Im Jahr 1445 kam Graf Eberhard V. als zweiter Sohn Graf Ludwigs I. von Württemberg-Urach und dessen Gemahlin Mechthild, geborene Pfalzgräfin bei Rhein, zur Welt. Sein älterer Bruder war Graf Ludwig II. Das Haus Württemberg hatte 1445 bereits eine fürstengleiche Stellung errungen, dazu zählten ein eindrucksvoller Hof, eine dichte Städtelandschaft und eine bemerkenswerte Kirchenherrschaft, die auch zahlreiche Klöster einschloss. Aufgrund der Beteiligung zweier königsfähiger Dynastien, den Habsburgern und den Wittelsbachern, und ihren mächtigen Landesfürsten, stand die Grafschaft jedoch in einer permanenten Spannungssituation. Diese zu bewältigen sollte zu einer der größten Errungenschaften Graf Eberhards im Bart werden. Der frühe Tod des Vaters, Ludwig I., im Jahr 1450, hinterließ zwei minderjährige Söhne und spitzte die Situation weiter zu. Der Uracher Landesteil wurde nunmehr durch Vormundschaften regiert. Auch Eberhards Mutter Mechthild war an der Vormundschaft beteiligt. Sie war eine gebildete, kulturell interessierte und politisch denkende Frau, die zeitlebens einen großen Einfluss auf Eberhard hatte. Bereits zwei Jahre nach dem Tod ihres ersten Mannes, ging Mechthild eine politisch wichtige, aber unglückliche Ehe mit dem Habsburger Albrecht VI. ein.
1457 starb der an Epilepsie leidende ältere Bruder Eberhards, Ludwig II. Damit war Eberhard der einzige Erbe Württemberg-Urachs. Um die Vormundschaft Eberhards konkurrierten zwei Lager. Auf der einen Seite stand der Bruder von Eberhards Vater, Ulrich V. von Württemberg-Stuttgart und auf der anderen Seite stand der Bruder von Eberhards Mutter, Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz. Bereits mit 14 Jahren löste sich Graf Eberhard von dem vormundschaftlichen Einfluss des Grafen Ulrich des Vielgeliebten und schaffte mit Hilfe seiner Räte und seiner Mutter Mechthild, Aussicht auf Neutralität und Frieden für die gesamte Landschaft. Über die Jahre bildete Graf Eberhard ein Herrschaftssystem aus, das auf eine Großzahl erstaunlich hoch qualifizierter Räte zurückgreifen konnte und somit eine rationale und analytische Politik pflegte, die es vermied riskante Konflikte einzugehen und seine Kräfte zu überschätzen. Im Jahr 1468 machte Graf Eberhard eine Pilgerreise nach Jerusalem deren Höhepunkt ein Ritterschlag über dem Heiligen Grab war. Fortan trug er den namengebenden Bart, den er nach dieser Reise angeblich zeitlebens wachsen lies. Ein weiteres Mitbringsel dieser Reise ist sein Wahlspruch ATTEMPTO („Ich wag’s“) und das Symbol einer Palme, als Erinnerung an die ferne Welt des Vorderen Orients. 1469 reiste Eberhard nach Venedig, 1482 folgte eine Reise nach Rom, auf der es zu einem persönlichen Treffen mit Papst Sixtus IV. kam. Durch Eberhards Hochzeit 1474 mit Barbara von Manuta aus dem Hause Gonzaga, verfügte er während der zweiten Italienreise bereits über verwandtschaftliche Beziehungen dort hin. Er war sich bereits früh der kulturellen und politischen Bedeutung dieses Landes bewusst und schuf mit der Heirat eine wichtige Verbindung. Aus der ehe ging nur eine Tochter hervor, die bereits früh nach der Geburt starb. Eberhard soll jedoch noch Kinder von anderen Frauen gehabt haben.
Trotz der Kaiserferne Württemberg-Urachs, pflegte Graf Eberhard stets eine politische Loyalität zum Reichsoberhaupt Kaiser Friedrich III. Er war regelmäßiger Besucher der königlichen Hoftage und schloss sich sogar dem kaiserlichen Gefolge an. Ein zentraler Bestandteil der Territorialpolitik Eberhards war die, auf alter württembergischer Tradition beruhende, Kirchenpolitik. Graf Eberhard galt als frommer Mensch und zählte auch mehrere Kleriker zu seinem wichtigsten Beraterkreis. Außerdem förderte er die Brüder vom gemeinsamen Leben, als Vertreter eines praktischen Christentums. So hatte auch die, von Graf Eberhard im Jahre 1477 gegründete, Tübinger Universität zunächst das Ziel die Ausbildung qualifizierter Kleriker und Juristen sicherzustellen. Sein lebenslanger Vertrauter und früherer Erzieher aus Kindertagen, Johannes Nauclerus wurde zum ersten Rektor der neugegründeten Universität. Außerdem war die Universität Ausdruck der landesfürstlichen Autorität des Grafen. Er pflegte stets regen Kontakt zu bedeutenden Humanisten dieser Zeit, wie Johannes Reuchlin. Eberhards jahrelange Zusammenarbeit mit Kaiser Maximilian I. wurde durch die Zusammenfassung Württembergs und die Erhebung zum Herzogtum gekrönt. Am 14. Dezember 1482 wurde durch den Münsinger Vertrag die Wiedervereinigung der Landesteile Württemberg-Urach und Württemberg-Stuttgart besiegelt. Eberhard war fortan Graf von Württemberg-Urach sowie von Württemberg-Stuttgart. Als Graf des wiedervereinigten Württembergs regierte er fortan von Stuttgart aus. 1492 wurde ihm von Kaiser Maximilian der Orden vom Goldenen Vlies verliehen und am 21. Juli 1495 erhob Maximilian I. auf dem Reichstag zu Worms die Grafschaf Württemberg zum Herzogtum und damit Graf Eberhard V. zum ersten Herzog von Württemberg und Teck. Nur ein gutes halbes Jahr später am 25. Februar 1496 starb Graf Eberhard im Bart im Schloss Tübingen an Fieber, roter Ruhr und Blasengeschwüren.
Der Einsiedel
1492 ließ Eberhard auf dem Einsiedel im Schönbuch bei Tübingen ein Stift für die Brüder des gemeinsamen Leben errichten. Als Stifter des Klosters fand Eberhard dort seine erste Ruhestätte. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster im Jahr 1534 aufgelöst. Die Überreste Eberhards im Barte wurden auf Befehl von Herzog Ulrich in die Stiftskirche Tübingen umgesiedelt. Die genauen Beweggründe für die Überführung des Leichnams in die Stiftskirche sind nicht überliefert. Zum einen wäre eine Überführung der Gebeine nach Stuttgart sehr viel aufwendiger gewesen und zum anderen stand für Herzog Ulrich sicherlich außer Frage, dass Eberhard wenn nicht auf dem Einsiedel nirgends anders als in seiner Universitätsgründungsstadt Tübingen ruhen sollte.
Die Große Bleiplatte
Der Ursprung, der an der Ostwand nahe der Tumba Eberhards angebrachten Bleiplatte, ist nicht eindeutig nachzuvollziehen. Höchstwahrscheinlich befand sie sich jedoch bereits vor der Überführung seines Leichnams in Tübingen. Verglichen mit anderen Grabplatten erscheint sie geradezu einfach. Sie besteht aus Blei und erzeugt durch unterschiedliche farbige Bemalungen eine eindrucksvolle optische Wirkung. Die Bemalungen wurden in so vollendeter Weise gearbeitet, dass sie auf den Betrachter wie hochwertige Einlegearbeiten wirken. Auf der Platte sind Eberhards Wahlspruch ATTEMPTO, das Symbol der Palme sowie die vier Wappen der Herrschaften Württemberg, Teck, Grüningen und Mömpelgard abgebildet. Die Inschrift „huius scholae funddator“ erinnert an die Universitätsgründung Eberhards. Die gleichen Symbole befinden sich ebenfalls auf Eberhards Grabplatte. Dort finden Sie ausführliche Informationen zu deren Bedeutung.
Die Grabplatte
Gut zwei Wochen nach dem Tod Herzog Ulrichs am 06. November 1550 schloss sein Sohn Herzog Christoph einen Vertrag mit dem Bildhauer Josef Schmid von Urach über die Anfertigung von Grabmälern für Eberhard und Ulrich ab. In besagtem Vertrag soll ausdrücklich von Bildnissteinen mit Schriften sowie acht die Platten tragende Hirsche, die Rede gewesen sein. Die Form des Harnisch auf Eberhards Grabplatten, lässt darauf schließen, dass der Bildhauer auf Grundlage einer Vorlage aus Eberhards Zeit gearbeitet haben muss. Diese Darstellung war nämlich bereits Mitte des 16. Jahrhunderts, als die Grablege erstellt wurde, völlig aus der Mode. Es wird vermutet, dass Eberhards Originalrüstung zu diesem Zeitpunkt noch erhalten war, da diese sehr detailgetreu nachgearbeitet wurde. Der Kopf des Grafen hingegen wirkt etwas idealistisch verklärt.