Absolventenprofil Lorenz
ANDREA LORENZ
Warum haben Sie sich für den MA Germanistische Linguistik in Tübingen entschieden?
In Tübingen wollte ich studieren, da mir die Stadt mit ihrer verwinkelten Altstadt am Neckar schon immer gut gefallen hat und die Uni einen sehr guten Ruf genießt – gerade in der Linguistik. Da mir die gezielte Verwendung und Untersuchung von Sprache schon in der Schule großen Spaß gemacht hat, habe ich mich dann für den Bachelor in Germanistik und Allgemeine Rhetorik entschieden und dabei sehr schnell meine Begeisterung für die Linguistik entdeckt, der ich in einem Masterstudium nachgehen wollte. Da ich mich sowohl in der Stadt, als auch an der Uni Tübingen sehr wohl gefühlt habe, war klar, dass ich auch den Master hier machen würde.
Was hat Ihnen besonders gut am MA Germanistische Linguistik gefallen?
Interessant fand ich vor allem die vielen verschiedenen Themenbereiche, in denen man sich in Tübingen mit der Linguistik auseinandersetzt. Das Spektrum ist sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Linguistik sehr breit gefächert. Auch die vielen Sondertagungen und Kolloquien waren spannend. Die Dozenten sind sowohl fachlich als auch menschlich top, sodass ich immer gerne an den Seminaren teilgenommen habe. Persönlich haben mir vor allem die Seminare bei Frau Prof. Dr. Rapp zum Thema Pragmatik gefallen und ich habe mich gefreut, als ich dann auch für sie als wissenschaftliche Hilfskraft in diesem Bereich tätig sein durfte.
Worüber haben Sie Ihre Masterarbeit geschrieben?
Meine Masterarbeit habe ich zu weil-Sätzen mit Verbzweitstellung geschrieben, die seit vielen Jahren als ungrammatisch abgetan wurden und erst in jüngster Zeit ihren Weg in die Grammatiken gefunden haben. Als Beispiel sollen die beiden folgenden Sätze dienen:
(1) Ich gehe jetzt, weil ich noch einkaufen will. (weil-Verbletztsatz)
(2) Ich gehe jetzt, weil ich will noch einkaufen. (weil-Verbzweitsatz)
Auch wenn diese Sätze dieselbe Aussage zu haben scheinen, stellt sich doch schnell heraus, dass mit den verschiedenen weil-Sätzen auch verschiedene Arten von Kausalität ausgedrückt werden können, wie das folgende Beispiel zeigt:
(3) Peter ist nicht nach Hause gefahren, weil er Kopfweh hatte. (weil-Verbletztsatz)
(4) Peter ist nicht nach Hause gefahren, weil er hatte Kopfweh. (weil-Verbzweitsatz)
Satz (3) drückt aus, dass die Ursache für Peters Heimfahrt nicht sein Kopfweh war. Er ist also aus anderen Gründen nach Hause gefahren. Satz (4) wird hingegen völlig anders interpretiert. Hier ist Peters Kopfweh der Grund dafür, warum er eben nicht nach Hause gefahren ist. Während Peter in Satz (3) also heimfährt, bleibt er in Satz (4) wegen seines Kopfwehs an Ort und Stelle.
Diese Beispiele können natürlich noch auf viele Weisen interpretiert und analysiert werden und genau damit habe ich mich in meiner Masterarbeit „Weil – das kann was! Korpusgestützte Analyse von weil-Sätzen mit Verbletztstellung und Verbzweitstellung“ befasst: Wie sich weil-Sätze mit Verbzweitstellung und Verbletztstellung in ihrer semantischen, pragmatischen und syntaktischen Funktion unter- und überschneiden.
Was haben Sie nach Ihrem Abschluss gemacht?
Lange habe ich über eine Promotion in der Linguistik nachgedacht, mich dann aber doch dafür entschieden, in die freie Wirtschaft zu gehen. Mittlerweile bin ich leitende Online-Redakteurin in einer Marketingagentur in Stuttgart im Bereich E-Mail-Marketing. Hier kommt mir mein Studium jeden Tag zugute.