•    sikka:būya  –  Online-Portal zur Münzprägung der Būyiden

Gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung werden im ersten Online-Themenportal der islamischen Numismatik neben einem innovativen Typenkatalog vor allem neue digitale Anwendungen zur Analyse und aussagekräftigen Visualisierung jener einzigartigen Informationsfülle geboten, welche insbesondere in den umfangreichen Inschriften islamischer Münzen gespeichert ist. Ausgewählt wurden hierfür die Prägungen der Būyiden-Dynastie, welche im 10. und 11. Jh. über weite Teile Irans und Mesopotamines gebot (ca. 65 bekannte Prägeorte). Ihr Reich stellte einen komplexen Herrschaftsverband dar, in dem unter wechselnder Führung verschiedene, oft rivalisierende Būyiden-Linien regierten und auch diverse Vasallendynastien integriert waren. Die Münzen geben hierüber urkundenartig Auskunft, indem auf ihnen nicht nur Prägeort und -jahr genau angegeben sind, sondern auch all die Machthaber, welche es auf Grund ihrer Stellung in der hierarchischen Ordnung zu nennen galt. Zu den Zielen unseres interdisziplinären Projekts gehört es, diese detaillierten Informationen zu Machtverhältnissen, Herrschaftsstrukturen und Beziehungsgeflechten, aber auch weitere numismatische Merkmale, welche etwa Rückschlüsse auf die ökonomische Situation und kulturelle Entwicklung erlauben, systematisch zu erfassen, zu verknüpfen und so auswertbar zu machen. Hierzu dient in erster Linie eine interaktive Kartographie-Anwendung, die etwa gezielte Abfragen in Form auswählbarer Kombinationen von Orten, Personen und Zeiten ermöglicht. Beispielsweise kann so in Hinblick auf die Entwicklung būyidischer Teilfürstentümer oder rivalisierende Kalifen ermittelt werden, wer wo und wann die Oberherrschaft einer bestimmten Person anerkannte/ablehnte, wobei die Abhängigkeiten, Hoheitsgebiete usw. über eine spezielle Farb- und Form-Symbolik deutlich werden. Wir wollen zeigen, dass gerade der numismatische Ansatz geeignet ist, um zu einer besseren Vorstellung von einem Reich wie dem der Būyiden zu gelangen, und vorführen, wie sich aus einzelnen Materialdaten ein Gesamtbild generieren lässt, das neue Einblicke in den Aufbau und die Funktionsweise so eines Reiches gewährt. https://sikkabuya.philosophie.uni-tuebingen.de

Laufzeit: 2021–2023 | Leitung: Sebastian Hanstein (Islamwissenschaft/Numismatik), Kevin Körner (Informatik) | wissenschaftl. Mitarbeiter: Alaa Aldin Al Chomari (Numismatik), Severin Opel (Informatik) | studentische Hilfskraft (Numismatik): Sonai Reber

_{Bild: Dinar des Būyiden-Königs Abū Kālīǧār, geprägt im Jahre 424 H. (1032/33 A.D.) im südwestiranischen Sūq al-Ahwāz (FINT 2016-1-27).}

•    NUMiD / Digitales Münzkabinett der FINT

Die FINT beteiligt sich am Forschungs- und Digitalisierungsverbund NUMiD („Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland“), sodass mittlerweile ein ausgewählter Sammlungsteil in einem eigenen digitalen Kabinett erschlossen und online erkundbar ist. Die verwendete Datenbanklösung ist die des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin (IKMK, „Interaktiver Katalog des Münzkabinetts“), wo auch der im Verbundprojekt gemeinsam verwendete Normdaten-Pool verwaltet wird. Bislang war im NUMiD-Verbund noch keine Orient-Sammlung vertreten und das IKMK-System wurde auch nicht mit Blick auf die speziellen Anforderungen der islamischen Numismatik entwickelt. Dennoch dürfte es fürs Erste gelungen sein, unsere Grunddaten sowie weitere interessante Informationen so aufzubereiten und in einer Weise zu präsentieren, dass sich mit dem IKMK der FINT nun für viele die willkommene Möglichkeit bietet, zumindest einige Schätze aus der Tübinger Islam-Sammlung auch auf diesem Wege zu entdecken und in Recherchen einzubeziehen. Die zugrundeliegende Datenbank dient nicht nur der Forschung, sondern lässt sich auch für die Lehre und Online-Ausstellungen nutzen.

