Vortrag Dr. Mechthild Roos, Politikwissenschaft, Universität Augsburg "Das Europäische Parlament vor 1979"
Studium Generale-Reihe "EU vote! Analysen anlässlich der Europawahl 2024" am Mittwoch, 18-20 Uhr (c.t.), Hörsaal 25 im Kupferbau
Das Europäische Parlament trägt heute zahlreiche Merkmale einer klassischen Legislative. Es wurde im Jahr 1952 aber nicht als solche gegründet: Die damalige Versammlung sollte sich im wesentlichen einmal im Jahr treffen, um abzunicken, was die Vorgängerin der heutigen Kommission (die Hohe Behörde der Montanunion) im Vorjahr getan hatte. Den Namen "Europäisches Parlament" gaben sich die Mitglieder dieser Versammlung selbst – zusammen mit einer parlamentarischen Struktur und Arbeitsweise, obwohl nichts davon in den Gründungsverträgen der Europäischen Gemeinschaften vorgesehen war. Zwischen Krisen und Umbrüchen gelang es den frühen Europaabgeordneten, die Rolle und den Einfluss ihrer Institution im sich stetig wandelnden politischen System der Gemeinschaften auszubauen. Dieser Vortrag beleuchtet die Genese des Europäischen Parlaments in seinen Anfangsjahren. Das Spannungsverhältnis zwischen formalen vertraglichen Vorgaben und dem Selbst- und Europaverständnis der Abgeordneten spielt dabei eine zentrale Rolle, ebenso wie der Blick auf Strategien des europarlamentarischen Aktivismus, auf Momente des Scheiterns, aber auch auf – oftmals überraschende – Erfolge.