Aktuelle Berichte und Informationen

Lehrstuhlteam führt weitere Fortbildungsmodule im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart durch

„Gerade bei Bestattungen kommen wir als pastorale Mitarbeiter:innen nach wie vor mit Menschen innerhalb für sie oft extrem existentiell bedeutsamer Lebens­phasen in Kontakt, die ansonsten mit Glaube und Kirche keine oder nur noch sehr sporadisch Berührung haben. Das sind schon besondere Heraus­forderungen, aber macht auch große Freude, da begleiten und nahe an den Menschen dran sein zu können“, so eine der Äußerungen während des Moduls 2 innerhalb des Zyklus „‘Du bist vom Tode auferstanden …‘:  Trauer und christ­liche Auferstehungs­hoffnung in der kirchlichen Bestattungs­feier pluralitäts­sensibel gestalten“.

Nach einem ersten digitalen Modul mit Prof. Stephan Winter trafen sich dazu 30 Mitglieder des Pastoralen Dienstes der Diözese Rottenburg-Stuttgart Ende September auf der Liebfrauen­höhe bei Rottenburg. Liturgie­theologische Impulse von Dr. Lisa Kühn (s. Foto zusammen mit Jörg Müller vom Institut für Pastorale Bildung der Erzdiözese Freiburg, der an der Fortbildung teil­genommen hat) und Prof. Winter sowie intensiver kollegialer Austausch prägten die anderthalb­tägige Fort­bildung. Ein weiteres digitales Modul unter Leitung von Pfarrvikar Dr. Serge-Faustin Yomi zu Inkulturations­prozessen bei Bestattungs­ritualen am Beispiel der Côte d'ivoire wird den Zyklus abschließen.

Damit geht auch die Konzeptionierungs­phase des Kooperations­projekts zur litur­gischen Bildung des Pastoralen Dienstes, das Diözese und Lehrstuhl vor drei Jahren gestartet hatten, zu Ende. Eine Weiter­führung der Zusammen­arbeit wird derzeit konzipiert. Darüber, dass sie angesichts der Gestaltungs­aufgaben, die sich aufgrund der massiven Veränderungen in Pastoral wie universitärer Theologie stellen, grund­sätzlich wertvoll ist, sind sich die Beteiligten einig. Das zeigt sich nicht zuletzt dann, wenn der wechsel­seitige Austausch über gesell­schaftlich so wichtige Handlungs­felder wie die rituelle Begleitung am Lebens­ende und in Trauer angesichts des Verlustes nahe­stehender Menschen so fruchtbar ist, wie innerhalb dieses Fortbildungs­zyklus.


Vorstand des Kunstvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart macht Exkursion nach Maria Hilf in Aichtal Grötzingen und dankt Michaela A. Fischer für langjähriges Engagement

Nahezu zwanzig Jahre hat die Ilsfelder Künstlerin Michaela A. Fischer sich in ver­schiedenen Funk­tionen - zuletzt als stell­vertretende Vor­sitzende - für den Kunst­verein der Diözese Rottenburg-Stuttgart engagiert. Das war Anlass für eine Ex­kursion des Vorstands, dem Prof. Winter als Schrift­führer angehört, nach Aichtal-Grötzingen: Dort wurde in der Kirche Maria Hilfe der Christen vor einigen Monaten der eindrucks­volle Kreuz­weg ein­geweiht, den Fischer für die Gemeinde geschaffen hatte.
Die Roh­bronze-Reliefs setzen sich durch reduzierte Formen konzentriert mit dem Leiden, Sterben und dem Geheimnis der Auf­erweckung Jesu Christi auseinander. „Es ist ein ein­drückliches Zeichen, dass die Gemeinde in Grötzingen mit dem neuen Kunst­werk von Frau Fischer setzt. Der Kreuz­weg beginnt schon vor der Kirche und führt dann nach innen. Wenn wir ihn gehen, nehmen wir das Leid und die Not der Welt mit hinein in die Kirche und in unseren Glauben. Wir ver­drängen es nicht. Wir werfen es vor Gott hin und rufen ihm zu: Was soll das!? Gleichzeitig führt uns der Kreuzweg auch vor Augen, dass Gott dieses Leid durchbrechen kann. Nichts kann diesen Funken der Hoffnung so eindrücklich darstellen wie die Kunst“, so Weihbischof Dr. Gerhard Schneider, der auch beim Treffen des Vorstands Dankes­worte für Frau Fischer sprach, seinerzeit bei der Einweihung.
Die Künstlerin selbst führte diesmal in ihr Werk ein (siehe oberes Foto). Prof. Winter hob etwa zur Station "Jesus wird ins Grab gelegt" (siehe unteres Foto) hervor, wie intensiv hier die Bedeutung des Sterbens Jesu als Geschehen dar­gestellt werde, in dem sich für die Menschen aller Zeiten wie alle leidende Kreatur der Himmel ein für alle Mal geöffnet hat, im biblischen Text u. a. ausgedrückt durch das Zerreißen des Tempel­vorhangs "von oben nach unten" (vgl. Mk 15,38).


Internationales Forschungsprojekt „Vatican II: Event and Mandate“ – Arbeitsgruppe „Sacrosanctum Concilium“ traf sich in Frankfurt

Anfang Sep­tember konnte sich – maß­geblich finanziert durch Mittel der Deutschen Forschungs­gemein­schaft – im Rahmen des großen inter­nationalen Forschungs­projektes „Vatican II: Event and Mandate“ die Arbeits­gruppe zur Kommen­tierung der Liturgie­konstitution Sacrosanctum Concilium in Frankfurt am Main treffen. Die Philosophisch-Theologische Hoch­schule Sankt Georgen bot unserer wie einigen weiteren Gruppen optimale Bedingungen, um intensiv am inter­kontinentalen Kommentar zu den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils weiter­zuarbeiten. Alle Beteiligten waren sich einig, dass dieses erste (und voraus­sichtlich einzige) analoge Treffen beinahe aller Gruppen­mitglieder ein wichtiger Meilen­stein für das Projekt war. Kreative Prozesse lassen sich eben doch in physischer Kopräsenz besser voran­treiben, als ausschließlich in digitalen Räumen. Aber deutlich wurde auch, dass noch einige Schritte zu gehen sind, bis dann der Text – voraus­sichtlich im Sommer 2025 – hoffentlich abgeschlossen werden kann. Wie verschiedene Rück­meldungen bereits auf und nach dem Treffen der Arbeits­gruppen­leiter:innen, das vor einigen Wochen in Rom stattgefunden hat, gezeigt haben, gibt es innerhalb einer Kirche, die sich um stärker synodale Ent­scheidungs­strukturen bemüht, an diesem Projekt jedenfalls großes Interesse.

Bild – von rechts nach links: Guillermo Rosas SSCC, Chile; Pfr. Serge-Faustin Yomi, Côte d’Ivoir/Tübingen; Ft. Joseph Grayland, Neuseeland/Würzburg, bislang auch Tübingen; Sr Carmel Pilcher RSJ, Australien/Fidschi; Frédérique Poulet, Paris; Anthony Ruff OSB, USA; Rita Ferrone, USA; die beiden Arbeitsgruppenleiter Martin Stuflesser, Würzburg, und Stephan Winter, Tübingen.


Forschungsprojekt zu rituellen und pastoralen Praktiken in Pandemiesituationen erfolgreich abgeschlossen

Angesichts der COVID-19-Pandemie hatten die Lehrstühle für Liturgiewissenschaft in Tübingen (Junprof.in Dr. Lea Lerch, mittlerweile Würzburg, und Prof. Dr. Stephan Winter) und Erfurt (Prof. Dr. Benedikt Kranemann) ein digitales internationales Fachgespräch (in zwei Etappen) zu rituellen und pastoralen Praktiken in Epidemien/Pandemien organisiert. Im Fokus waren entsprechende Ereignisse vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Jetzt ist in der renommierten Reihe „Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen“ ein Sammelband mit den Ergebnissen erschienen. Fachleute aus verschiedenen Disziplinen erschließen darin in biblisch geprägten Traditionen entwickelte Kulturtechniken, die Gesellschaften entwickelt haben, um das bedrohliche und katastrophale Geschehen zu deuten, sowie Hilfen dafür zu geben, mit dem Widerfahrenen umzugehen. Gezeigt wird, wie solche Praktiken Hoffnungsperspektiven eröffnen, Orientierung für Leben und Glauben geben, darin aber auch scheitern können. Die Aufsätze aus Theologie und Kulturwissenschaften zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass sie auch Quellentypen bzw. Zusammenhänge in den Blick nehmen, die bislang weniger im Fokus der Forschung waren, etwa Andachts- und Gesangbücher, Passionsspiele, Wallfahrten und Raumbildungsprozesse. Liturgie wird dabei als integraler Bestandteil eines religiös geprägten Daseins begriffen. Die Studien zeigen außerdem, dass gottesdienstliches und pastorales Handeln nur innerhalb des soziokulturellen beziehungsweise lebensweltlichen Umfelds verstanden und gewichtet werden kann.


Safe the Date: Exkursion nach Konstanz und auf die Insel Reichenau (18.–20.10.24)

Im Winter­semester wird ein liturgie­wissen­schaftliches Haupt­seminar zum Thema „Liturgie und Synodalität: Impulse aus der und für die Liturgie aus den Prozessen rund um die Welt­synode der römisch-katholischen Kirche“ statt­finden. Inner­halb eines ersten Blocks wird vom 18.–20.10.24 eine Exkursion nach Konstanz als Stadt eines ebenso berühm­ten wie um­strittenen Konzils stattfinden, das 1414 bis 1418 auch um Fragen der kirch­lichen Ver­fassung gerungen hat. Integriert werden voraus­sichtlich ein Besuch der Insel Reichenau und der Landes­aus­stellung „Welterbe des Mittel­alters 1300 Jahre Kloster­insel Reichenau“ sowie des Konstanzer Münsters.

Genauere Infor­mationen folgen zu einem späteren Zeit­punkt. Interessierte mögen sich aber den Termin frei­halten.


