Die Stadt Hirbet ez-Zeraqon hat die Arbeitsgruppe von Prof. Mittmann in Zusammenarbeit mit dem Institute of Archaeology and Anthropology der Yarmouk University Irbid und seinem damaligen Leiter, Professor Moawiyah Ibrahim, in acht Ausgrabungskampagnen von 1984 bis 1994 teilweise freigelegt. Die circa sieben Hektar große Stadtanlage bedeckte den Scheitel einer Kuppe, dessen etwa 30 Meter tief absinkende Südhälfte eine Art Unterstadt bildete. Auf jeden der beiden Stadtteile legten die Archäologen einen Grabungsschwerpunkt.
Die Oberstadt bildete offenbar mit dem Haupttor, einer Tempelanlage und dem Palast das funktionale Zentrum. Die Stadt war zumindest teilweise von einer Befestigungsmauer umgeben. Möglicherweise wurde sie nicht ganz geschlossen, weil ein steiler Talhang auf der Ostseite ausreichenden Schutz bot; auch sollte wohl die Sicht- und Rufverbindung zur Vorstadt auf einem vorgelagerten Hügel, Tell el-Fuhhar, nicht behindert werden. Mehrere Tore führten in die Stadt hinein, die in unterschiedliche Komplexe - Wohneinheiten, Tempel- und Palastbereich - eingeteilt war.
Die Stadtmauern wurden aus Kalkbruchsteinen mit Erdmörtel zusammengefügt, die Häuser aus luftgetrockneten Lehmziegeln. Die Befestigungsmauer wurde von außen und innen immer wieder verstärkt, bis sie eine Breite von sechs bis sieben Metern erreichte. Vereinzelt ist die Stadtmauer von so genannten Poternen, etwa ein Meter breiten Gängen, durchbrochen.
Insgesamt war die Fläche der Stadt Hirbet ez-Zeraqon zu groß, um alle erhaltenen Grundmauern freizulegen. Daher haben die Tübinger Forscher mit Hilfe der physikalischen Prospektion zumindest einen groben Stadtplan erstellt.
Hirbet ez-Zeraqon lag in einer fruchtbaren Hochlandebene. Kreuzfahrer bezeichneten das Gebiet sogar als das Land des "dicken Bauern". Doch die Niederschlagsmengen reichen nur knapp aus, um Getreide anzubauen. Daher hatten die Menschen der frühen Bronzezeit neben Emmer, Gerste, Linsen, Kichererbsen und Flachs vor allem auch die typischen palästinischen Kulturpflanzen Weinstock, Ölbaum und Feige angebaut.
Quelle: S. Mittmann, Forschung aktuell 14/2000 (Pressedienst der Universität Tübingen).
Fotos: J. Kamlah