Institut für die Kulturen des Alten Orients

Der Alte Orient und der Krieg

Das Phänomen Krieg ist im Alten Orient reichhaltig und in zahlreichen sehr unterschiedlichen Facetten bezeugt. Das Projekt stützt sich in erster Linie auf schriftliche Quellen, die sehr reichhaltiges Material bieten, in bestimmten Bereichen jedoch weitgehend oder gänzlich schweigen. So durch das vollständige Fehlen etwa militärtheoretischen Schrifttums. Zahlreiche, sehr unterschiedliche Textgattungen lassen sich zum Thema Krieg heranziehen, die jedoch ihre sehr speziellen Eigentümlichkeiten aufweisen und oftmals gerade nicht das Erwartete bieten. So stellen sich nicht wenige altorientalische Könige als Schlachtensieger heraus, doch lassen die Darstellungen, die ihre Inschriften bieten, es nicht zu, den Verlauf auch nur einer einzigen Schlacht dieser langen Epoche nachzuvollziehen.

Das Projekt verfolgt das Ziel, langfristige Entwicklungslinien aufzuzeigen und die Epoche des Alten Orients in die Kriegsgeschichte einzuordnen. An konkreten Beispielen werden Konfliktformen, sowie deren Ursachen und Anlässe ebenso dargestellt wie die unterschiedlichen Ebenen des Kriegsgeschehens auf der strategischen, operationalen und taktischen Ebene. Orientierung bieten markante Veränderungen und Wendepunkte, so der Triumph des Bogens, die Ausprägungen des Streitwagens und dessen Rollenwandel auch im Zusammenhang mit dem Aufkommen der Reiterei, die Domestizierung des Kamels, und die zunehmende Verwendung des Eisens als Gebrauchsmetall.

Bei der Sicht auf Kriegsorganisation und Kriegsökonomien kommt dem Nebeneinander von Sesshaften und Nichtsesshaften eine wesentliche Rolle zu. Breiten Raum sollen dem zeitgenössischen Empfinden eingeräumt werden, so der Sicht auf das Phänomen Krieg an sich, dem Erleben und der Bewältigung kriegerischer Auseinandersetzungen, der Bewertung organisierter Gewalt als Mittel zum Zweck, so wie der Opferperspektive.