Martin Opitz (1597-1639) steht mit Person und Werk an einem Wendepunkt der deutschen Literaturgeschichte: Sein Buch von der deutschen Poeterey (1624), von dem Bemühungen um eine Neubegründung der deutschen Dichtung aus späthumanistischem Geist ausgehen, wird schon von den Zeitgenossen als epochale Zäsur verstanden. In engem Anschluss an die internationale Renaissanceliteratur und Gelehrtenkultur etabliert Opitz systematisch das Spektrum antiker und moderner Gattungen in Deutschland. In Bearbeitungen und Übertragungen werden nicht nur die klassischen genera, sondern auch neueste Formen wie Oper und Roman erstmals in einer elaborierten Volkssprache verfügbar. Angesichts der kaum zu unterschätzenden Bedeutung des Martin Opitz für die deutsche Literatur- und Kulturgeschichte, muss der Stand der editorischen Erschließung des deutschen Werkes jedoch als unbefriedigend bezeichnet werden. Die kritische Ausgabe der Werke, die unter der Ägide von George Schulz-Behrend zwischen 1968 und 1990 erarbeitet wurde, bricht nach dem insgesamt siebten Teilband (Bd. IV,2) ab. Für die nach 1630 entstandenen Schriften liegt bis auf geringe Ausnahmen keine kritische Edition vor. Darunter befinden sich – neben anderen – so bahnbrechende Texte wie das Lehrgedicht Vesuvius (1633), das Opernlibretto Judith (1635), die Übersetzung von Sophokles’ Antigone (1636) oder eine umfangreiche dreisprachige Epigrammsammlung mit dem Titel Florilegium variorum epigrammatum (1639). In Absprache mit dem Anton Hiersemann-Verlag (Stuttgart) und der Bibliothek des Literarischen Vereins (Stuttgart) erarbeitet der Lehrstuhl für Literaturgeschichte der Frühen Neuzeit in Kooperation mit der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Konzepte für eine Vervollständigung der kritischen Edition, die zunächst auf vier Teilbände angelegt ist. Die Ausgabe bleibt den Editions- und Kommentierungsprinzipien der erschienenen Bände verpflichtet, orientiert sich jedoch auch am Maßstab neuerer Editionen frühneuzeitlicher Autoren und Texte, nicht zuletzt an der Ausgabe der lateinischen Schriften (Opitius latinus) und des Briefwechsels. Die Edition ist als Hybride aus Printversion und digitaler Version angelegt und bietet so die Möglichkeit individuellen Zugangs. Neben der Möglichkeit ein Forschungskorpus zusammenzustellen („Mein Opitz“), werden gerade für diejenigen Texte, die immer wieder neu aufgelegt und verändert wurden, Wege gesucht, diese Mouvance darzustellen.
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Mitarbeiter:innen:
Isabel Janßen M.A. - wissenschaftliche Mitarbeiterin
Verena Feigelmann – studentische Hilfskraft
Lisa-Marie Gerle – studentische Hilfskraft
Juliane Grunwald – studentische Hilfskraft
Aylin Hohensee – studentische Hilfskraft
Sarah Reiners – studentische Hilfskraft