Mich interessiert die sensorische Seite akustischer Kommunikation. In welchen Signaleigenschaften steckt Information, wie z.B. die Spezies des Senders? Welche Verarbeitungsschritte benötigt ein Empfänger, um Signale aus einer verrauschten Umgebung extrahieren und auslesen zu können? Wo liegen die Grenzen dieser Signalverarbeitung, und wie wirken sich diese auf die Evolution von Arten aus, die auf akustische Kommunikation angewiesen sind?
Grashüpfer eignen sich gut als Modell-System, um derartige Fragen anzugehen. Sie besitzen ein einfach gebautes und gut untersuchtes auditorisches System, und sie produzieren eine Vielzahl charakteristischer akustischer Signale. Daher haben wir im Zuge meiner Master-Arbeit ein physiologisch inspiriertes Modell zur artspezifischen Detektion diverser Grashüpfer-Gesänge entwickelt. Das Signal wird entsprechend den bisher bekannten auditorischen Verarbeitungsschritten transformiert bis hin zur finalen Repräsentation in einem hoch-dimensionalen Feature-Raum, in welchem die Gesänge einer bestimmten Art sich als kompakte Punktewolke abgrenzen lassen. Nun untersuche ich, wie der Aufbau und einzelne Parameter des modellierten auditorischen Systems die Detektierbarkeit verschiedener Gesänge beeinflusst. So haben wir etwa Mikrofon-Arrays zur zeitgleichen Aufnahme bei unterschiedlichen Abständen zur Geräuschquelle konstruiert, um damit das Kompensationsvermögen des Systems gegenüber variablen Signalintensitäten zu erproben. Nebenbei entwickle ich gerne meine eigenen Python-basierten Tools, bevorzuge aber den direkten Kontakt mit meinen Modell-Spezies und der Natur im Allgemeinen. Dabei fertige ich mittlerweile auch meine eigenen Aufnahmen der lokalen Orthoptera-Spezies an, und führe eine Karte mit Fundstellen nahe Tübingen.