Bei dem ausgewählten Teilbestand handelt es sich um die Prägungen der Būyiden-Dynastie.

Der  ▶IKMK der FINT  ging im März 2021 mit 322 būyidischen Münzen online; seitdem kommen regelmäßig weitere Stücke hinzu.

Im Projekt beschäftigte studentische Hilfskraft: Judith Bauer.

•    Currency, Trade, and Warfare: Circulation of Ottoman Coins in Central and Eastern European Borderlands of the Ottoman Empire 1526–1699

Funded by the MSCA4Ukraine scholarship programme, Dr. Dmytro Yanov's research project aims to study the status of Ottoman coins in Central and Eastern Europe in the context of economic and military confrontations between the Ottoman Empire and Christian states, first of all the Habsburg monarchy and the Polish-Lithuanian Commonwealth. The chronological framework of the project covers the period between 1526 and 1699, from the Battle of Mohács till the end of the War of the Holy League (1683–1699). It will be a contribution to a better understanding of the history of money circulation in the European borderlands of the Ottoman Empire.
The project (duration: 2025–2027) involves collecting all information on finds of Ottoman coins in publications, processing previously unpublished coins kept in museum collections, compiling all obtained data into a database of coin finds and visualizing it on a digital map. The database will provide the ability to filter data by the following parameters: dating, state, issuer, mint, metal, denomination, data reliability, category of find. These tools will be used for analyzing the dynamics of the influx of Ottoman coins into the study area and their hoarding, for tracing the peculiarities of distribution and chronology of a certain denomination or category of find (single finds or hoards), and for examining which European coins were presented in hoards together with Ottoman coins and how the real value and dating of these different currencies correlate with each other.
The technical processing of the collected data will be made in close collaboration with the Digital Humanities Center of Tübingen University, which will provide the necessary software (partly patterned after the hoard map of the sikka:būya project).

•    SNAT Aleppo II  ^{(abgeschlossen)}

Der neuste Band aus unserer renommierten Sylloge-Reihe umfasst sämtliche Münzen der Tübinger Universitätssammlung, welche unter mamlūkischer (13.–16. Jh.) und osmanischer Herrschaft (16.–19. Jh.) in Aleppo geprägt wurden. Im späten Mittelalter war Aleppo das wichtigste Wirtschaftszentrum des ostmediterranen Raums. In der mamlūkischen Münzprägung der Stadt spiegelt sich deutlich deren langsame, aber stetige Erholung seit der Mongolenkatastrophe um 1260, welche nicht nur Teile Aleppos zerstört, sondern auch das wirtschaftliche Hinterland entvölkert und in eine Grenzlage gebracht hatte. Während die Kupfermünzausgaben in erster Linie die fiskalischen Bedürfnisse der Herrschaft aufzeigen, lässt sich in der Edelmetallvermünzung, insbesondere beim Gold, ein wirtschaftlicher Aufschwung während des 14. Jh. und die Gewinnung einer Vormachtstellung gegenüber Damaskus im 15. Jh. nachvollziehen, wobei sogar eine größere Währungsstabilität im Vergleich zu Kairo erkennbar ist. In der bisherigen Literatur war die Münzprägung Aleppos nur lückenhaft erfasst worden. Dazu führten oft undatierte Münztypen zu Zuordnungsproblemen. In der FINT-Sammlung stellt die Münzprägung Nordsyriens mit über 1000 Münzen allein aus dem mamlūkischen und osmanischen Aleppo einen Schwerpunkt dar. Gefördert von der Pelling-Zarnitz-Stiftung wird dieses von Dr. Alaa Aldin Al Chomari bearbeitete Material nun in chronologischer Ordnung und erstmals in (bislang) vollständiger typologischer Übersicht dargestellt.  Der neue SNAT-Band ist erhältlich im Onlineshop des Wasmuth & Zohlen Verlags.