Exzellenzstrategie

Geförderte Workshops

Of Species and Specimens: Tracing Non-Human Histories in Times of Imperial Expansion

Antragstellerinnen

Dr. Anne Sophie Overkamp
Dr. Sabine Hanke

Kurzbeschreibung

Die Interaktion zwischen Menschen, Flora und Fauna ist schon seit längerer Zeit Thema der Imperial- und Globalgeschichte. Allerdings werden Tiere und Pflanzen dabei selten als geschichtsmächtige Akteure betrachtet. Die Prämisse von nicht-menschlichen Entitäten als handlungs- und geschichtsmächtig findet sich als forschungsleitender Ansatz vielmehr in den Animal Studies und in jüngster Zeit auch in den Plant Studies. Die übergeordnete Idee ist dabei, die Vielfalt der Natur und ihre Rolle in kulturellen Kontexten zu erforschen, Wechselwirkungen zwischen soziokulturellen Aspekten und biophysikalischen Elementen zu analysieren und spezifische „Natur-Kulturen“ (Donna Haraway) zu verstehen.

Der geplante Workshop schließt an diese Problemstellungen an und bringt dabei ganz explizit die beiden Ansätze zu Pflanzen bzw. Tieren als nicht-menschliche Akteure miteinander in den Dialog. So soll zum einen ein in der Diskussion bisher fehlender integrativer Ansatz entwickelt werden. Zum anderen rückt der imperialgeschichtliche Fokus Fragen von Austausch, Zugehörigkeit, Anpassung und Wirkmacht besonders in den Vordergrund. Schließlich brachten Phasen imperialer Expansion, seien sie maritim oder territorial, über alle Zeiten und in jeder Region meist einen besonders intensiven Austausch von Menschen, Pflanzen und Tieren mit sich. Der Workshop ist epochen- und regionenunspezifisch und richtet sich gerade auch an inter- und transdiziplinär arbeitende Forscher:innen, die Ansätze beispielsweise aus der Geschichtswissenschaft, Anthropologie, Archäologie, materiellen Kulturforschung, Botanik oder Zoologie zusammenbringen.

Popular Cultures of Digitalization

Antragsteller:innen

Prof. Dr. Robert Horres
Dr. Felix Spremberg
PD Dr. Volker Elis

Kurzbeschreibung

Digitalisierung wird nicht nur von ökonomischen und politischen Eliten vorangetrieben, sondern auch durch Diskurse der Populärkultur beeinflusst. Zwar sind Softwareingenieure die unmittelbaren Gestalter des Digitalen. Doch auch die Imaginationen von Künstlern und Erzählern spiegeln sich in digitalen Phänomenen. Bisherige Forschungen zum Einfluss der Populärkultur auf die Digitalisierung hat sich auf die gesellschaftliche Akzeptanz, das Design und die Verwendung digitaler Technologien in einzelnen Gesellschaften konzentriert, wohingegen globale Dynamiken populärkultureller Diskurse zur Digitalisierung noch wenig erforscht sind. Ziel dieses interdisziplinären Workshops ist es, durch die Beiträge internationaler Wissenschaftler transnationale Muster zu identifizieren und aufzudecken, inwiefern populärkulturelle Diskurse die Entstehung, die soziale Akzeptanz  und den Gebrauch digitaler Technologien auf globaler Ebene beeinflussen. 

Models of Diversity. Microcosm of Southeastern and Eastern Europe. Banat, Bosnia, Galicia, Istria Vojvodina

Antragsteller:innen

Prof. Dr. Klaus Gestwa
Prof. Dr. Reinhard Johler
PD Dr. Daniela Simon
Dr. Olivia Spiridon
Dr. Alexa von Winning

Kurzbeschreibung

The objective of this workshop is to conduct a comparative analysis of at least five distinct localities in Southeastern and Eastern Europe renowned for their remarkable diversity. These regions include Istria, Vojvodina, Banat, Galicia, and Bosnia, all of which share interconnected historical trajectories. The focus is on exploring the generation of knowledge about cultural, ethnic, and religious diversity in these areas and the ways in which belonging is formed.

