Internationale Studie
Im Jahr 2012 startete die Zweite Internationale Studie zur Konfirmandenarbeit in Europa. Verschiedene protestantische Gemeinden in neun europäischen Ländern (Österreich, Dänemark, Finnland, Deutschland, Ungarn, Norwegen, Polen, Schweden, Schweiz) nehmen daran teil. In diesen Ländern sind jährlich etwa 500.000 Jugendliche in die Konfirmandenarbeit eingebunden. Die Konfirmandenarbeit ist ein wesentlicher pädagogischer Beitrag der protestantischen Gemeinden zur Bildung der einzelnen Jugendlichen und damit auch ein Beitrag für die Gesellschaft im Ganzen.
Die Studie verfolgt einen langfristigen Ansatz, indem sie Jugendliche und deren Erfahrungen mit der Konfirmandenarbeit, sowie Jugendliche als freiwillige Helfer über mehrere Jahre hinweg begleitet. Die Studie bezieht auch die hauptamtlichen und ehrenamtlichen erwachsenen Mitarbeiter mit ein, wobei hier ebenso deren Erfahrungen aufgenommen und deren Fachkenntnis genutzt wird. Erste Ergebnisse sind nach 2014 verfügbar, die Endergebnisse sind bis 2016/2017 zu erwarten.
Während die erste Studie, die 2007/2008 durchgeführt wurde, darauf angelegt war, ein äußerst umfassendes Bild möglichst vieler Aspekte der Konfirmandenarbeit zu bieten, legt die zweite Studie einen speziellen Fokus auf die Auswirkungen von Konfirmandenarbeit auf die Zeit nach der Konfirmation. Indem sie die Konfirmandinnen und Konfirmanden während der Jahre nach der Konfirmation begleitet, zielt die Studie darauf ab, diejenigen Faktoren zu bestimmen und zu verstehen, die deren weitere Beziehung zur Kirche bedingen, vor allem bezüglich der freiwilligen Mitarbeit im kirchlichen Bereich, aber auch in der Gesellschaft überhaupt.
Die Studie bedient sich quantitativ wie auch qualitativ verschiedener Methoden. Voraussichtlich wird eine repräsentative Auswahl von mehr als 20.000 Jugendlichen teilnehmen. Daneben werden aber auch qualitative Ansätze genutzt, um die Ergebnisse zu kontextualisieren. Der internationale Ansatz erlaubt den Vergleich auf einer Systemebene, was bei einer Beschränkung auf ein einzelnes Land nicht möglich wäre. Die empirische und sozialwissenschaftliche Orientierung der Studie macht sie für eine Reihe von Studiengängen attraktiv, die an Fragen bezüglich Jugend und Gesellschaft interessiert sind. Mit der hohen Anzahl an Befragten wird die Studie zu den umfangreichsten Studien zur Jugend innerhalb Europas zählen. Darüber hinaus eröffnet sie neue Möglichkeiten der Ökumene hinsichtlich der Zusammenarbeit und des wechselseitigen voneinander Lernens.
Im Vergleich zur ersten Studie ist die zweite also internationaler und ökumenischer. Sie berücksichtigt mehr Länder, unter anderem mittel- und osteuropäische, und zusätzliche Kirchen wie die methodistische Gemeinde in Deutschland und anderen Ländern. Mit ihrem Interesse an der Zeit nach der Konfirmation und an ehrenamtlichen Tätigkeiten ist die neue Studie fokussierter. Indem sie aber einige der Fragen von 2007/2008 wieder aufgreift, sorgt sie zugleich für Forschungskontinuität in einem Bereich, der in dieser Hinsicht bislang nur wenig Forschungstraditionen besitzt. Diese Kontinuität ermöglicht des Weiteren eine Grundlage dafür, mögliche Veränderungen und langfristige Tendenzen in der Praxis der Konfirmandenarbeit zu erkennen.
Die Studie versteht ehrenamtliche Tätigkeiten als einen wesentlichen Bestandteil der Zivilgesellschaft. In dieser Hinsicht verbindet sie zwei Fragen, die sowohl für eine Gesellschaft als auch für Kirchen wichtig sind: Was bedeutet es, in der modernen Welt Christ zu sein? Und was bedeutet es für die moderne Welt, dass es in ihr Christen gibt?
Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Tübingen, im März 2012 für das internationale Netzwerk für Forschung und Entwicklung der Konfirmation und der christlichen Jugendarbeit geschrieben. Der Text war ursprünglich in englischer Sprache verfasst und wurde für die Homepage ins Deutsche übersetzt.