Hauptseminar „An Grenzen feiern“ macht Exkursion nach Berlin

Im Juni 2024 machte sich unter der Leitung von Dr. Lisa Kühn und Dr. Joseph Grayland eine Gruppe Tübinger Theolog:innen auf den Weg nach Berlin, um sich dort mit Fragen zum Seminar-Thema „An Grenzen feiern. Zeitgenössischen Räume des Heiligen" auseinanderzusetzen. 

In Berlin besuchte die Exkursionsgruppe, die noch durch weitere Studierende vom Campus für Theologie und Spiritualität ergänzt wurde, unter anderem die Gedenkstätte Plötzensee und weitere Gedenkorte. Bei Gesprächen mit Expert:innen vor Ort lernten die Studierenden unter anderem die Berliner Citypastoral näher kennen. Auch ein interreligiöser Stadtspaziergang, eine Stadionführung bei Union Berlin und einige weitere Programmpunkte machten die Exkursion zu einem vielfältigen und spannenden Trip.

Zum Bericht


Arbeitstreffen "Vatican II: Event and Mandate" in Rom

Seit vielen Jahren läuft bereits das große Projekt „Vatican II: Event and Mandate. Intercontinental History and Commentary. Reception and Orientations for the Life of the Church“. Professor Winter leitet gemeinsam mit Kollegen Martin Stuflesser aus Würzburg die Arbeitsgruppe zur Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium. Gerade ist ein intensives Arbeitstreffen aller Arbeitsgruppenleiter:innen zu Ende gegangen, dass im CIAM in Rom stattgefunden hat. Die Weichen wurden gestellt, um dieses auf zwölf Bände angelegte Kommentarwerk nun in die Publikationsphase zu überführen. Die Arbeitsgruppe zu SC wird sich dann voraussichtlich im September in Frankfurt treffen, um diesen Teil des Kommentars weiter voranzubringen.


Online-Umfrage zu den Großgottesdiensten des Katholikentags 2024 in Erfurt

Während des Katholikentags in Erfurt führte der Lehrstuhl zusammen mit Wissenschaftlern der Uni Witten/Herdecke eine digitale Umfrage durch. Im Blick der Umfrage waren die beiden Großgottesdienste am Donnerstag- und Sonntagmorgen. Die Auswertung soll bei der Vorbereitung künftiger Katholikentage eine Hilfe sein. Zur Umfrage eingeladen sind sowohl diejenigen, die auf dem Erfurter Domplatz teilgenommen haben, als auch diejenigen, die über Medien oder das Internet dabei waren. 

In der Vergangenheit hatte es bereits ein Forschungsprojekt und eine Publikation zur Wirkungsästhetik der Großgottesdienste des Katholikentages 2018 in Münster gegeben. 

Zur Umfrage


Erstes Doppelheft der ThQ 2024 online erschienen

„Die Welt ist in Bewegung. Was in anderen Zeiten hoffnungsvolle Erwartungen geweckt haben mag, ist angesichts der dramatischen Umbrüche der letzten Jahre für viele in Europa heute eine beunruhigende Feststellung. Kriege und Klimawandel erzeugen Verunsicherung und Desorientierung. […] Weit weniger in den Blick kommen die Konsequenzen, die jene zu tragen haben, für die auch der Status quo ante bereits ein Kampf um Würde und bisweilen sogar das Überleben war: indigene und rassifizierte Bevölkerungsgruppen, Land- und Staatenlose, Migrant:innen und Flüchtlinge, Arbeiter:innen im Sorgebereich und im informellen Sektor, Menschen in Konfliktherden außerhalb der globalen Aufmerksamkeit etc. 

Mit der Welt sind auch die Religionen und Kirchen in Bewegung. Selbst wenn es aus (west)europäischer Perspektive bisweilen nicht so scheint: Das globale Christentum, und mit ihm die katholische Kirche, befindet sich in einem rasanten Transformationsprozess – demografisch wie kulturell und spirituell, sozial und politisch. […] Dass die künftige Gestalt der katholischen Kirche jedenfalls eng damit zusammenhängt, wie sie sich zu den aktuellen sozialen, politischen, kulturellen, und ökonomischen Veränderungsprozessen verhält, zeigt sich ex negativo darin, dass gerade jene, die auf besonders radikale Formen der kirchlichen ‚Entweltlichung‘ drängen, auch besonders häufig in allzu weltliche Allianzen von Kirche und Politik zurückfallen. In politischer wie kirchlicher Hinsicht gilt: Wer Bewegung nicht bloß passiv erleiden möchte, muss sie aktiv gestalten, sich also auch selbst in Bewegung setzen. Dafür braucht es gerade in komplexen und unübersichtlichen Situationen klare Kriterien und den Mut, auch ungewöhnliche Bündnisse einzugehen.“

