Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften

Dr. Sara Saeidi (Landesamt für Denkmalpflege BW)

Forschungsbereich Vegetationsgeschichte

Die vegetationsgeschichtlichen Arbeiten und das Team beim Landesamt für Denkmalpflege in Hemmenhofen

Die Aufgabe der Pollenanalyse und Dendrologie in dem Projekt ist, die wesentlichen Daten zur Vegetations- und Landschaftsgeschichte von Bad Waldsee und seinem Umland zu erheben. Sie werden ein wichtiger Beitrag zur Modellierung der Beziehung: Mensch – Klima – Umwelt sein. Außerdem werden Mikro- (10 - 150) und Makro-Holzkohlen (> 150 μm) untersucht, um die Feuergeschichte im Gebiet zu rekonstruieren. Diese Holzkohleanalyse wertet die Akkumulation von Kohlepartikeln im Sediment während und nach einem Brand quantitativ aus. Schichten mit sehr viel Holzkohle, sogenannte Holzkohle-peaks, sind Zeugen früherer Großbrände. Die Größe und Intensität des Brandes bestimmen die Entstehung und Verbreitung der Kohlepartikel. Das Feuer kann entweder weit entfernt, in der Nähe, oder unmittelbar am See stattgefunden haben, worüber die Partikelgröße Auskunft gibt. Anhand von Holzkohle- und Pollendaten aus demselben Bohrkern erhält man Aussagen über Klima, Vegetation, Feuer und menschliche Eingriffe in der Vergangenheit.

Die Pollenanalyse (Palynologie) befasst sich mit fossilen Pollen und Sporen. Es ist die wichtigste Methode zur Rekonstruktion früherer Vegetation. Pollendiagramme liefern einzigartige Einblicke in frühere und langfristige ökologische Muster und Prozesse wie Verbreitungsmuster und Ausbreitung von Gehölzen, Entstehung und Wandel von Pflanzengesellschaften und Biomen. Mit Pollenanalysen an Sedimenten kann auch die Antwort der Natur auf menschliche Eingriffe und andere Umweltveränderungen erkannt werden.

Zusätzlich zu Pollen- und Holzkohle-Analysen an Sedimenten zur Klärung der Umweltbedingungen kann der regionale Kontext und die lokale Klimageschichte durch Auswertung dendrochronologischer Daten geklärt werden. Dendrochronologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Jahrringen der Bäume befasst und damit auch jahrgenau datieren kann. Dendrochronologie ist die genaueste naturwissenschaftliche Datierungsmethode. Jahrringdatierungen sind jahrgenau, bisweilen sogar jahreszeitengenau. Durch baugeschichtliche Untersuchungen in Bad Waldsee und in benachbarten Städten sind eine große Menge dendrochronologischer Daten aus der Region vorhanden, beispielsweise aus dem Jahrringlabor Hofmann & Reichle, Nürtingen, und durch die Kooperation mit dem Projekt für uns verfügbar. Im Jahrringlabor des Landesamts für Denkmalpflege in Hemmenhofen können daraus artspezifische lokale und regionale Jahrringchronologien zur Klimarekonstruktion während Mittelalter und Neuzeit gewonnen werden.

Die vegetationsgeschichtlichen und dendrochronologischen Studien einschließlich der technischen Materialaufarbeitung werden von Spezialisten des Landesamts für Denkmalpflege in Hemmenhofen durchgeführt. Projektleiter vor Ort sind PD Dr. Elena Marinova-Wolff, die Leiterin des Labors für Archäobotanik, und PD Dr. Oliver Nelle, Leiter des dendrochronologischen Labors. Beteiligt sind auch Prof. Dr. Manfred Rösch als wissenschaftlicher Berater, Dr. Lucia Wick als Palynologin und Dr. Sara Saeidi GA als Assistentin.