DFG-gefördert
Dezember 2005 – Dezember 2008.
Die zentrale Aufgabe der Freien Straffälligenhilfe – die Reintegration von straffällig gewordenen Menschen – wird in den letzten Jahren zunehmend in Frage gestellt. Strategien des Risikomanagements von Kriminalität und Diskussionen über Strafverschärfungen dominieren die aktuelle kriminalpolitische Agenda. Die Freie Straffälligenhilfe ist durch ihre rechtlich und sozialpolitisch schwache Stellung besonders von diesem Stimmungsumschwung betroffen. Der Druck wird noch erhöht durch den Umbau bzw. den Rückbau des Sozialstaates, durch die Implementierung Neuer Steuerungsmodelle in den öffentlichen Verwaltungen und die damit verbundene „Ökonomisierung“ der Sozialarbeit. Veränderungen des Leistungs- und Aufgabenprofils, der Arbeitsteilung und der Ressourcenausstattung sind zu erwarten. Durch die Integration von Opferschutzinteressen und ambulanter Sanktionen sind Auswirkungen auf das Selbstverständnis der Freien Straffälligenhilfe nicht unwahrscheinlich.
Ziel der Studie ist es, die Veränderungsprozesse in der Freien Straffälligenhilfe der letzten 10 Jahre zu untersuchen. Analysiert werden die Veränderungsprozesse in Fallstudien der Freien Straffälligenhilfe in fünf deutschen Städten. Ausschlaggebend für die Auswahl der Fallstudien sind Unterschiede in der Qualität der Hilfsnetzwerke, der Trägerschaft, der Organisationsform und der Nähe zur Justiz. Bei den Fallstudien werden sowohl die einzelnen Institutionen der Freien Straffälligenhilfe analysiert, als auch das regionale Hilfsnetzwerk, in das die einzelnen Institutionen eingebettet sind. Den zweiten Teil der Untersuchung bildet eine quantitative repräsentative Befragung von Trägern und Einrichtungen der Freien Straffälligenhilfe in ganz Deutschland. Die repräsentative Befragung ermöglicht eine Beschreibung der Gesamtsituation der Freien Straffälligenhilfe und sie erlaubt auch eine Abschätzung der (quantitativen) Relevanz der in den Fallstudien ermittelten Veränderungsprozesse und Problemlagen. Der Analysefokus ist auf vier Bereiche gerichtet: 1. Veränderungen im Aufgaben- und Tätigkeitsprofil der Freien Straffälligenhilfe, 2. Veränderungen im Verhältnis der Akteure der (Freien) Straffälligenhilfe untereinander, 3. Veränderungen in der Arbeitsorganisation und 4. Veränderungen des Selbstverständnisses und der Leitbilder der Freien Straffälligenhilfe.