The question at hand pertains to the methods and individuals responsible for shaping the concept of belonging. It examines the processes through which belonging is either solidified, disrupted, forcefully altered, or suppressed. A common thread that runs through all the regions under scrutiny is the frequent reconfiguration of multicultural narratives within the realms of science, politics, and literature following significant socio-political shifts. This phenomenon often persists even in the midst of national and ethnic conflicts.

The workshop will explore respective "models of diversity" by focusing on the complex social and political changes of the 20th century and in particular by examining their transregional character. It will address how diversity and belonging are generated across regional borders through transfers and adaptations in ideas, perceptions and practices. The workshop offers a multidisciplinary perspective drawing on the fields of sociology, history, literature and cultural studies.

Programm

Migration Studies und Sozialtheorie: Ontologien problematisieren, Migration dezentrieren.

Antragsteller:innen

Iva Dodevska (Karls-Universität, Prag)
Stefan Manser-Egli (Universität Neuchâtel)
Prof. Dr. Boris Nieswand (Universität Tübingen)
Prof. Dr. Anja Weiß (Universität Duisburg-Essen)

Kurzbeschreibung

Die "reflexive Wende" hat die Migrationsforschung verändert. Es ist heute weniger selbstverständlich als noch vor 10 oder 15 Jahren, Migration oder Migrant:innen als Ausnahme vom "normalen sesshaften Leben" zu behandeln. Die epistemische Normalisierung von Migration "dezentriert" den Blick der Migrationsforschung und lenkt ihn auf deren Alltäglichkeit in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Folgt man diesem Pfad, nähert sich die Migrationsforschung anderen sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldern an - z.B. der Stadtforschung, der Bildungsforschung oder der Ungleichheitsforschung. Ausgehend von diesen Überlegungen beschäftigte sich der Workshop mit der Frage, welche Konsequenzen die Dezentrierung der Migrationsforschung auf ihre Erkenntnisgegenstände hat. Welche Formen der "De-Migrantisierung" des Blicks der Migrationsforschung und/oder der "Migrantisierung der Sozialtheorie" haben wirklich stattgefunden?  Um dies zu diskutieren, brachte der IMISCOE-Workshop Forscherinnen und Forscher aus Europa und Afrika zusammen, die in ihren Arbeiten das Ziel verfolgten, mobile, rechtlich ausgeschlossene und symbolisch als andersartig markierte Populationen nicht epistemisch zu marginalisieren, sondern nach deren Rolle zu fragen, die sie bei der Reproduktion und/oder Anfechtung sozialer Ordnung(en) spielen. Die Bestandsaufnahme, wie Reflexivität die Erforschung von "Migration" verändert, sollte Wege zu neuen Forschungsfeldern und Formen der Theoriebildung jenseits von Gruppismus und migrantischem Exzeptionalismus eröffnen.

Anti-Asian Racism: History, Theory, Cultural Representations and Antiracist Movements

Antragsteller

Dr. Kien Nghi Ha

Kurzbeschreibung

In der transnationalen Corona-Pandemie hat eine grundlegende historische Konstellation des Rassismus aktuelle Schlaglichter in den Medien vieler westlicher Migrationsgesellschaften aufgeworfen. Auch in Deutschland ist im Zuge dieser Entwicklung der Begriff sowie die Thematik des „anti-asiatischen Rassismus“ erstmalig ins Bewusstsein größerer Bevölkerungskreise vorgedrungen. Obwohl anti-asiatische Projektionen und Zuschreibungen als koloniale Konstruktionen von Anfang an konstitutiver Bestandteil der Moderne und der mit ihr einhergehenden rassentheoretischen Konfigurationen sind, werden sie im deutschsprachigen Raum bislang kaum als relevantes Thema wahrgenommen und noch weniger wissenschaftlich erforscht. Vor diesem Hintergrund greift diese internationale Tagung erstmalig an einer deutschen Universität diese aktuelle Thematik auf. In vier Sektionen werden historische Entwicklungen, theoretische Grundlagen und kulturelle Repräsentationen des anti-asiatischen Rassismus sowie das Aufkommen von antirassistischen Widerstandsbewegungen erörtert. Durch den akademischen Austausch soll eine Verstärkung lokaler Kooperationen und eine weitergehende transnationale Vernetzung des Tübinger Wissenschaftsstandorts erzielt werden. Für 2024 ist ein englischsprachiger Sammelband geplant, der die Erträge der Tagung dokumentiert und langfristig für alle Interessierte zugänglich macht.

Poster
Programm

Kosmopolitismus als Machtkritik? Ansätze für eine andere Globalität im krausismo

Antragssteller

Prof. Dr. Claus Dierksmeier

Kurzbeschreibung

Wie kann die Weltgemeinschaft Verantwortung für ihre Krisen und Risiken, für die Global Commons und die Lebenschancen aller Menschen organisieren? Wie sollte eine ökologisch, sozial und politisch verantwortliche Globalisierung aussehen? – Zur Beantwortung dieser Fragen richtet der Workshop den Blick auf die iberophone Tradition des krausismo.

Beim krausismo handelt es sich um eine Geistesbewegung, die seit Mitte des 19. Jh. von Spanien und Portugal aus ihren Weg nach Lateinamerika findet und dort Verfassungsrecht, Sozialpolitik, Völkerrechtsdenken sowie Bildungs- und Kulturpolitik beeinflusst. Inhaltlich geht der krausismo zurück auf die Philosophie des deutschen Philosophen K.C.F. Krause (1781-1832). Der krausismo verfolgt ein partizipatives Governance-Modell, bei dem die Idee der Freiheit nicht nur das Ziel, sondern vor allem auch die Methode politischer Transformationen darstellt. Krausisten verlangen so etwa, alle von ökonomischen Beziehungen, rechtlichen Regelungen oder politischen Planungen Betroffenen direkt oder repräsentativ zu Beteiligten bei deren Entstehung zu machen.

Encountering the Global? Early Modern Germany, 1450-1850

Antragssteller:innen

Prof. Dr. Christina Brauner
Prof. Dr. Renate Dürr
Dr. Philip Hahn
Dr. Anne-Sophie Overkamp
Simon Siemianowski

Kurzbeschreibung

Dass global und lokal keine Gegensätze sind, ist nicht erst seit der Rede von der ‚Glokalisierung‘ bekannt: Globale Begegnungen finden stets vor Ort statt, globale Handlungsräume stehen aber nicht allen gleichermaßen offen. Eine historische Betrachtung erlaubt, nach Ver- und Entflechtungsprozessen, aber auch nach der Performativität von Globalisierungsnarrativen zu fragen und so nicht-lineare Beschreibungsmodelle für globale Prozesse weiterzuentwickeln. Während sich die Globalgeschichte der Frühen Neuzeit bislang mehrheitlich auf die seefahrenden Nationen Westeuropas und ihre weltumspannenden Imperien konzentriert, fokussiert der Workshop einen Raum, der in der globalgeschichtlichen Forschung eher am Rande steht: die deutschsprachigen Gebiete in Zentraleuropa. Mit dem Workshop soll das Potential auslotet werden, an der Universität Tübingen ein national wie international sichtbares Forschungszentrum ‚Mikrogeschichte des Globalen‘ zu entwickeln.

„Normativität – Religion – Mobilität“

Antragssteller

Prof. Dr. Bernhard Anuth
Prof. Dr. Michael Droege
Prof. Dr. Stephan Dusil

Kurzbeschreibung

Religion zeichnet sich durch eine gemeinsame Glaubensüberzeugung ihrer Anhänger aus, die einer gewissen Verbindlichkeit bedarf, um Gemeinschaft schaffen zu können. Die jeweiligen Glaubenssätze sind immer auch in der Auseinandersetzung mit anderen Konfessionen und/oder Religionen geprägt und geformt worden. Dieser Begegnung mit dem religiös Anderen geht das Projekt nach. Es analysiert anhand der drei Themenfelder der innerreligiösen Reaktionen, der normativen Handlungsstrategien gegenüber anderen Religionen sowie der staatlichen Reaktion auf neue Religionen, wie sich Normativität im religiösen Bereich durch Kontakte mit anderen Glaubensüberzeugungen verändert. Dabei kommen sowohl verschiedene Formen der Normativität, die Handlungsspielräume der Akteure sowie Inklusions- und Exklusionsstrategien zur Sprache. Angestrebt wird ein vertieftes Verständnis für Verschiebungen in der normativen Verbindlichkeit von Religion, das u. a. helfen kann, Handlungsstrategien von Religionen wie von Staaten zu reflektieren sowie Konfliktlinien zu erkennen und Strategien zur Konfliktlösungen zu entwickeln.

