Radio-KHT
Personalisierte postoperative Radiochemotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren
Jährlich erkranken ca. 18000 Patienten in Deutschland an Kopf-Hals-Tumoren. Trotz modernster Therapieformen mit Kombinationen von Operation und adjuvanter Radiochemotherapie werden immer noch Rezidivraten von 30% 2 Jahre nach Therapieende beobachtet. Dabei zeigt sich eine große Heterogenität des Rezidivrisikos mit bis zu 50% bei der Hochrisikokonstellation p16 negativ, R1-Resektion, extrakapsulärer Lymphknotenbefall. Dem Rezidivrisiko steht eine erhebliche therapeutische Morbidität und Langzeitmortalität gegenüber, die u.a. durch persistierende Schluckstörung mit Aspiration bedingt ist. Trotz des offensichtlichen Bedarfs einer biologischen Stratifizierung sind bisher keine Kriterien für die Personalisierung der postoperativen Radiochemotherapie bezüglich Eskalation bei Hochrisiko und Deeskalation bei Niedrigrisiko etabliert. Bislang existieren keine multiparametrischen Modelle zur biologisch stratifizierten, personalisierten Radiochemotherapie im Anschluss an die Operation von Kopf-Hals- Tumoren. Ein solcher systembiologischer Ansatz ist mit konventioneller Methodik nicht testbar und erfordert eine Bearbeitung in einem Konsortium mit Expertise im Bereich der multiparametrischen Hochdurchsatzdaten in Assoziation mit klinischen Ergebnissen.
Ziel dieses Demonstratorprojektes in Kooperation mit Arbeitsgruppen aus verschiedenen Bereichen des ZPMs wie den Hochdurchsatzverfahren oder der funktionellen und molekularen Bildgebung ist es, die klinische Machbarkeit einer patientenbezogenen Integration von komplexen, multiparametrischen, tumorbiologischen Daten (NGS, radio-biologische Tests zur intrinsischen Strahlensensitivität, funktionelle multi-parametrische MR/PET Bildgebung , Radiomics-Ansätze) zur Evaluation eines konkreten klinischen Ansatzes der Personalisierten Medizin nachzuweisen.
Zentrale Ziele
- Rekrutierung von Patienten für eine klinische Phase II Studie zur personalisierten, postoperativen Radiochemotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren
- Ermittlung des postoperativen, radiotherapeutischen Zielvolumens durch präoperative funktionelle MR/PET Bildgebung, individuell für jeden Patienten nach Tumorlokalisation und Resistenz (Klinischer Endpunkt ist die 2-Jahres-Rezidivrate)
- Erarbeitung von Bestrahlungsplänen anhand der multi-parametrischen Analyse der MR/PET Daten
- Bestimmung der zellulären Strahlenempfindlichkeit an ex-vivo Tumorpräparaten, die während der OP entnommen werden
- Mutationsanalyse mittels NGS Panelsequenzierung von ca. 300 onkologisch relevanten Genen sowie Detektion von CopyNumberVariations (CNVs) durch Micro-Array Analysen (in Kooperation mit dem Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik)
- Entwicklung eines systembiologischen Modells durch Integration der Daten in ein multiparametrisches Tumor Control Probability (TCP) Modell (in Kooperation mit dem QBiC)
- Entwicklung eines robusten decision support systems für die personalisierte Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren