Jun.-Prof. Dr. Fynn Holm
Forschungsprojekte
Transnationale Umweltgeschichte der japanischen Alpen
DFG-Emmy-Noether Programm (2024-2030)
Ziel dieses Projektes ist es, eine Umweltgeschichte der heute als japanische Alpen bekannten Region zu schreiben und zu untersuchen, wie anthropogene und umweltbedingte Veränderungen die wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung der Region geprägt haben. Die Umbenennung der zentralen japanischen Gebirgskette in Nihon Arupusu (japanische Alpen) im Jahr 1905 veränderte nicht nur die Wahrnehmung der Berge und ihrer Nutzung in Japan, sondern hatte auch materielle Auswirkungen auf die Gebirgsökologie, wie den Bau von Viehzuchtbetrieben, Staudämmen und Skigebieten, da die japanischen Akteure bestrebt waren, die westliche industrielle und touristische Nutzung der Berge nachzuahmen.
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Mensch-Wal Beziehung im historischen Japan
Im heutigen Diskurs wird Japan gemeinhin als «Walfangnation» mit einer angeblich jahrhundertealten, homogenen «Walfangkultur» dargestellt. In meiner Doktorarbeit habe ich gezeigt, dass nicht alle Küstengemeinden Teil dieser Walfangkultur waren. Die Fischereigemeinschaften im Nordosten Japans schützten oft Wale vor Walfängern aus anderen Regionen, da man glaubte, Wale seien die Götter des Meeres, die den Fisch an die Küste bringen. Bislang wurden die menschlichen Interaktionen mit Walen in der frühen Neuzeit ausschliesslich anhand des (proto-)industriellen Walfangs betrachtet. Indem ich mich jedoch auf japanische Gemeinschaften konzentriere, die keinen Walfang betrieben, konnte ich aufzeigen, dass die Menschen auf verschiedene Weise von der Anwesenheit der Wale profitierten, selbst wenn diese nicht aktiv gejagt wurden. Ich argumentiere, dass die menschlichen Interaktionen mit Walen vielfältiger waren als die einfache Jäger-Beute-Beziehung, die in der aktuellen Walfanggeschichtsschreibung beschrieben wird. Meine Forschung hat aufgezeigt, dass in Japan friedliche Formen der Koexistenz zwischen Menschen und Walen vorkamen, die nicht auf der Jagd der Wale beruhten.
Diskurse über die gegenwärtige japanische Walfangpolitik
Dieses Projekt untersucht die Gründe für den japanischen Rückzug aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) im Juni 2019 und die Auswirkungen, die die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs für die japanischen Walfanggemeinschaften an der Küste hat. Meine Recherchen haben ergeben, dass die japanische Regierung die IWC absichtlich ein Jahr vor den nächsten amerikanischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 verlassen hat, da sie davon ausging, dass die damalige Trump-Administration nicht daran interessiert war, einen Austritt aus einer internationalen Organisation zu sanktionieren. Meine Forschung konnte aufzeigen, dass viele der japanischen Walfangdörfer das Überleben ihrer Gemeinschaft mit der Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs verknüpft hatten. Gleichzeitig bleibt es unklar, ob eine solche Industrie langfristig wirtschaftlich lebensfähig ist.
Konzeptualisierung von Non-Human Agency
Das Ziel dieses interdisziplinären Forschungsprojekt war es zu analysieren, wie «Non-Human Agency» in der aktuellen akademischen Literatur konzeptualisiert wird. Zusammen mit der Anthropologin Dr. Anne Aronsson und der Japanologin Melissa Kaul, M.A. habe ich zwei Workshops an der Universität Zürich organisiert, deren Ergebnisse als Special Issue in dem Journal Relations. Beyond Anthropocentrism veröffentlicht wurden. Für das Special Issue haben Dr. Anne Aronsson und ich ein Essay über die mögliche «Non-Human Agency» von sozialen Robotern in japanischen Altersheimen geschrieben. Weiterhin haben wir über die artenübergreifenden Verstrickungen von SARS-CoV-Ausbrüchen auf chinesischen Tiermärkten in der Zeitschrift The Anthropocene Review publiziert. In unseren Artikeln haben wir argumentiert, dass in der akademischen Literatur drei verschiedene Arten von «Non-Human Agency» oft miteinander verwechselt werden: linguistic agency, attributed agency und inherent agency.