Macht 2.0? Transformationen von Macht im Zeitalter der Digitalisierung

Antragssteller:innen

Dr. Rolf Frankenberger
Prof. Dr. Oliver Schlumberger
Dr. Mirjam Edel
Prof. Michael Butter
Albrecht Raible
PD Dr. Annika Scholl
Prof. Dr. Kai Sassenberg
Prof. Dr. Sonja Utz
Prof. Dr. Ulrike von Luxburg

Kurzbeschreibung

Digitalisierung transformiert nicht nur Ökonomien, sondern ganze Gesellschaften und deren Machtbeziehungen. Während neue ökonomische und technische Möglichkeiten und Herausforderungen vergleichsweise gut beforscht werden, wird den tiefgreifenden individuellen und gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und sozialen Veränderungen vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit zuteil. Das Projekt Macht 2.0 untersucht daher Grundlagen, Ursachen und Folgen des digitalen Wandels aus trans- und interdisziplinärer Perspektive. Im Fokus stehen dabei Transformationen der Macht auf der Mikro-, Meso- und Makroebene: in individuellen Verhaltens- und Einstellungsmustern, interindividuellen Beziehungen, sozialen Medien, Organisationsstrukturen, politischen Regimen und ganzen Gesellschaften. Dabei werden Fragen nach Art und Reichweite der Transformationen von Macht ebenso beleuchtet wie nach deren Folgen für Individuen, Kollektive und ganze Gesellschaften.

Wissenschaft und Universität zwischen kolonialer Vergangenheit, postkolonialer Gegenwart und dekolonialer Zukunft

Antragssteller:innen

Prof. Gabriele Alex
Prof. Bernd Grewe
Jun.‐Prof. Johannes Großmann
Dr. Antony Pattathu
Prof. Thomas Potthast
Prof. Thomas Thiemeyer

Kurzbeschreibung

Die Diskussion um die Dekolonisierung der Universitäten, Städte und Museen hat in den letzten Jahren zu einem Decolonial Turn in der Wissenschaft geführt. Die hier entwickelten Ansätze komplementieren Postkoloniale Zugänge und gehen über diese hinaus, indem sie den Standort der Forschenden selbstkritisch hinterfragen und die koloniale Vergangenheit in Bezug zu gegenwärtiger wissenschaftlicher Verantwortung setzen. Im Rahmen dieser Ausrichtungen soll eine Brücke zwischen wissenschaftlichem Anspruch und zivilgesellschaftlicher Verantwortung geschlagen werden, um  neue Wege zum Umgang mit der kolonialen Vergangenheit und der postkolonialen Gegenwart der Universität auszuloten. Der Workshop richtet darüber hinaus den Blick auf die Gegenwarts‐ und die Zukunftsdimension dekolonialer Wissensproduktion unterschiedlicher Disziplinen und ihrer Forschungs‐ und Lehrpraxis an der Universität. Insbesondere die Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteuren soll für Konzepte einer dekolonialen Zukunft der Universität fruchtbar gemacht werden.

Un/doing gender, un/doing religion. Lokale Praktiken der Religion und des Geschlechts in der postsäkularen Weltgesellschaft

Antragssteller:innen

Prof. Dr. Marion Müller
Prof. Dr. Ursula Offenberger
Dr. Jussra Schröer
Prof. Dr. Michael Schüßler
Prof. Fahima Ulfat
Prof. Dr. Birgit Weyel

