Institut für die Kulturen des Alten Orients

Die Stiersärge von Tell Abû-Yâsîn

Die Stiersärge von Tell Abû-Yâsîn sind, obwohl sie schon 1937 aufgefunden wurden, zum allergrößten Teil unpubliziert geblieben. Es handelt sich dabei um ein für das alte Ägypten einzigartiges Ensemble mit zahlreichen singulären Darstellungen. Angefertigt wurden die Särge für das heilige Tier des falkengestaltigen Hormerti, einem Gott aus dem südöstlichen Nildelta, der in der Dekoration auch häufiger vertreten ist (Abb. 7).

Anders als das bei Tiersärgen in der Regel üblich ist, sind hier die Innenseiten der Wannen als auch die Unterseite der Deckel und der Boden vollständig mit Reliefs versehen worden (Abb. 3 und 5). Die dekorierten Stücke wurden um 1940 in das ägyptische Museum von Kairo gebracht (Abb. 2, 3, 4, 5 und 6). Der undekorierte Teil verblieb vor Ort und kann dort heute noch besichtigt werden (Abb. 1).

Drei der Sargdeckel und -wannen gehören zusammen (z. B. Abb. 2 + 6; Abb. 3 + 5). Hier gewinnt man einen vollständigen Eindruck von der Dekoration eines kompletten Sarges. Alleine die vier Seitenwände einer vollständigen Sargwanne enthielten ursprünglich nahezu 400 Götterdarstellungen mit dazugehörigen Beischriften (Abb. 9, 10). Auf den Sargdeckeln ist z. B. die Himmelsgöttin Nut mit den zwölf Tag- und Nachtstunden neben einer großen Anzahl der unterschiedlichsten Gottheiten (Abb. 11), darunter auch diverse Sternbilder und Himmelskonstellationen dargestellt.

In dem von der DFG geförderten Projekt soll in den nächsten drei Jahren, bis 2012 dieses Ensemble in einer Monographie aufgeabeitet werden. Dabei sollen die hieroglyphischen Texte in Abschrift, Übersetzung und Kommentar vorgestellt, sowie Strichzeichnungen von den Reliefs mittels eines elektronischen Zeichenbrettes angefertigt werden (Abb. 8).