Ibn Arfaʿ Raʾs (gest. 593/1197) ist der Autor einer berühmten Sammlung alchemistischer Gedichte mit dem Titel Šuḏūr aḏ-ḏahab ("Die Goldsplitter"). Neben den Šuḏūr aḏ-ḏahab verfasste er mehrere andere Werke, unter anderem einen Kommentar zu den Šuḏūr und strophenförmige Poesie über Alchemie. Weitere Werke wurden ihm fälschlich zugeschrieben, das gilt insbesondere für ein Werk zur Magie.
Wir konnten aufzeigen, dass die bisher übliche Identifizierung des Alchemisten Ibn Arfaʿ Raʾs mit einem malikitischen Religionswissenschaftler namens Ibn al-Naqirāt fragwürdig ist. Hinweise in noch unpublizierten Manuskripten und in bio-bibliographischer Literatur lassen vermuten, dass zwei verschiedene Gelehrte in einer ziemlich frühen Zeit zu einer einzigen Person verschmolzen wurden. Beide wirkten in Marokko des 6./12. Jahrhunderts. In Anbetracht der Quellen gehen wir zudem davon aus, dass Ibn Arfaʿ Raʾs den islamischen Westen verlassen und zumindest einige seiner Werke im Osten, genauer gesagt in Ägypten, geschrieben hat. Dies würde auch die breite Rezeption der Šuḏūr aḏ-ḏahab in der gesamten islamischen Welt und insbesondere im Mašriq erklären.