Universitätsbibliothek

Das Gutenberg-Faksimile

Unter den vielen Faksimiles der Universitätsbibliothek darf natürlich auch ein Exemplar des ersten großen Druckwerks des Abendlandes, die Gutenberg-Bibel, nicht fehlen. Ausgestellt ist die originalgetreue Nachbildung der Bibel, die Johannes Gutenberg zwischen 1452 und 1454 in Mainz gedruckt hat und die sich im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin befindet.

Vor 550 Jahren starb Johannes Gutenberg (um 1400-1468), dessen Erfindung, das Buchdrucken mit beweglichen Lettern, für die Menschen bahnbrechend war. Der bedeutendste Teil seiner Erfindung war allerdings nicht der Druck an sich, sondern das Handgießinstrument, mit dem er die benötigte Menge von 290 verschiedenen Lettern gießen konnte. Dauerte das Abschreiben einer einzigen Bibel damals an die eineinhalb Jahre, druckte Gutenberg zwischen 1452 und vor 1455 ca. 180 Exemplare, davon etwa 30 Bibeln auf Pergament und 150 auf Papier. Von den auf Pergament gedruckten Exemplaren gibt es weltweit nur noch fünf. Das zweibändige Original der Staatsbibliothek Berlin ist eines dieser fünf Pergamentexemplare, das wegen seiner Buchmalereien eines der schönsten ist.

Das große Format („Folio“) und die zweispaltig gesetzte Seite sind auffällig. Potentielle Käufer waren zu Gutenbergs Zeiten keine Privatleute, sondern Kirchen und Klöster, wo das Format, die Aufteilung in zwei Spalten und die Schriftgröße das laute Vorlesen zu Studienzwecken sehr erleichterten. Der breite Rand diente der Ausgestaltung der Seite durch einen Buchmaler (Miniator), den nicht der Drucker, sondern der spätere Besitzer auswählte und das Exemplar zu einem individuellen Kunstwerk gestaltete - nicht zuletzt auch durch den Einband. In seiner ganzen Aufmachung ähnelt die Bibel einem handschriftlichen Exemplar, so wurde auch als Schriftart die Textura verwendet, die traditionelle Schrift handgeschriebener Bibeln.

Unsere zwei Faksimilebände der zweiundvierzigzeiligen Gutenberg-Bibel (daher auch als „B42“ bekannt) sind in den Jahren 1913 und 1914 in Leipzig erschienen. Hergestellt wurden 300 Exemplare im mehrfarbigen Lichtdruckverfahren, ein um 1900 weit verbreitetes Verfahren zur Reproduktion von mittelalterlichen Handschriften, Gemälden und Zeichnungen. Der gotische Einband wurde dem Exemplar der Landesbibliothek Fulda nachempfunden. Drei Faksimiles wurden auf Pergament gedruckt und von Hand ausgemalt. Unsere zwei Bände wurden auf Büttenpapier gedruckt, kosteten damals 850 Mark und stammen aus einer Schenkung des Pfullinger Mäzens Louis Laiblin aus dem Jahr 1914.

Das digitalisierte Original der Staatsbibliothek zu Berlin ist online einsehbar:

Literatur: