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Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur

Im Jahre 1808 erschien im Cotta-Verlag die erste Auflage des neben dem „Kosmos“ wohl bekanntesten Werk des berühmten deutschen Naturwissenschaftlers Alexander von Humboldt, seine „Ansichten der Natur“. Nach der Meinung von Andrea Wulf war dies das Lieblingsbuch unter seinen zahlreichen und teilweise sehr umfangreichen Werken. „Ansichten der Natur“ und „Kosmos“ richteten sich nicht nur an Fachwissenschaftler, sondern an ein breites Lesepublikum; sie wurden rasch in andere Sprachen übersetzt und erschienen in mehreren Auflagen. Die zweite Auflage der „Ansichten“ kam 1826 heraus, die dritte verbesserte und vermehrte Auflage erschien 1849. Zu diesem Zeitpunkt war der Verfasser bereits 80 Jahre alt. 1950 erwarb die UB Tübingen von Blanche (Blanka) Cotta von Cottendorf, die in der Biesingerstraße 10 die sog. Cotta-Villa bewohnte, ein zweibändiges „durchschossenes“ Handexemplar mit eigenhändigen Korrekturen Humboldts für die 3. Auflage (Signatur: Ba 137). Die Besitzerin war die Witwe des Majors Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf (1868-1950); offensichtlich war dieses Handexemplar im Familienbesitz der Verlegerfamilie geblieben und nicht in das Cotta-Archiv (heute im Deutschen Literaturarchiv Marbach/N.) gelangt.

Der Universalgelehrte Alexander von Humboldt wurde vor 250 Jahren, am 14. September 1769, in Berlin geboren und starb dort am 6. Mai 1859 in seinem 90. Lebensjahr. Nach dem Studium an der Bergakademie in Freiberg/Sachsen war er zunächst als Bergassessor tätig. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit mineralogischen, chemischen und biologischen Fragen. Größte Berühmtheit erlangte er durch seine fünf Jahre in Anspruch nehmende Forschungsreise durch Südamerika und Mexiko, die mit einem längeren Aufenthalt in den USA abschloss. An der Auswertung und Publikation der Forschungsergebnisse dieser Reise, die ihn zum Teil in noch nie von Forschern berührte Gegenden führte, arbeitete Humboldt mehrere Jahrzehnte. Eine weitere Forschungsreise unternahm er 1829 in den Fernen Osten Russlands.

In seinen „Ansichten der Natur“ verband Humboldt, der zu seiner Zeit wohl bekannteste Naturforscher der Welt, die Veröffentlichung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse seiner Reisen und Expeditionen mit von den Lesern sehr geschätzten Landschaftsbeschreibungen in exzellenter Prosa. In diesem „Naturgemälde“ findet sich eine ganz neue und bis dahin ungewöhnliche Betrachtung des Gesamtzusammenhangs aller Naturphänomene; Pflanzen, Landschaft und Tiere stehen in unmittelbarer Abhängigkeit voneinander. Diese Gesamtschau hat viele zeitgenössische und spätere Autoren und Naturwissenschaftler wie Charles Darwin, Henry David Thoreau oder Ernst Haeckel zutiefst geprägt.

Literatur: Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, München 2016 (UB-Signatur: 57 A 325)