Philologisches Seminar

Vorlesungsverzeichnis

Alle Veranstaltungen unseres Instituts finden Sie im alma-Portal. Darüberhinaus stellen wir auch eine pdf-Übersicht aller an unserem Seminar angebotenen Veranstaltungen bereit.

Über das Lehrveranstaltungsangebot vergangener Semester können Sie sich im Archiv informieren.

Der Tübinger Epochenturnus (Latinistik)

Lehrende und Studierende der Tübinger Latinistik haben sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Begriff des Kanons im Lateinstudium beschäftigt. Der literarische Kanon spielt in der Beschäftigung mit der lateinischen Literatur von jeher eine große Rolle: Als gesellschaftliches Maß bestimmte er ästhetische und rhetorische Normen, als fachwissenschaftlicher Kanon umschreibt er Forschungsräume und ihre Grenzen, und als schulischer Kanon prägt er die Ausbildung der nachfolgenden Generationen. Jeder Kanon rückt bestimmte Autoren in helles Licht, während er andere im Schatten verschwinden lässt. Um der Vielfalt der lateinischen Literatur besser gerecht zu werden und um zugleich die Ansprüche des fachwissenschaftlichen und des auf das Lehramt ausgerichteten Studiums miteinander in Einklang zu bringen, hat die Tübinger Latinistik sich vor einigen Jahren dazu entschieden, ihr Lehrangebot in einen viersemestrigen Epochenturnus zu überführen.

Was bedeutet das für die Studierenden?

Der Epochenturnus definiert vier Epochen der lateinischen Literatur – archaisches Latein bis späte Republik, Augusteische Zeit, Frühe Kaiserzeit bis zur Mitte des zweiten Jahrhunderts sowie die Latinität der Spätantike, des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Jedem Semester wird eine dieser Epochen zugeordnet, an der sich die angebotenen Lehrveranstaltungen ausrichten, wodurch auch inhaltlich-thematische Synergien unterstützt werden. Ausgenommen hiervon bleiben die Stilübungen, die sich weiterhin am Latein Ciceros und Caesars orientieren. Insgesamt entfällt damit knapp die Hälfte der Lehre auf die republikanische Zeit, während die anderen drei Epochen einen Anteil von jeweils rund 20% haben. Damit bleibt der sprachliche Schwerpunkt des Studiums im ‚klassischen‘ Latein gesichert, während zugleich eine chronologisch, thematisch und methodisch breit aufgefächerte Auseinandersetzung mit der lateinischen Literatur von ihren Anfängen bis in die Gegenwart unterstützt wird. Die Studierenden bleiben frei in der Wahl ihrer Veranstaltungen, werden aber stärker dazu angeregt, über den Tellerrand von Kanon & Klassik zu schauen. Das Tübinger Epochenmodell hat in den letzten Jahren viel Anklang bei Studierenden, Lehrenden und in der Forschung gefunden (vgl. Ost/Wolkenhauer, für: New Horizons II; Bielefeld 2022).

Wir freuen uns über Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge – sprechen Sie uns gerne an!

Die Lehrenden der Tübinger Latinistik