Hierbei spielen nicht zuletzt die Option für die Armen wie die so genannten Popularen Bewegungen eine zentrale Rolle, wie auch Papst Franziskus stark betont. „Sowohl die Option für die Armen wie der Dialog mit den Sozialen und Popularen Bewegungen lassen sich mit und über Franziskus hinaus weiterentwickeln, wenn man sie mit den Fortschreibungen verbindet, die die Befreiungstheologie(n) in den letzten Jahrzehnten im Dialog mit feministischen, rassismuskritischen, post- und dekolonialen Ansätzen erfahren hat bzw. haben. Dieses Heft gibt davon einen exemplarischen Eindruck. Die Beiträge stammen aus einem Symposium des internationalen Forschungsnetzwerkes zum Denken des spanisch-salvadorianischen Befreiungstheologen und Jesuiten Ignacio Ellacuría (1930–1989), das im Juli 2022 mit Unterstützung von DFG, Misereor und Adveniat an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen zum Verhältnis von Theologie und neuen Sozialen und Popularen Bewegungen stattgefunden hat.“

(aus dem Editorial)

 

Unlängst ist das erste Doppelheft der ThQ 2024 mit einem Schwerpunkt auf Beiträgen zur Rezeption des spanisch-salvadorianischen Befreiungstheologen und Jesuiten Ignacio Ellacuría (1930–1989) vollständig online erschienen. Außerdem enthält diese Doppelnummer der ThQ weitere interessante Beiträge, etwa den Text der Tübinger Antrittsvorlesung unserer Fundamentaltheologin Saskia Wendel.

Dass diese Ausgabe der ThQ diesmal vollständig auch digital zugänglich ist, ist einmal dem Umstand geschuldet, dass außergewöhnlich viele Beitragende aus anderen als dem deutschsprachigen Raum stammen, und Ihnen und Ihren Arbeitszusammenhängen das Heft so rasch und unkompliziert zur Verfügung gestellt werden soll. Es ist aber auch eine Richtungsanzeige für die zukünftige Entwicklung, die die Herausgeber:innen voranbringen wollen: Angestrebt wird eine stärkere digitale Präsenz dieser weltweit ältesten theologischen Fachzeitschrift.

Hier gelangen Sie zur Zeitschrift.


Jugendkreuzweg mit MoveDove

Die Jugendkirche Tübingen veranstaltete am Palmsonntag ein Konzert mit Projektion. Akteur:innen waren MoveDove (Luis Weiß, Sara Decker, Lukas Schäfer) und Jugendseelsorger Markus Neff. Die Projektionen des Jugendkreuzwegs ICON wurden verwoben mit Psalmvertonungen von Luis Weiß, die mit Vocoder (einer speziellen Vokalsynthese) umgesetzt sind. Weiß ist Kirchenraummusiker in Köln und entwickelt liturgiesensibel innovative Kirchenmusik. Er ist zudem als Musiker des Synodalen Wegs bekannt. Die intensive Stimmung in der Jugendkirche, die durch den Zusammenklang von Text, Musik und Bild erzeugt wurden, luden zur persönlichen Reflexion ein und stimmten die Besuchenden auf die Karwoche ein. 

Ankündigung und Proben-Einblick im Instagram-Profil der Jugendkirche Tübingen


Aufsatz zu liturgischer Bildung von Lisa Kühn und Stephan Winter

Schon seit einiger Zeit bildet - vom Habilitationsprojekt von Dr. Lisa Kühn her - die Transformation liturgischer Bildung innerhalb pluralistischer Kontexte einen Forschungsschwerpunkt am Lehrstuhl. Unter anderem läuft hierzu ein durch die Diözese Rottenburg-Stuttgart gefördertes Drittmittelprojekt, in dessen Rahmen eine Gesamtkonzeption liturgischer Fortbildung für den Pastoraldienst entwickelt worden ist, die derzeit erprobt wird. In einem Aufsatz für eine Sonderausgabe von Religions zu Ansätzen liturgischer Bildung in verschiedenen soziokulturellen Kontexten haben Lisa Kühn und Stephan Winter - tatkräftig unterstützt von Dr. Joseph Grayland, derzeit Gastwissenschaftler am Lehrstuhl - wichtige Forschungsergebnisse vorgestellt. Sie finden den Text online kostenlos zum Download.


Prof. Winter hält bei zwei Tagungen Vorträge

Prof. Winter hat in den vergangenen Tagen zu zwei Tagungen jeweils einen Vortrag beigesteuert:

Das vierte internationale Pius-Parsch-Symposium, das in Klosterneuburg stattgefunden hat, war diesmal dem Thema „Bibel und Liturgie – Das Wort Gottes in der Liturgietheologie bei Pius Parsch und in der Liturgischen Bewegung“ gewidmet (Programm). Prof. Winter hat den Eröffnungsvortrag gehalten und darin vor allem anhand von Positionsbestimmungen bei Parsch, Romano Guardini und Josef Andreas Jungmann deutlich gemacht, dass die Liturgische Bewegung offenbarungs- und israeltheologisch defizitär ist gegenüber dem, was später in der Offenbarungskonstitution Dei verbum und der Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Nostra aetate – auch von Theologien des Wortes Gottes her – entwickelt wurde. Winter hob dabei hervor, dass es nicht um eine ahistorische Beurteilung zeitlich früher formulierter Positionen von Errungenschaften des Konzils bzw. der nachkonziliaren Theologie her gehe; dennoch hätten bereits in den Jahrzehnten vor dem Konzil alternative Ansätze zum so genannten Stockwerkdenken der Neuscholastik – z. B. in der Nouvelle Théologie – und zu substitutionstheologischen Sichtweisen auf das ersterwählte Volk und dessen Erfahrungen der Anrede Gottes zur Verfügung gestanden; letztere habe etwa Johannes XIII. bereits in einer Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte für die Juden Ende der 1950er Jahre aufgegriffen. Anders gesagt: Aus der Liturgischen Bewegung seien jedenfalls die entsprechenden Impulse für die genannten Weichenstellungen des Konzils nicht hervorgegangen bzw. befördert worden. Diese Beobachtungen könnten, so Winter in einem abschließenden Plädoyer, heutige Liturgietheologie ermuntern, sich auch angesichts der aktuellen Lage im Nahen Osten und den Herausforderungen, die sich für jedwedes Offenbarungsdenken im Anthropozän ergeben, mit ihren spezifischen Ressourcen konstruktiv in laufende Ressourcen einzubringen. – Die Beiträge zum Symposium werden zeitnah innerhalb eines Dokumentationsbandes zugänglich gemacht, der in den Pius Parsch-Studien erscheinen wird.

Der zweite Vortrag war eine Response im Rahmen des interdisziplinären Workshops „Epistemologien der Ränder“ auf einen Beitrag der Luzerner Fundamentaltheologin Margit Wasmaier-Sailer. Theologen:innen verschiedener Disziplinen hatten sich dazu im Haus am Dom in Frankfurt am Main getroffen. Im Workshop ging es um die konstruktive Aufarbeitung jüngster, kontroverser Debatten, in denen in erkenntnistheoretischer, methodologischer bzw. begründungstheoretischer Hinsicht diskutiert wurde, welche Rationalitätstypen für eine zeitgemäße wissenschaftliche Theologie brauchbar und zielführend sein könnten. Zu den Protagonisten dieser Debatten gehören u. a. der Münchner Fundamentaltheologe Thomas Schärtl-Trendl und der Bochumer Philosoph Benedikt Paul Göcke als Vertreter einer Analytischen Theologie sowie als Vertreter einer kontextuell und kulturalistisch ausgerichteten und insofern grundsätzlich praktisch orientierten Theologie Christian Bauer, Münster, sowie Michael Schüßler, Tübingen (hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Texte). Wasmaier-Sailer beschäftigte sich vor diesem Hintergrund mit den Möglichkeiten einer heutigen Kant-Lektüre, die dessen blinde Flecken nicht aussparen dürfe. Insofern habe man auch dessen rassistische, misogyne und antijudaistische Haltung gezielt zu thematisieren. Nur so lasse sich ggf. an Stärken seines Werkes bzw. am von ihm entwickelten Universalismus in aktuellen Diskursen fruchtbar anknüpfen. Stephan Winter hat im Anschluss in kritischer Auseinandersetzung mit Kants Charakterisierung des rituellen Gottesdienstes als „Afterdienst“ im vierten Stück der Religionsschrift stark zu machen versucht, dass religiöse wie andere rituell geprägte Handlungskontexte im besten Fall zur Formierung intellektueller Tugenden im zuvor von Wasmaier-Sailer beschriebenen Sinne beitragen. Rituelles Handeln macht es nämlich erforderlich, eigene Einstellungen und Absichten bewusst hintanzustellen zugunsten einer kollektiven Intentionalität. Womöglich liegen hier angesichts zunehmend zerbrechlicher Lebenswelten und planetarischer Krisen wertvolle Ressourcen, um innerhalb diverser soziokultureller Kontexte die so notwendigen Konsensbildungen in Weltdeutungsprozessen voranzubringen. – Die Beiträge des Workshops werden voraussichtlich in einer Ausgabe der Münchener Theologischen Zeitschrift erscheinen.


Diakonweihe Patrick Kurfess

Am 24.02.2024 hat Weihbischof Dr. Gerhard Schneider Patrick Kurfess und Tim Miller im Rottenburger Dom zu Diakonen ordiniert. Patrick Kurfess war einige Semester als studentischer Mitarbeiter am Lehrstuhl tätig. Er hat dabei u. a. mit hohem Engagement in einem Forschungsprojekt zu ritueller Praxis unter Pandemiebedingungen mitgearbeitet, Publikationslisten aktuell gehalten und die Website mit betreut. Danke an dieser Stelle für seine Mitarbeit und vor allem vom ganzen Lehrstuhlteam Gottes reichen Segen für den Dienst als Diakon und die weiteren Schritte der Ausbildung!

Hier geht es zu einem kurzen Bericht auf der Seite des Priesterseminars der Diözese Rottenburg-Stuttgart.


Verabschiedung von Bernadette Frey-Dupont

1990 holte Prof. Peter Hünermann die gelernte Einzelhandelskauffrau und Diplom-Sekretärin als Sekretärin an den damaligen Lehrstuhl für Dogmatik, nachdem Sie einige Jahre in der Modebranche in verschiedenen Funktionen tätig gewesen war. An diesem Lehrstuhl blieb sie auch unter Hünermanns Nachfolger Prof. Thomas Freyer und in der Zeit, als die Professur länger gar nicht oder nur sporadisch besetzt werden konnte. Schließlich war sie dann bei Dr. Sebastian Pittl tätig, der die mittlerweile strukturell als Abteilung geführte Einheit als Akademischer Rat übernommen hatte, bevor sie als Lehrstuhlsekretärin zu JunProf. Thomas Jürgasch in der Alten Kirchengeschichte und Prof. Stephan Winter in der Liturgiewissenschaft wechselte. Zugleich war Frau Frey-Dupont seit Langem mit einem Anteil ihrer Stelle für das Dekanat aktiv. U. a. oblagen ihr die Aufstellung von Lehrveranstaltungsübersichten, die Raumplanung und die Dokumentation der Lehrdeputate.

In den Jahrzehnten hier an unserer Fakultät hat sich Frau Frey-Dupont durch ihre kompetente, verlässliche und ebenso sympathische wie sehr klare Art hohen Respekt bei den Mitarbeitenden wie den Studierenden erworben. Wir sind ihr sehr dankbar für das hohe Engagement, mit dem sie sich in all der Zeit eingebracht hat. Sie hat sich dabei zudem immer mit der Fakultät identifiziert.

Danke, liebe Frau Frey-Dupont, für Ihr vielfältiges Wirken! Ihnen und Ihrer ganzen Familie Gesundheit und hoffentlich noch viel schöne gemeinsame Zeit – und vor allem anderen: Gottes reichen Segen für den neuen Lebensabschnitt!


Lehrstuhl-Ausflug ins Kloster Reute

Am 22.02.2024 begaben sich einige Mitglieder des Lehrstuhls zusammen mit weiteren interessierten Studierenden zu einem gemeinsamen Ausflug ins oberschwäbische Franziskanerinnen-Kloster Reute, welches sich in Anbetracht der sinkenden Schwestern-Zahlen und aufgrund veränderter gesellschaftlicher Bedingungen seit einigen Jahren stark strukturell umgestaltet. Auf dem Hinweg machten die Tübinger einen kurzen Halt beim barocken Münster Unserer Frau in Zwiefalten.

In Reute gab dann Projektkoordinator Claus Mellinger der Gruppe, nach einem herzlichen Empfang und einem kurzen Kennenlernen mit Generaloberin Sr. Maria Hanna Löhlein, eine private Baustellen-Führung, welche beim ersten finalisierten Teil-Projekt, dem neu gestalteten Friedhof, startete und dann in die inzwischen leere Franziskus-Kapelle und durch das im Umbau befindliche Mutterhaus führte. Überall wurde deutlich, wie sehr bei der Planung trotz der enormen Größe des Gesamtprojekts auf die Details geachtet wurde. Die Spiritualität der Gemeinschaft und der für den Umgestaltungs-Prozess gewählte Leitspruch „einfach offen und nah“ spiegeln sich in vielen Punkten wider. Auch die 150-jährige Geschichte der Gemeinschaft soll auf dem Klosterberg der Zukunft - mal ganz offensichtlich, mal eher subtil - einen Platz haben. So sind beispielsweise nun auf den Steinen des Friedhof-Labyrinths die Namen und Professdaten aller über 3.300 Schwestern seit der Gründung des Klosters verewigt und in den Stampflehm-Wänden der neuen Aussegnungshalle ist Boden aus vielen Wirkorten der Schwesterngemeinschaft verarbeitet. 

Nach der Führung kam der vom Projekt spürbar begeisterte Claus Mellinger bei Kaffee und Gebäck weiter mit der Gruppe über das spannende Großprojekt ins Gespräch. Er erklärte der Gruppe beispielsweise, wieso man sich zu dem teuren und anstrengenden Plan entschieden hatte und wie bei der Erarbeitung des „Masterplans“ die Ideen und Überlegungen diverser Expert:innen nicht nur mit den Wünschen der Schwestern, sondern zum Beispiel auch mit Fragen der Nachhaltigkeit und Bedürfnissen der Ortschaft Reute in Einklang gebracht werden sollten. Zugleich betonte er den experimentellen und offenen Charakter des Projekts, bei dem sowohl ein Gelingen als auch Scheitern möglich sei, wobei die Gemeinschaft generell hoffnungsvoll und zuversichtlich auf die Pläne blicke.

Zum Schluss statteten die Tübinger der Seligen „Guten Beth“, der sogenannten „Passionsblume Oberschwabens“, deren Grab sich in der Wallfahrts- und Pfarrkirche St. Peter und Paul auf dem Klosterberg befindet, noch einen kurzen Besuch ab, bevor man beseelt von dem interessanten Tag nach Tübingen zurückfuhr.

Für die überaus große Gastfreundschaft danken wir dem Kloster Reute und insbesondere Herrn Mellinger herzlich! Wir wünschen den Franziskanerinnen von Reute gutes Gelingen bei der Umsetzung ihrer ambitionierten Pläne!


Oberseminar in Erfurt

Am 12. Und 13. Februar 2024 fand ein gemeinsames Oberseminar der Lehrstühle für Liturgiewissenschaft der Universitäten Erfurt, Paderborn, Tübingen und Freiburg statt.

Lehrstuhlinhaber:innen, Mitarbeiter:innen und vielversprechende wissenschaftliche Nachwuchskräfte dieser Lehrstühle trafen sich  in den schönen Räumlichkeiten der Villa Martin auf dem Campus der Uni Erfurt, um in angenehmer Atmosphäre und in angeregter Weise über momentane wissenschaftliche Projekte zu diskutieren. In der Folge glückte ein für den gegenwärtigen Diskurs im bundesdeutschen Gebiet fruchtbarer Austausch über die spezifischen Problemhorizonte und Lösungswege der gegenwärtigen Liturgiewissenschaft. 

Zu der Runde der Teilnehmenden gehörten unter anderem Prof. Benedikt Kranemann (Erfurt), Prof. Stephan Wahle (Paderborn), Prof. Stephan Winter (Tübingen), Dr. Nicole Stockhoff (Freiburg), Dr. Lisa Kühn (Tübingen und Osnabrück), Dr. Joseph Grayland (Tübingen und Palmerston North/NZ), Dr. Jürgen Riegel (Tübingen und Trier) und Jack Henshaw (Tübingen).

Für Tübingen bereicherte Dr. Joseph Grayland den Austausch, indem er durch eine fundierte und ansprechende Präsentation liturgischer Praxis in seinem Heimatland Neuseeland veranschaulichte, wie man Inkulturation, jenseits der bekannten westeuropäischen Einstellungen, ganz anders denken und liturgisch verwirklichen kann. Dr. Lisa Kühn präsentierte einen von Ihr und Prof. Winter gestalteten Kurs zu liturgischer Bildung für die haupt- und nebenamtlichen pastoralen Mitarbeitenden der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Als Hauptverdienst dieses Projektes kann wohl angesehen werden, dass es die Ausrichtung nach dem in der gegenwärtigen Pädagogik sonst stark beachteten Maßstab der Kompetenzorientierung endlich auf für kirchlich organisierte Ausbildungsformate anwendet und fordert. Dr. Jürgen Riegel stellte sein Habilitationsprojekt vor, welches die anregenden liturgietheologisch-anthropologischen Überlegungen Maurice Festugières (†1950) dem Vergessen entbergen soll, dem diese in der Liturgiewissenschaft des deutschsprachigen Raumes größtenteils anheimgefallen sind.  Angeregte Gespräche wurden auch über die vorgestellten Projekte eines Fach-Aufsatzes zu den Chancen und Herausforderungen der liturgischen Praxis im Kontext der Geronto-Psychiatrie (Antonia Löffler) und einer Magisterarbeit zu besonderen Konstellationen kirchlicher Segenspraktik am Beispiel der Einsegnung von Einsatzfahrzeugen (Tobias Kraft) ausgelöst. 

Das gemeinsame Oberseminar wurde, genauso wie die ebenfalls kooperativ angelegten Oberseminare der vergangenen Semester, welche bislang online abgehalten wurden, als allseits bereichernd erfahren. Deshalb wurde eine Fortsetzung dieses Formats beschlossen. Der Tübinger Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft dankt den Erfurter Kolleg:innen für die Einladung und Gastfreundschaft in diesem Jahr.


Segnungsfeiern für Paarbeziehungen in ihre Vielfalt – Impulse zu einer brisanten Kontroverse

Seit Langem und derzeit sehr intensiv wird in der römisch-katholischen Kirche weltweit sehr kontrovers diskutiert, wie menschliche Paarbeziehungen, die nicht dem ‚klassischen‘ Verständnis der Ehe von Mann und Frau entsprechen, rituell-gottesdienstlich positiv gewürdigt werden können bzw. dürfen. Auch unser Lehrstuhlteam diskutiert entsprechende Themen immer wieder und bringt sich aktiv in die aktuellen Diskurse ein. So haben Dr. Lisa Kühn, Dr. Joseph Grayland und Prof. Stephan Winter schon vergangenen Oktober im Rahmen eines größeren Kooperationsprojekts eine Fortbildung mit dem Thema „Segnungsfeiern für Paare. Theologische und liturgische Zugänge“ für Mitglieder des Pastoralen Dienstes der Diözese Rottenburg-Stuttgart an der Akademie in Hohenheim gestaltet. 

Rottenburg-Stuttgart gehört ja zu den deutschen Bistümern, die offiziell die Einführung und Durchführung solcher Feiern ausdrücklich fördern, wie jüngst noch einmal Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel herausgehoben hat. Stroppel bezog sich dabei auf die Erklärung des Dikasteriums für die Glaubenslehre „Fiducia supplicans – Flehendes Vertrauen“ „Über die pastorale Sinngebung von Segnungen“, die kurz vor Weihnachten veröffentlicht worden ist. Stroppel zeigte sich „froh und dankbar“, weil das Dokument „[a]uf energische Initiative von Papst Franziskus […] die Dignität auch nicht ehelicher menschlicher Beziehungen“ anerkenne: „Auch in der Partnerschaft von Gläubigen, die nach zerbrochener Ehe wieder geheiratet haben oder in der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften findet sich Wahres, Gutes und menschlich Gültiges: gegenseitige Liebe und treue Verbindlichkeit, Verantwortung füreinander in guten und schlechten Tagen, Gesundheit und Krankheit“ (zum Artikel, letzter Aufruf: 05.02.2024).

