Wissen im Netz - Auf der Suche nach einer Ethik des Internetzeitalters Tübingen11.-12. Oktober 2012
Das Internet revolutioniert unser Leben. Das Internet prägt mit seiner Geschwindigkeit, seiner Omnipräsenz und seiner grenzenlosen Vernetzung unser Arbeitsleben, unsere Lebensführung, unsere privaten Beziehungen, unsere politische Teilhabe, unser Verständnis von Wissen, unser Bild von der Welt. Die Revolution des Internets wurde schon oft beschrieben, sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft. Und zweifellos spielt in den Diskussionen über das Internet die ethische Bewertung eine wichtige Rolle. Moralische Bewertungen, moralische Forderungen und Vorstellungen über ein gutes Leben im Internetzeitalter fließen unentwegt in die zahllosen Stellungnahmen zu diesem Phänomen ein. Doch explizit im Zentrum steht die Frage nach der ethischen Bewertung bislang kaum. Im Gegenteil, die ethischen Bewertungen werden zumeist stillschweigend vorausgesetzt oder unbegründet behauptet. Die Ethik des Internetzeitalters ausdrücklich ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, war deshalb das Anliegen der Konferenz „Wissen im Netz – Auf der Suche nach einer Ethik des Internet-Zeitalters“, die das IZEW im Oktober 2012 zusammen mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen veranstaltete. Unterstützt wurde die Veranstaltung dankenswerterweise von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der Alcatel-Lucent-Stiftung für Kommunikationsforschung. So wie das Internet sämtliche Lebensbereiche verändert, so richtete sich auch die Konferenz auf ein breites Spektrum verschiedener Themen und Praxisbereiche. Hier nur einige Schlaglichter: Die Konferenz widmete sich unter anderem den Verschiebungen im Verhältnis zwischen Ärzten und Patienten, die durch die verstärkte eigenständige Informationsbeschaffung seitens der Patienten im Gange sind, aber auch durch die beschleunigten medizinischen Informationsmöglichkeiten der Daniel Domscheit-Berg, ehemaliger Sprecher von Wikileaks und Gründer von OpenLeaks. Die ethischen Bewertungen werden zumeist stillschweigend vorausgesetzt oder unbegründet behauptet. Dieser bislang kaum thematisierte signifikante Wandel des Arzt-Patienten-Verhältnisses wurde aus den zwei hier relevanten Perspektiven analysiert: aus der Sicht der Ärzte und aus der Sicht der Patienten.
Mit Vorträge von
Prof. Dr. Christoph Hubig (Darmstadt): „Wissenschaft und Ethik im digitalen Zeitalter“;
Prof. Dr. Caroline Robertson-von Trotha (Karlsruhe): „The Internet and Public Science Communication. New Challenges and obsolete Practices“;
Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe (Lübeck): „Ver-antwortung durch mehr Wissen: Die Perspektive der Ärzte“;
Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin (Tübingen): „Verantwortung durch mehr Wissen: Die Perspektive der Patienten“;
Prof. Dr. Dr. Friedrich Hesse (Tübingen): „Wissen und Partizipation“;
Dr. Jan-Hinrik Schmidt (Hamburg): „Das Internet als kom-munikativer Raum“;
Prof. Dr. Bernhard Debatin (Ohio, USA): „Die Tribalisierung des Wissens. Über Fragmentierung, Dis-lokierung und Entprivatisierung von Informationen in sozialen Online-Netzen“; Daniel Domscheit-Berg (Fürstenberg/Havel): „Wieviel Geheimnis braucht eine Gesellschaft?“;
Dr. Michael Nagenborg (IZEW): „Social Effects of Violent Video Games“;
Prof. Dr. Helmut Lukesch (Regensburg): „Jugend-medienschutz als gesellschaftliche Herausforderung“;
Prof. Dr. Charles Ess (Oslo, Norwegen): „The Good Life and the Internet? Critical Spaces between Huxley and Orwell“;
Dr. Johnny Søraker (Twente, Niederlande): „The Virtually Good Life? The Impact of the Internet on Subjective Well-Being“.