Institut für Erziehungswissenschaft

Corona und Care – Fürsorgedynamiken in der Pandemie (Co-Care)

Projektbeschreibung

Das Verbundforschungsprojekt „Co-Care“ analysiert seit Februar 2023 das Spannungsfeld zwischen Überlastung, Prekarität und Unsichtbarkeit einerseits und gesellschaftserhaltender Bedeutung von Sorge andererseits. Sorge – sowohl als konkrete Arbeitsleistung, aber auch als zwischenmenschliches Beziehungsgefüge – war schon vor der Pandemie ein politisch und gesellschaftlich prekärer, wenig sichtbarer und damit krisenhafter Bereich. Übergreifendes Ziel ist es, in Care-Kontexten agierende Sorgegebende und Sorgenehmende sichtbar(er) zu machen und dauerhaft zu stärken. Hierfür untersucht Co-Care im dreijährigen Projektzeitraum zwei Praxisfelder: familiäre Sorgedynamiken im Kontext sozialpädagogischer Unterstützung (IfE, Uni Tübingen, Leitung: Dr. Christiane Bomert) sowie Reinigungsarbeiten in Privathaushalten und Institutionen des Gesundheitssystems (LMU München, Leitung: Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky). Beide Arbeitsfelder wurden während der Pandemie kaum öffentlich wahrgenommen, obwohl sie zur Aufrechterhaltung gesellschaftlichen Lebens beitrugen. Zugleich bilden sich in ihnen zentrale Orte, Praktiken, Akteur*innen, Strukturen, Selbstverständnisse und Professionsethiken von Sorge ab. Die Fallstudien werden ergänzt durch eine Analyse von Sorge-Vorstellungen innerhalb politischer und medialer Diskurse zur Bewältigung der Pandemie (Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Uni Tübingen, Leitung: Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn). Co-Care adressiert damit den Forschungsbedarf, der klärt, an welchen Stellen Sorge-Arrangements in der Corona-Pandemie destabilisiert wurden und wie sich Zuständigkeiten, Bedarfe und Anforderungen an Sorge nach einem mehrjährigen Ausnahmezustand verändert haben.
Das am IfE angesiedelte Teilprojekt „Fürsorgebeziehungen und sozialpädagogische Familienhilfe“ fokussiert das fachliche Selbstverständnis von Care im Verhältnis zu familiärer Sorgearbeit unter pandemiebedingten Beschränkungen am Beispiel der sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH). Der SPFH als Teil der Kinder und Jugendhilfe wurde in der Pandemie zwar ‚Systemrelevanz‘ zugeschrieben, gleichzeitig handelt es sich bei diesem ambulanten Unterstützungssetting um einen vielfach unzureichend beforschten professionalisierten Care-Arbeitsbereich. Mit der empirischen Doppelperspektive auf Adressat*innen wie Fachkräfte werden Bewältigungsstrategien, mit denen Familien und Institutionen der Sozialen Arbeit auf die Krise reagiert haben, mit den Care-Herausforderungen in Familien während und nach dem pandemischen Ausnahmezustand zusammengedacht und komplexe Dynamiken von Sorgebeziehungen in öffentlichen wie privaten Settings erfasst.

Kontakt

Projektleitung
Dr.in Christiane Bomert
Münzgasse 22-28, 72070 Tübingen
christiane.bomertspam prevention@uni-tuebingen.de
(derzeit in Elternzeit)

Projektmitarbeiterin
Mirjam Seits, M.A.
Münzgasse 22-30, 72070 Tübingen
mirjam.seitsspam prevention@uni-tuebingen.de
Tel.: 07071- 29-74384

Wissenschaftliche Hilfskräfte
Sara Schmalzried:
sara.schmalzriedspam prevention@student.uni-tuebingen.de

Förderung

Fördergeber: BMBF - Projektlinie: „Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie − Forschung für Integration, Teilhabe und Erneuerung“ als Teil des Rahmenprogramms „Gesellschaft verstehen – Zukunft gestalten“
Projektträger: DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Laufzeit: 01.02.2023 – 31.01.2026