Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Forschungen

Troia in der Spätbronzezeit

Der Schwerpunkt dieser Forschungen liegt in der Auswertung der Kleinfunde. Im Gegensatz zur trojanischen Keramik oder Architektur waren sie nie Gegenstand systematischer Untersuchungen. Dabei sind Funde wie Siegel, Schmuck aus Karneol, Glas oder Metall, Steingefäße oder Werkzeuge aus verschiedenen Materialien eine äußerst wichtige Quelle für die Erforschung regionaler und überregionaler Beziehungen und beweisen Kontakte unter anderem zum minoischen und mykenischen Kulturkreis sowie nach Zypern und zu anderen Gebieten. Gleichzeitig liefern Halbprodukte und Gussformen bedeutende Informationen über die lokale Produktion.

Publikationen (Auswahl):


Nordägäis im 2. Jt. v. Chr.

2012-2014: IEF Fellowship in Istanbul/Heidelberg: Patterns of Trade and Consumption of Valuable Objects in the Northern Aegean Area in the 2nd Millennium BC

Im Fokus des Projektes stehen Funde wie Schmuck, Waffen, Steingefäße, Siegel und Figurinen des 2. Jahrtausends v. Chr. im nordwestlichen Anatolien und im nördlichen Griechenland (Troas, nordägäische Inseln, südliches Thrakien, Makedonien). Besonders diese Fundgattungen waren durch ihre herausragende Optik oder Funktion bei verschiedenen Mitgliedern der Gesellschaft begehrt und liefern so wichtige Informationen über die Relevanz, Intensität und Richtung der Außenkontakte. Sowohl Import- als auch Exportbeziehungen können dadurch nachempfunden werden, wie auch der Transfer bestimmter Technologien erkennbar ist, die es erlaubten, die Gegenstände lokal herzustellen, zu imitieren oder auch in neue Formen oder neue Objekte zu transferieren. Dank ihrer Funktion als Prestigegüter, oft auch bedingt durch ihren materiellen Wert oder als Träger symbolischer Bedeutungen, können solche Funde auch Hinweise auf verborgene Bereiche der Vergangenheit geben, wie zum Beispiel soziale Strukturen, bestimmte Bräuche oder Religion. Folgende Fragen werden untersucht: Tragweite und Richtung der Handelskontakte auf lokaler und überregionaler Ebene, die Rolle der lokalen Produktion und die Bedeutung der verschiedenen kostbaren Objekte für die Gesellschaft des 2. Jahrtausends v. Chr. in der Nordägäis.

Publikationen:


Westanatolien im 2. Jt. v. Chr.

Seit 2014: Kaymakçı, Mitarbeit als Spezialistin für die Auswertung der Kleinfunde.

Das archäologische Grabungsprojekt Kaymakcı gehört zu den Gygaia Projects und wird von Prof. Christopher Roosevelt und Prof. Christina Luke geleitet (Koç Universität Istanbul). Kaymakçı ist eine Zitadelle der Spätbronzezeit, die am Rand des Gygaia-Sees, ca. 200 km östlich von Izmir und ca. 10 km südlich des antiken Sardes liegt. Die geomagnetische Prospektion hat ergeben, dass die Zitadelle mit drei bis vier ringförmigen Umfassungsmauern umgeben ist. Die Größe der Zitadelle beträgt 8.6 ha, die gesamte Fläche wird auf ca. 25 ha geschätzt. Es ist eine der größten bekannten westanatolischen Siedlungen und wahrscheinlich ein wichtiges Zentrum eines politischen Territoriums, das man als Şeha-Flussland identifizieren kann, das aus hethitischen Schriftquellen gut bekannt ist.

Zu den Kleinfunden, die während der Kampagnen 2014-2015 geborgen wurden, gehören vor allem Schmuck, Figurinen und Werkzeuge aus verschiedenen Materialien. Die Ergebnisse der Grabungen sind für die Kenntnisse der westanatolischen Kultur von sehr großem Interesse. Bis jetzt wurden vor allem Fundstellen an der Ägäis-Küste untersucht (wie Troia, Panaztepe oder Milet); aus dem inneren Westanatolien ist nur ein großes Zentrum bekannt: Beycesultan, das sich jedoch weit im Osten befindet, in einem Gebiet, das schon direkt an das hethitische Zentralanatolien grenzte.