Kurzbeschreibung

Die Genderkategorie markiert gegenwärtig eine entscheidende Bruchkante zwischen dem normativen Orientierungsanspruch religiöser Traditionen einerseits und der Vielfalt faktischer Lebensbewältigung andererseits. Trotz der weltweiten Etablierung von Gleichberechtigungsnormen haben sich Vorstellungen einer traditionellen Geschlechterordnung im Kontext (verschiedener) Religionen als erstaunlich hartnäckig erwiesen. Es entzünden sich auch in der (post-)säkularen Weltgesellschaft zahlreiche Konflikte rund um das Thema „Geschlecht und Religion“. Das gilt auf nationaler und lokaler Ebene sowie für verschiedene religiöse Kontexte: So wird in der Katholischen Kirche nach wie vor um den Zugang für Frauen zu geistlichen Ämtern und Leitungsfunktionen gerungen (Maria 2.0), in den Gliedkirchen der EKD streitet man darüber, ob gleichgeschlechtliche Paare getraut oder gesegnet werden dürfen, und es gibt nach wie vor Debatten unter traditionalistisch orientierten Muslim*innen, die von einer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ausgehen.

Vor dem Hintergrund dieser Debatten interessieren wir uns besonders für eine praxistheoretische Perspektive und die Frage, wie genau in alltäglichen sozialen Praktiken religiöse und geschlechtliche Zugehörigkeit überhaupt hergestellt werden, sich überlagern oder auch wechselseitig neutralisieren. Damit wird eine Fragestellung, die häufig Gegenstand normativer Diskurse ist, empirisch gewendet. Man könnte sagen: Normative, religiöse Konzepte werden dem Stresstest des gelebten Lebens ausgesetzt. Theologisch relevante und bislang in der sozialwissenschaftlichen Forschung kaum behandelte Fragen betreffen die Beobachtbarkeit religiöser Praktiken als soziale Zugehörigkeit: Was bedeutet doing religion und welche Formen von Ausprägungen von Religionszugehörigkeit sind hierbei denkbar bzw. lassen sich beobachten? Auf der Basis welcher Merkmale erfolgen religiöse Zuschreibungen und inwiefern sind hierbei z.B. auch ethnische Zugehörigkeiten relevant? Welche Glaubensressourcen werden auf welche Weise aktualisiert oder negiert bzw. irrelevant gemacht?

All diese Fragen werden wir mit internationalen Referent*innen aus Theologie und Soziologie diskutieren. Bereits zugesagt haben: Ulrike Auga (HU Berlin), Ali Ghandour (Universität Münster), Frank Hillebrandt (Fernuniversität Hagen), Leyla Jagiella (Religionswissenschaftlerin), Saskia Wendel (Universität Köln), Heidemarie Winkel (Universität Bielefeld), Monika Wohlrab-Sahr (Universität Leipzig).

Studying Diversity after the Reflexive Turn. Timescapes, Populations, Organizations, Collaborations.

Antragsteller:innen

Prof. Dr. Christina Brauner
Dr. Anno Dederichs
Prof. Dr. Boris Nieswand

Kurzbeschreibung

Diversität ist ein Schlüsselkonzept unserer Zeit, das zwischen gesellschaftlicher Zustandsbeschreibung und -bewertung changiert. Es verspricht sowohl einen analytischen Rahmen für die Interpretation sozialen Wandels als auch ein organisatorisches Programm für dessen Management bereitzustellen. Ziel der Konferenz ist es, den reflexive turn in den Sozial- und Kulturwissenschaften aufzunehmen, um diesen für die aktuelle Diversitätsdiskussion fruchtbar zu machen. Inhaltlich konzentriert sich der internationale und interdisziplinäre Workshop auf (1) timescapes der Diversität, (2) Formen des Bevölkerungsmanagements, (3) die Rolle von Diversitätprogrammen für Organisationen sowie (4) Kollaborationen über soziale und ontologische Grenzen hinweg. Im Anschluss an den Workshop sollen Perspektiven für Forschungskooperationen erörtert und entwickelt werden.

Keynote des Workshops: "Diversity" and the Social Organization of Difference - Steven Vertovec

 

Decolonizing Global Encounters: Religion – Politics – Culture

Antragssteller:innen

Dr. Floris Biskamp
Prof. Dr. Dorothee Kimmich
Theresa Mayer
Dr. Sebastian Pittl
Prof. Dr. Michael Schüßler
Jun.-Prof. Fahimah Ulfat
Prof. Dr. Birgit Weyel

Kurzbeschreibung

Global Encounters sind heute bestimmt von multidimensionalen Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Koloniale und neoimperiale Muster bleiben auch nach dem formalen Ende der Kolonialzeit wirksam und verbinden sich zu Strukturen der asymmetrischen Verteilung von Ressourcen, Lebenschancen und Gestaltungsmöglichkeiten. Die Erforschung dieser komplexen Verflechtungen verlangt eine vertiefte transdisziplinäre Reflexion, in der sich die Analyse globaler Dynamiken mit der kritischen Untersuchung kontextspezifischer Konstellationen verbindet. Die anstehende Herausforderung lautet:  Decolonizing Global Encounters.

Forum 1 „Decolonizing Religion“ hinterfragt die Rolle von Religion in postkolonialen Konstellationen und das (de)kolonisierende Potential religiöser Diskurse und Praktiken. Forum 2 „Decolonizing Politics“ untersucht die Bedingungen und Möglichkeiten dekolonialer Politiken und Rechtsverständnisse, Menschenrechtsforderungen sowie die Vielschichtigkeit und Ambivalenz von Emanzipationsprozessen. In Forum 3 „Decolonizing Culture“ wird nach den Symbolstrukturen von Religion, Politik und Ökonomie sowie nach den Mechanismen und Voraussetzungen der Produktion von „Sinn“, „Bedeutung“ und „Identität“ in postkolonialen Kontexten gefragt.

Kolonialität und Global Encounters in der Kultur/Geschichte der Romania

Antragsteller:innen

Dr. Romana Radlwimmer
Dr. Adrian Masters

Kurzbeschreibung

In der frühen Neuzeit entstanden ausgehend von der europäischen Romania globale Netzwerke. Romanische Staatsformen, ihre Literaturen und theologischen Traktate trafen auf lokale Wissenssysteme, Kunstformen und Gemeinwesen in Amerika, Asien, Afrika und Ozeanien, was umfassende politische, philosophische, künstlerische und ethische Debatten sowie neue Formen literarischer und bildlicher Repräsentation generierte. Der interdisziplinäre Workshop soll die frühneuzeitliche Kultur/Geschichte der Romania von top-down-gesteuerten administrativen und religiösen Gesichtspunkten aus, sowie durch organischere bottom-up-Perspektiven erkunden, die Beteiligung und Opposition nicht-romanischer Menschen und deren Annullierung aus der Global Awareness der Zeit ausloten und ein oppositionelles Verständnis textueller und nicht-textueller Welten und Archivsysteme hinterfragen. Nicht zuletzt soll Kolonialität, i.e. die anhaltenden sozialen und kulturellen Auswirkungen der Kolonisierung, im Zentrum des Interesses stehen.

Programm

Workshopbericht

Publikation

Rethinking Well-Being in the Global South: Politics, Imaginaries, and Subjectivities

Antragssteller:innen

Prof. Dr. Sebastian Thies
Dr. Nadja Lobensteiner

Kurzbeschreibung

Well-Being hat aktuell als Leitbegriff Hochkonjunktur in jenem Feld von Politiken, Imaginarien und Praktiken, in dem die grundsätzlichen Gestaltungsmöglichkeiten von Zukunft im geopolitischen Machtgefüge zwischen Nord und Süd verhandelt werden. Im Workshop werden wir im Dialog mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Regionen des Globalen Südens das Konzept Well-Being diskutieren, welches im Globalen Süden häufig auf ganzheitlichen und kollektiven autochthonen Vorstellungen basiert. Wir werden interdisziplinär arbeiten und so eine systematische Herangehensweise an Well-Being mit Blick auf die Felder Gesundheit, Bildung, Arbeit, ökonomischer Prosperität, Teilhabe am Gemeinwesen, Kulturschaffen, Spiritualität, Ethik und Nachhaltigkeit ermöglichen. Es soll untersucht werden, wie in den lokalen, regionalen, nationalen und globalen Verflechtungszusammenhängen des Globalen Südens in den ausgewählten sozialen Feldern, das Verhältnis zwischen unterschiedlichen Modellen von gutem Leben ausgehandelt wird und welche Auswirkungen die Durchsetzung oder Dominanz spezifischer Modelle des guten Lebens für die soziale, kulturelle und politische Praxis in den untersuchten Feldern hat. Ziel des Workshops ist es, divergierende Modelle von Well-Being zu untersuchen und so einen innovativen Beitrag zum Verständnis von der Gestaltbarkeit von Zukunft im Globalen Süden zu liefern.

The Emergence of a Shared Super-Value of Climate Protection: Analyzing Legal, Institutional and Societal Responses to a new Global Value Configuration

Antragssteller

Prof. Thomas Diez
Prof. Reinhard Johler
Prof. Jochen von Bernstorff
Prof. Stefan Thomas

Kurzbeschreibung

tba

Shifting Orders: Belonging in transition / Zugehörigkeiten im Umbruch

Antragssteller:innen

Dr. Eveline Cioflec
Prof. Dr. Dorothee Kimmich
Prof. Dr. Sigrid Köhler
Prof. Dr. Markus Rieger-Ladich
Prof. Dr. Monika Schrimpf
Dr. Niels Weidtmann

Kurzbeschreibung

Tradierte und starre Formen der Zugehörigkeit werden in der zunehmend globalen Gesellschaft problematisch. Ihre Veränderung hält mit dem Wandel der Gesellschaft im Allgemeinen nicht Schritt. Die Frage ist allerdings, ob und wie vollständig sich die/der Einzelne oppressiven oder einengenden Zugehörigkeiten entziehen kann und ob sie/er dies nur dann kann, wenn sie/er zugleich neue Formen der Zugehörigkeit ausbildet. Lassen sich Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit überhaupt kategorial streng unterscheiden oder greifen sie nicht immer schon ineinander, so dass jeder Form von Zugehörigkeit ein Moment der Nicht-Zugehörigkeit einwohnt und es sich somit eher um zeitlich dynamische Strukturen handelt? Indem wir die Dichotomie von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit kritisch in den Blick nehmen, suchen wir nach den Grenzen, an die diese Dichotomie im individuellen Leben und Handeln sowie in der Gesetzgebung und den Menschenrechten stößt. Anhand der zentralen Aspekte der (Nicht)-Identität, des Eigentums und der Normativität eruieren wir Möglichkeiten, Zugehörigkeiten im Übergang und in ihrer Ambivalenz zu fassen.

Social Justice and Technological Futures

Hauptverantwortliche

Dr. Anne Burkhardt
Laura Schelenz
Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn
Prof. Dr. Astrid Franke
Prof. Dr. Olaf Kramer

Kurzbeschreibung

Theorien der sozialen Gerechtigkeit sind wichtige Instrumente, um den Herausforderungen neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz zu begegnen. Zu diesen Herausforderungen gehören algorithmische Verzerrung und Diskriminierung, profitorientierte Innovation und einseitig geprägte Vorstellungen von Technologie. Die Arbeiten von Black feminists, dekolonialen Denker:innen sowie kritischen Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen aus dem Globalen Süden machen die Verflechtungen von gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, kultureller und politischer Ungerechtigkeit bei der Entwicklung, Produktion und Verbreitung von Technologien sichtbar. Welche Rolle sollten Technologien spielen, wenn es um die Gestaltung der Zukunft und die Bewältigung gewaltiger Herausforderungen geht, darunter die Transformation der Arbeit, der Klimawandel und die wachsende Prekarität? Wie sieht die technologische Zukunft aus einer Perspektive der sozialen Gerechtigkeit aus?

Das Symposium bringt kritische Überlegungen sowie Visionen für alternative Wege zusammen. Wir hinterfragen die kanonischen Werte bei der Entwicklung von Technologien und untersuchen verschiedene und potenziell konkurrierende Konzepte der sozialen Gerechtigkeit. Das Symposium bietet eingeladenen Beitragenden die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Ansichten auszutauschen. Das Publikum profitiert von interaktiven Formaten und Diskussionen von Fallstudien. Die Themen umfassen Science-Fiction, Afrofuturismus, Tech-Governance, Politik und Regulierung, Designansätze für soziale Gerechtigkeit, digitalen Aktivismus, verantwortungsvolle Forschung und Innovation, dekoloniale Ansätze zur Technologieentwicklung und vieles mehr!

Programm