'Ovids Spiel mit dem Kalender' - neue Perspektiven auf Ovids 'Fasti'
Internationale Online-Konferenz
Tübingen, Jan 21-22, 2022
Konzept
Im antiken Rom erfüllte der Kalender als ein zentraler Erinnerungsort besonderer Vorkommnisse, Ereignisse und damit verknüpfter Personen eine bedeutsame Rolle für die gesamtgesellschaftliche Kulturdynamik des populus Romanus. Mit seinem aitiologischen Festkalender Fasti unternimmt Ovid eine Erklärung römischer Mythen, Feiertage und Sternbilder in einer Zeit, in der die Zeitordnung des römischen Kalenders, noch unter dem Eindruck der julianischen Reform von 45 v. Chr., von Augustus für ideologie- und legitimationsstiftende Zwecke instrumentalisiert wird.
Die Tagung hat das Ziel aufzuzeigen, in welchen Facetten Ovids Kalender mehr als eine Anreicherung von Informationen über Roms Vergangenheit und seine gegenwärtige Gesellschaft darstellt bzw. der Dichter in den Fasti mit der übergeordneten gesellschaftlichen und kulturellen Relevanz des Kalenders und besonders mit der darin fixierten Erinnerung umgeht. So ist beispielsweise in der Forschung bislang nicht geklärt, inwieweit der Dichter selbst zeitgenössische Diskurse adaptiert, manipuliert oder pervertiert, ob er die Dynamik einer sich wandelnden Ordnung reflektiert oder eine eigene (mythologische?) Ordnung entwirft.
Insbesondere steht zur Debatte, welchem kulturellen oder literarhistorischen Kontext die jeweiligen Mythen entlehnt sind, welche ideologische oder identitätsstiftende Funktion sie an ihrer Stelle im Kalender aufweisen und inwiefern Ovid dabei selbst eine ‚Arbeit am Mythos‘ (Blumenberg) leistet. Eng damit verbunden ist die Frage nach der Zielsetzung und Adressierung des ovidischen Festkalenders bzw. nach den Modi der Umarbeitung auf Germanicus. Gerade in diesem Licht ist muss auch geklärt werden, ob es in den Fasti zu einer Interferenz von enkomiastischen und ideologiefreien Prozessen der Erinnerungskultur kommt, indem etwa bestimmte Figuren und Ereignisse mit Bezug auf Augustus zurücktreten und andere in Verbindung mit Germanicus an Bedeutung gewinnen.
Liste der SprecherInnen
- Lisa Cordes (Berlin)
- Therese Fuhrer (München)
- Simon Grund (Tübingen)
- Robert Kirstein (Tübingen)
- Carole Newlands (Boulder, CO)
- Maud Pfaff (Straßbourg)
- Wolfgang Polleichtner (Tübingen)
- Dennis Pulina (Berlin)
- Darja Šterbenc-Erker (Berlin)
- Gareth Williams (New York)