Es ist geplant, dass sich die Untersuchungen nicht nur auf Kaymakçı beschränken, sondern das gesamte Westanatolien einschließen. Dieser Bereich, der sich im 2 Jt. v.Chr. zwischen dem hethitischen Zentralplateau und der minoisch-mykenischen Ägäis erstreckte, gehört zu den am wenigsten erforschten und am wenigsten verstandenen Kulturlandschaften der Bronzezeit. Ziel des Projektes ist es, unter anderem die Merkmale der materiellen Kultur zu definieren, die man weder als ägäische noch als hethitische Importe, sondern als lokale, westanatolische Objekte identifizieren kann.

Erste Publikationen befinden sich in Vorbereitung.

Allgemein zu Kaymakçı:


Bronzezeitlicher Schmuck im Ost-Mittelmeerraum

Seit 2012

Das Projekt begann mit Untersuchungen der spätbronzezeitlichen Schmuckfunde aus Troia, wurde aber weiter entwickelt und umfasst Fallstudien aus der Nord- und Südägäis, Anatolien und Nordsyrien, von der Früh- bis zur Spätbronzezeit. Die Forschungen konzentrieren sich auf die Herstellungstechnik und Herkunft sowie soziopolitische und symbolische Bedeutung von Schmuck. Die Herstellungstechnik der Perlen aus Halbedelsteinen wird in Zusammenarbeit mit M. Kenoyer und G. Ludvik aus Wisconsin untersucht, die SEM-Analysen von Silikonabdrücken durchführen. Die bisherigen Untersuchungen umfassen Funde aus Troia, Beşik-Tepe, Hattusa, Ägina-Kolonna, Alalach, Thessaloniki-Toumba und Mykene.

Publikationen:


Archäologie des Kultes

Seit 2011

Die Beschäftigung mit diesem Forschungsthema begann mit der Neu-Interpretation der Fundstelle Voronovka 2 in der Südukraine (ursprünglich bearbeitet im Rahmen der Dissertation) und wird derzeit im Bereich des ägäischen Raumes fortgesetzt. Untersucht werden Merkmale der sakralen Architektur sowie Bedeutung und Funktion von archäologischen Funden aus kultischen Kontexten.

Publikationen:


Soziopolitische Organisation und politische Ökonomie in der Ägäis während des 2. Jahrtausends v.Chr.

Seit 2010

Diese Forschungen sind soziopolitischen und ökonomischen Systemen und ihren Wandlungen in der Ägäis gewidmet. Die Ägäis war im 2. Jt. v. Chr. ein Raum wichtiger Transformationen: Am Ende der Mittelbronzezeit kam es hier zu bedeutenden Veränderungen, die zur Herausbildung starker vorstaatlicher und staatlicher Organisationen geführt haben (ca. 15.-13. Jh. v. Chr.). Diese Entwicklung durchlief um ca. 1200 v. Chr. eine tiefe Krise und wurde am Ende des 11. Jh. v. Chr. fast im gesamten ägäischen Raum unterbrochen. In Rahmen dieses Projektes wird nicht nur ‒ wie bis jetzt üblich ‒ die Südägäis, sondern auch die Nordägäis, unter anderem die Troas, analysiert. Die Troas als eine komplexe, aber vorstaatliche politische Landschaft bildet eine äußerst interessante Fallstudie.

Publikationen:


Siedlungen in der Nordpontischen Steppe

Seit 2003

Die Thematik des Lebens im Bereich der Südukraine war Thema der Dissertation (Rigorosum in 2009) und wird weiter fortgesetzt. Im Fokus stehen dabei die Beziehungen zwischen Mensch und Naturraum (Vegetation, Geländerelief, Klima, Verfügbarkeit von Baumaterial) sowie Strategien bei Hausbau und Lebensweise (nomadisch, halbnomadisch, sesshaft).

Publikationen: