Somit liegt der Schluss nahe, dass es sich hier um Texte handelt, die in einer Phase der Redaktion angebracht wurden, und damit um Zeugnisse einer Zwischenstufe aus der Anfangszeit des Totenbuches. Dies bedeutet für die unbekannten Texte, dass sie womöglich zu denjenigen gehören, die es in Folge der thebanischen Rezension des Totenbuches eben nicht in dieses geschafft haben. Diese Schlussfolgerung ließe sich mit einer Datierung des Sarges in die zweite Hälfte der 12. Dynastie bzw. das erste Drittel der 13. Dynastie vereinbaren, ist aus dieser Zeit doch bereits eine kleine Gruppe von Särgen bekannt, die aus einer Phase der Textarbeit zu stammen scheint. Es handelt sich dabei um die Särge L1Li, S8X, M2NY und den Sarg des Imeni aus Asiut. Diese späte Gruppe von Särgen des Mittleren Reiches ist zeitlich vor den üblicherweise als primäre Textzeugen des Totenbuches bekannten Särgen wie beispielsweise dem der Königin Mentuhotep oder der Mumienmaske der Satdjehuti anzusiedeln und zeichnet sich durch ein Textgut mit zahlreichen „neuen“ Texten sowie bereits bekannten Sprüchen der Sargtexte in einer Überarbeitung aus, die bereits auf das Totenbuch hindeutet. Teilweise sind also bereits Kapitel belegt, die unter den Sargtexten noch nicht vorhanden waren, dafür dann aber im Totenbuch überliefert sind. Auch die Tatsache, dass die frühen Textzeugen des Totenbuches bislang im königlichen Kontext verankert sind, wirft Fragen zur Herkunft, Funktion und Stellung des Imeni sowie seiner Datierung auf.
Damit liegt mit dem Sarg des Imeni eine überaus spannende Quelle für die Entwicklung eines der bedeutendsten ägyptischen funerären Textcorpora vor, mit deren Hilfe essentielle Fragen hinsichtlich der Verbreitung und Entwicklung von Textgut neu überdacht werden können.