Solche Positionierungen zugunsten personal verantworteter Paarbeziehungen in ihren verschiedenen Konstellationen sind wertvoll und wichtig. Ob allerdings „Fiducia supplicans“ das Lob verdient, das nicht wenige dem Text haben zukommen lassen, ist auch aus liturgiewissenschaftlicher Sicht kritisch zu reflektieren. Dazu hat Prof. Winter Diskursbeiträge aus den vergangenen Wochen gesichtet und kommt zum Urteil, dass die Erklärung des Dikasteriums weder anthropologisch noch segenstheologisch tragfähig ist und in der lehramtlichen Einstufung so genannter irregulärer und gleichgeschlechtlicher Paarbeziehungen keine Entwicklung widerspiegelt.

Hier der vollständige Text zum Download.


Zum Ruhestand von Pater Winfried Bachler OSB

Seit 1973 war Pater Winfried Bachler OSB im Österreichischen Liturgischen Institut als Mitarbeiter tätig. 1989 übernahm er die Leitung. Nun ist Pater Winfried emeritiert worden. Aus diesem Anlass ist ihm die Ausgabe 3/2023 von „Heiliger Dienst“ gewidmet, ein Heft, in dem es um die vor 60 Jahren verabschiedete Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils geht. Stephan Winter hat - gemeinsam mit Kollegin Judith Hahn (Bonn) - einen Beitrag zu diesem Heft verfasst. In vielen Projekten hat auch er in den vergangenen Jahrzehnten mit Pater Winfried zusammengearbeitet. Ihm hoffentlich noch viele gute Jahre im wohlverdienten Ruhestand!

Hier geht zu einem aktuellen Bericht des Österreichischen Liturgischen Instituts.


Tübinger Studierende machen im Rahmen des Hauptseminars „Ganz großes Theater“ Exkursion nach Berlin

Rund um Fronleichnam waren neun Studierende unserer Fakultät unter der Leitung von Prof. Winter und Dr. Lisa Kühn, Habilitandin am Lehrstuhl, auf Exkursion in Berlin. Die Exkursion war zugleich eine Kooperationsveranstaltung mit dem Campus für Theologie und Spiritualität in Berlin, von dem weitere drei Teilnehmer:innen zur Lerngruppe hinzustießen, und in dessen Räumen auf dem Gelände des St. Hedwig-Krankenhauses in Mitte die Theorieeinheiten verortet waren. Untergebracht war die Gruppe u. a. im Stadtkloster Segen, einem ökumenischen, mehrgenerationell bespielten kirchlichen Projekt am Prenzlauer Berg.

Das Hauptseminar, dessen erster Block bereits Anfang des Sommersemesters in Tübingen stattgefunden hatte, fokussierte vielfältige Formen von Ritualisierung innerhalb urbaner Kontexte. Begegnungen gab es u. a. mit Frau Eleonore Petermann, Protokollchefin des Bundesministeriums des Innern und für Heimat, mit der wir über die vielfältigen Herausforderungen staatlicher Rituale ins Gespräch kamen. Einen wichtigen kirchlichen Ort für Gottesdienste und rituelle Gedenkveranstaltungen verschiedenster Art bildet seit Jahrzehnten die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Sehr lebendig berichtete Pastor Martin Germer, der hier viele Jahre lang tätig gewesen war, von seiner damaligen Arbeit, u. a. von den pastoralliturgischen und gesamtgesellschaftlich relevanten Aufgaben, die sich im Zusammenhang des Breitscheidplatz-Attentats stellten. Außerdem besuchte die Gruppe Orte in Berlin wie das Segensbüro in der Genezareth-Kirche (s. Foto rechts) – ein Projekt für neue rituelle Angebote der Evangelischen Landeskirche – und das Deutsche Muslimische Zentrum, wo wir von Iman Andrea Reimann z. B. über das interreligiöse Gedenken im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück informiert wurden. Ein weiteres Highlight war eine Baustellenführung in der St. Hedwigs-Kathedrale (s. Foto rechts), auf der Dompropst Prälat Tobias Przytarski eines der aktuell bedeutendsten Kirchbauprojekte Deutschlands vorstellte. Der Kirchenhistoriker Dr. Gregor Klapczynski, Theologischer Referent des Erzbischofs von Berlin, führte zudem in seine Forschungen zur Fronleichnamsprozession 1939 ein: ein spannendes Beispiel für kirchlich-staatliche, hochgradig konfliktive Aushandlungsprozesse zur Inszenierung von Ritualen im öffentlichen Raum.

Am Ende waren sich alle Teilnehmenden einig, dass diese Exkursion – natürlich auch wegen der ganz ungeplanten Erlebnisse im Großstadtkontext – wirklich „ganz großes Theater“ war.