Die in sumerischer Sprache verfassten Rangstreitdichtungen stellen die ältesten Beispiele einer Literaturform dar, die sich bis ins Mittelalter hinein großer Beliebtheit erfreute. Sie wurden vor rund 4000 Jahren im antiken Mesopotamien auf Tontafeln in Keilschrift niedergeschrieben und vermittelten einst als Kunstform des rhetorischen Dialogs im Kontext der Schreiberausbildung die Grundlagen der Rhetorik. Mindestens acht Werke zählen zur Gruppe der Rangstreitdichtungen. In ihnen tragen jeweils zwei gegensätzliche, personifizierte Werte des täglichen Lebens (Objekte, Pflanzen, Tiere oder Menschen) einen verbalen Wettstreit aus, dessen Zweck es ist, den Ranghöheren von beiden auszumachen.
Das Ziel des Projektes ist eine rhetorische Analyse der sumerischen Rangstreitdichtungen. Da diese bisher nur partiell erforscht wurden, ist in einem ersten Schritt das Textmaterial aufzuarbeiten, besonderes Augenmerk soll hierbei auf den unpublizierten Text Sommer und Winter gerichtet sein. Anschließend sollen die Werke auf ihren rhetorischen Gehalt hin studiert werden. Es ist anzunehmen, dass sämtlichen Rangstreitdichtungen ein bestimmtes Wirkungsziel zugrunde liegt, auf das sie nicht nur inhaltlich, sondern auch strukturell und stilistisch ausgerichtet sind. Wie dieses Ziel verfolgt wurde und für wen die Wirkung bestimmt war, soll unter anderem Gegenstand der Untersuchung sein.
Publikationen
Mušen ku6: Viel Vogel und wenig Fisch in MS 2110/1, Altorientalische Forschungen 41/2 (2014) 201-222.
Der Wettstreit zwischen Dumuzi und Enkimdu, in: L. Kogan et alii (Hg.), Festschrift Joachim Krecher: Studien zur sumerischen Sprache und Literatur, Babel und Bibel 8 (Winona Lake 2014) 383-397.
„Was sprach der eine zum anderen?" Argumentationsformen in den sumerischen Rangstreitgesprächen (UAVA 15). Berlin - Boston 2019.