auch eine Vertiefung von Forschungsinhalten wie Sprachverarbeitung und psycholinguistischer Methoden.
Was hat Ihnen besonders gut am MA Germ. Linguistik gefallen?
Im Verlauf des Studiums gab es einige Tandem-Seminare, die von Psychologen und Linguisten gehalten wurden. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit hat das ganze Studium sehr bereichert. Zudem gab es auch ein Seminar, in dem man als Linguist lernen konnte, wie man Sprachexperimente plant, das benötigte Material erstellt und das Experiment, z.B. mit E-Prime, durchführt. Außerdem wurden uns grundlegende statistische Verfahren zur Auswertung der erhobenen Daten beigebracht.
Die Dozenten und Dozentinnen waren eigenen Ideen immer aufgeschlossen und haben eigenständiges Arbeiten unterstützt. Generell war die Betreuung stets sehr gut und die Dozentinnen und Dozenten waren bei der Lösung von inhaltlichen und studientechnischen Problemen immer sehr engagiert.
Worüber haben Sie Ihre Masterarbeit geschrieben?
Meine Masterarbeit habe ich über die Verarbeitung von skalaren Implikaturen geschrieben. Ich habe dabei versucht, eine Theorie aus dem Bereich der Verarbeitung von Sprache im allgemeinen auf die Verarbeitung von Implikaturen zu übertragen. Beim Verarbeiten von Sprache wird sprachlicher Input sofort interpretiert und in eine Struktur integriert, die Verarbeitung beginnt also noch bevor der komplette Input vorhanden ist. Bei ambigen Phrasen kann es deshalb passieren, dass ein falscher Kasus zugewiesen wurde, dieser Fehler aber erst bemerkt wird, wenn z.B. ein eindeutiger Nominativ angetroffen wird. Das Reparieren von solchen Sätzen benötigt zusätzliche Lesezeit, was man z.B. mit einem self-paced reading Experiment nachweisen kann. In meiner Thesis habe ich untersucht, ob es ein ähnliches Phänomen auch bei skalaren Implikaturen gibt. Die Phrase "einige Studenten" sollte als "einige, aber nicht alle Studenten" interpretiert werden. Diese generalisierte Implikatur ist in fast allen Kontexten korrekt generiert, außer es wird ein spezieller - downward entailing - Kontext generiert, der die Implikatur wieder streicht. Ich habe ein self-paced reading Experiment durchgeführt und anhand der Daten diskutiert, ob bei der Verarbeitung von skalaren Implikaturen analoge Prozesse wie bei der regulären Sprachverarbeitung stattfinden.
Was haben Sie nach Ihrem Abschluss gemacht?
Nach meinem Abschluss habe ich die Gelegenheit bekommen im SFB 833 der Universität Tübingen im Projekt B8 ein Dissertationsprojekt zur Verarbeitung von Adjunkten zu beginnen.
Warum haben Sie sich für die Promotion entschieden?
Nach dem erfolgreichen Abschluss des M.A. Studiums wollte ich gerne noch weiter forschen und meine Fähigkeiten im Umgang mit verschiedenen Methoden weiter verbessern. Die empirische Untersuchung der Verarbeitung von Adjunkten hat sich als gutes Forschungsgebiet angeboten, da dieses noch relativ jung ist. Die interdisziplinäre Umgebung und die Zusammenarbeit der Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen bietet ein optimales Forschungsumfeld.