Institut für die Kulturen des Alten Orients

Steine aus dem Süden. RessourcenKomplexe im Südostiran im Kontext regionaler und interregionaler Netzwerke

Teil-Projekt A03 des Sonderforschungsbereichs 1070 "RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen"

Projektleitung: Prof. Dr. Peter Pfälzner, Dr. Sabine Klocke-Daffa (Ethnologie), Prof. Karin Polit (Ethnologie)
Projektmitarbeiter: Dr. Mohammad Karami (IANES), Dr. Wulf Frauen (Ethnologie)
Förderung seit 2013

Das Ziel des Projektes ist es, die Herausbildung spezifischer RessourcenKulturen in der Region von Jiroft (Provinz Kerman, Iran) in diachronischer und synchronischer Perspektive, vom Neolithikum bis in die heutige Zeit, zu untersuchen. Diese RessourcenKulturen beinhalten unter anderem Gesteine (Diorit, Gabbro) und Minerale (Chlorit, Chromit, Granat), die dort seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. gefunden, abgebaut, bearbeitet und verhandelt wurden. Deren Bedeutung für die Entwicklung der Jiroft-Region lässt sich bis in heutige Zeit beobachten. Sie waren und sind auf vielfältige Weise in die sozialen Dynamiken dieses Gebietes eingebunden. Das Projekt will herausfinden, wie sich die Gesellschaften im Südost-Iran im Verlauf der langen Geschichte vom Chalkolithikum bis in heutige Zeit konstituierten, und welche Rolle die genannten Gesteine und Minerale dabei im Kontext der internen sozialen Netzwerke spielten.

Bisher erzielte das Teilprojekt in der interdisziplinären Zusammenarbeit von Archäologen und Ethnologen wichtige Erkenntnisse zur Inwertsetzung und Veränderung von RessourcenKomplexen und zu den Dynamiken, durch die "rekonfigurierte" RessourcenKomplexe entstehen können. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird im weiteren Verlauf durch die konzeptionelle Zusammenarbeit zwischen Ethnologie und Archäologie eine Synthese angestrebt, indem abschließende Ergebnisse zur Konstituierung der komponentenreichen, synchronen RessourcenKomplexe, zur Entwicklung der über die Zeiten hinweg veränderlichen RessourcenGefüge und zur charakteristischen Ausprägung der RessourcenKulturen im Südost-Iran erzielt werden. Dabei wird es auch darum gehen, die Einbindung der regionalen RessourcenKulturen in überregionale, über die Jiroft-Region hinaus wirksame Systeme zu beleuchten. Die räumlichen und sozialen Dimensionen des Umgangs mit Ressourcen stehen dabei im Vordergrund. Es soll ein besseres Verständnis darüber entwickelt werden, wie die lokalen und regionalen Siedlungs- und Austauschsysteme sowie deren Netzwerke in überregionale Kontexte integriert waren und sind. Dabei stehen auch die innere Gesamtstruktur sowie die Außenanbindung der regionalen RessourcenKulturen im Vordergrund. Chronologische Schwerpunkte sind die Frühe Bronzezeit, die achämenidisch-parthische Zeit und die moderne Zeit sein, weil der untersuchte Raum in diesen Perioden die deutlichste Anbindung an komplexe überregionale Systeme erlebt hat.

Durch die bisherigen Arbeiten zeigte sich, dass intensive Kontakte nach Süden, zum Persischen Golf, sowie nach Osten, in Richtung Belutschistan, bestanden. Die archäologischen Untersuchungen werden deshalb in diese Richtungen durch Surveyarbeiten und räumliche Analysen erweitert werden, um diese großräumigen Verflechtungen deutlicher sichtbar zu machen. Im Fokus stehen dabei Siedlungen, Wege, Rohstoffe und landschaftliche Faktoren, die als grundlegende Komponenten der die Austauschbeziehungen tragenden RessourcenKomplexe der Region identifiziert werden konnten.

Förderung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Aktenzeichen: INST 37/841-2

 

Veröffentlichungen:
P. Pfälzner – N.A. Soleimani (2017), The ICAR – University of Tübingen South-of-Jiroft Archaeological Survey (SOJAS). Results of the first season 2015, AMIT 47, 105-141.
    
Pfälzner, P.  – Soleimani, N.A. – Karami, M. (2019), SOJAS 2015 – 2018: A Résumé of Four Seasons of Archaeological Survey South of Jiroft, Archaeology. Journal of the Iranian Center for Archaeological Research, Vol. 2.2, 107-124.