Exkursion nach Marokko
Studienreise Marokko – 17.09.–23.09.2025
Unter der Leitung von Prof. Dr. Regula Forster und Katarina Roberts unternahm eine Gruppe von 20 Studierenden eine 7-tägige Exkursion nach Marokko. Dank des vorbereitenden Besuchs von Kursen zu Sprache, Geschichte und Kultur Marokkos und des Maghreb waren die Studierenden bestens vorbereitet.
Unsere erste Station am Donnerstag war Rabat, wo wir einen Termin an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Mohamed V. hatten. Dort begrüßten uns Professor Hassan Slimani (Abteilung für Philosophie) und weitere Kollegen aus den Abteilungen für Philosophie und Germanistik und erläuterten, wie das Studium an der Universität abläuft. Dem schloss sich ein Besuch in der Dar Al-Hadith Hassania an, einer Zweigstelle der Université Al Quaraouiyine in Fès und einem langjährigen Kooperationspartner des ZITh. Hier wurden wir von Direktor Dr. Abdalhamid Ashaq sowie weiteren Kollegen begrüßt und konnten an einer Demonstration der stark von Mündlichkeit geprägten Überlieferung der islamischen Prophetentraditionen teilhaben. Am Nachmittag besuchten wir, auf Empfehlung von Sebastian Hanstein, Kustos der FINT (Forschungsstelle Islamische Numismatik Tübingen), das Musée Bank al-Maghrib. Am frühen Abend unternahmen wir noch einen Rundgang durch die Altstadt von Rabat und die Kasbah des Oudaïas mit ihrem frisch renovierten andalusischen Garten und schauten uns das Mausoleum von Mohamed V. sowie den unvollendeten Hassan-Turm aus der Almohadenzeit an.
Tags darauf ging es weiter nach Casablanca. Dort besichtigten wir das Wahrzeichen der Stadt, die Hassan II-Moschee. Im Anschluss daran besuchten wir in Begleitung der beiden Philosophieprofessoren A. Fetheddine und M. ech-Cheikh von unserer CIVIS-Partner-Universität Hassan II die Fondation du Roi Abdul-Aziz Al Saoud. Die Stiftung ist eine vom ehemaligen saudischen König Abdul-Aziz gegründete Forschungs- und Bildungsinstitution. Die Bibliothek mit ihren polyglotten Beständen und ihrer umfangreichen Handschriftensammlung wurde uns vom Direktor, Mohammad al-Qadiri, gezeigt (Bericht über unseren Besuch hier: http://www.fondation.org.ma/web/article/778). Zum Abschluss erkundeten wir das Quartier Habous, ein besonders schönes Beispiel kolonialer, maurisch inspirierter Architektur.
Am Samstag ging es weiter ins Landesinnere, wo wir die alte Königsstadt Meknès mit Altstadt und Mausoleum des Moulay Ismail sowie die römischen Ruinen von Volubilis besichtigten. Durch die Ausläufer des Rif-Gebirges ging es weiter nach Fès. Dessen Altstadt mit verschiedenen Sehenswürdigkeiten wie der „ältesten Universität der Welt“, der Al Quaraouiyine, der Madrasa Attarine und dem Gerberviertel stand tags darauf auf unserem Exkursionsplan.
Am Montag besuchten wir die Fakultät für Geisteswissenschaften der Université Sidi Mohamed Ben Abdallah. Hier führte uns der bekannte Philosoph Youssef Tibesse über den Campus. Außerdem trafen wir Anas Ouazzani, den Direktor des Fèser Kulturinstituts Abjadiyya. Ein Höhepunkt war der Empfang durch den Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Mohamed Moubtassime, der über die Fakultät und ihre Angebote für ausländische Studierende berichtete.
Nun ging die Fahrt weiter durch den Mittleren Atlas zur Kurstadt Ifrane, wo wir die nach amerikanischem Vorbild arbeitende Al Akhawayn University besuchten. Al-Akhawayn ist die einzige marokkanische Universität, die nicht den curriculären Vorgaben des Bildungsministeriums untersteht. Dr. Brian Seilstad (Director of Internationalization) führte uns durch den Campus, wo wir Gelegenheit hatten, uns mit Lehrenden und Studierenden der Politikwissenschaft bzw. Nordafrika- und Nahoststudien auszutauschen.
Am letzten Tag bildete ein Besuch in der königlichen Bibliothek in Rabat den krönenden Abschluss. Nach einem Einblick in die Geschichte der Bibliothek und die Handschriftenforschung in Marokko, die wesentlich vom Gastgeber, Direktor Ahmed Chaouqui Binbine, geprägt ist, durften wir bei der Papierrestaurierung zuschauen.
Eine abwechslungs- und lehrreiche Woche lag hinter uns. Durch das vielseitige Programm entstand ein tieferes Verständnis für die lokalen und transregionalen Besonderheiten sowie die kulturellen, religiösen und (bildungs-)politischen Hintergründe und Komplexitäten Marokkos.
Besuch Seiner Exzellenz Dr. Mohammad Issa al-Edwan
Der Lehrstuhl Islamische Geschichte und Kultur (Prof. Dr. R. Forster) empfing am 27.5.2024 Seine Exzellenz Dr. Mohammad Issa al-Edwan, jordanischer Botschafter für Zusammenarbeit beim europäischen Botschaftsrat und Präsident und Gründer des Amman & Gulf Centre for Strategic Studies (https://tawthiqi.org/) an der Universität Tübingen. SE Dr. al-Edwan folgte einer Einladung des Tübinger Wissenschaftlers Dr. Alaa al-Din al-Chomari.
Er präsentierte während seines Vortrags mit dem Titel „Documentation, National Memory and Knowledge Management“ die vielfältigen und wichtigen Projekte des jordanischen Forschungszentrums im Bereich der Archivierung und Digitalisierung handschriftlicher Quellen. Diese Projekte beinhalten u.a. wenig erforschte oder erstmals öffentlich zugängliche Archive Jordaniens, aber auch Bibliotheken im arabischsprachigen Raum, etwa in Marokko.
Im Rahmen des Besuches unterzeichneten SE Dr. al-Edwan und Prof. Dr. Forster eine Absichtserklärung zwischen dem Lehrstuhl „Islamische Geschichte und Kultur“ und dem „Amman & Gulf Centre for Strategic Studies“ für die Kooperation zwischen den beiden Parteien und für die Planung und Realisierung von Projekten im Bereich der Konservierung und Digitalisierung von Quellenmaterial.
Eindrücke vom Kinder-Uni-Forschungstag, 1. Juli 2023
Schreibrohr, Tinte und Papier: Arabisch schreiben wie im Mittelalter
Illuminiert, katalogisiert, digitalisiert – Eindrücke von der Exkursion "Islamische Buchkultur" (WS 2022/3)
verfasst von Antonia Heger und Katarina Roberts
Abertausende arabische, persische und osmanische Handschriften liegen in Bibliotheken in der ganzen Welt. Sie sind Zeugen nicht nur ihrer Zeit, sondern auch der Menschen, die sie geschrieben, gelesen und vervielfältigt haben. Das Studium dieser Dokumente bedeutet, mit der Geschichte der islamischen Welt und ihren Akteur*innen direkt in Verbindung zu treten, und legt ein Fundament für historische Forschung.
Unter dem Titel „Islamische Buchkultur“ unternahm eine Gruppe von rund zwanzig Studierenden und Dozierenden der Abteilung für Orient- und Islamwissenschaft vom 16.–19. November 2022 eine Exkursion unter der Leitung von Prof. Dr. Regula Forster. Mit dem Ziel, die praktische Arbeit mit diesen historischen Dokumenten kennenzulernen, besuchten wir drei der wichtigsten Handschriftensammlungen der Islam- und Orientwissenschaft in Deutschland.
Erste Station der Exkursion war die Bayerische Staatsbibliothek München. Dort empfing uns Dr. Felix Wiedemann zu einer Präsentation über die Grundlagen der Kodikologie, der wissenschaftlichen Beschäftigung mit handgeschriebenen Texten. Am Nachmittag waren die Studierenden selbst gefragt: Anhand von Beispielen aus dem Bestand der BSB konnten sie verschiedene Handschriften untersuchen und erlernen, wie die wichtigsten Merkmale einer Handschrift identifiziert werden können.
Am folgenden Tag ging es weiter in die Forschungsbibliothek Gotha, die im Schloss Friedenstein in Gotha untergebracht ist. Nach einer Führung durch die historischen Räume der Bibliothek stellte uns Dr. Feras Krimsti eine Auswahl an Handschriften aus dem Forschungsbereich der Islamwissenschaft vor. Im Anschluss konnten die Studierenden erneut ihr frisch erlangtes Wissen zur praktischen Analyse arabischer Handschriften anwenden – in Kleingruppen beschäftigten sie sich mit verschiedenen Manuskripten und untersuchten unter anderem Schriftart, Kolophone, Besitzvermerke und weitere materielle und textuelle Besonderheiten der ausgewählten Stücke, aus denen Informationen über Text und Kontext einer Handschrift abgeleitet werden können.
Die Reise ging weiter nach Berlin, wo ein Besuch der Staatsbibliothek zu Berlin anstand. Dort stellte uns Christoph Rauch, Leiter der Orientabteilung, eine große Auswahl an arabischen Handschriften und die Besonderheiten des Bestands und seiner Geschichte vor. Er führte außerdem in die Arbeit mit der Plattform Qalamos ein, die im Rahmen des DFG-Projekts Orient-Digital entwickelt wird und der virtuellen Zusammenführung und Digitalisierung der Bestände orientalischer Handschriften in Deutschland dient. Im Anschluss nahmen sich die Studierenden noch unbearbeitete Handschriften vor und untersuchten sie nach wichtigen Informationen für eine zukünftige Katalogisierung.
Den Abschluss der Exkursion bildete ein Besuch des Museums für Islamische Kunst in Berlin, geführt durch Mitglieder des Projekts „Multaka: Treffpunkt Museum“. Die Bauwerke und Gegenstände, die dort ausgestellt sind, zeigen die wichtige Funktion von Schriftlichkeit in der vielfältigen materiellen Kultur der islamischen Welt.
Die Exkursion bildete so eine wichtige Erweiterung des Studienalltags im Bereich Sprachen, Geschichte und Kulturen des Nahen Ostens. Besonders spannend war der praktische Bezug zur aktuellen Forschung und die Möglichkeit, mit Manuskripten als wichtigen Zeitzeugen einen neuen, vertrauten Umgang zu erlangen.