Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Inselklöster und die Ressource Wasser

Von Athos bis zu den Skelligs und Sri Lanka, Inseln sind ikonische Landschaften religiöser Gemeinschaften. In allen Epochen, Regionen und Religionen sind Inselklöster nicht nur konkrete Orte, sondern auch Symbole klösterlichen Lebens. Sie schaffen einen dritten Raum, in dem Menschen isoliert und gut verbunden sein können, allein und gleichzeitig in einer Gemeinschaft. Inseln, Klöster und Wasser sind als Elemente der Natur verwoben mit menschlichen Akteursnetzwerken oder, um es angelehnt an Zygmunt Bauman (2005) zu formulieren, "flüssiges Leben" auf grenzwertigem Land. Während sich das Inselkloster von der Welt auf dem Festland abgrenzt, wird sein Aussehen auf der Wasseroberfläche dupliziert, die Glocken kann man aus der Ferne hören. Inseln haben das Potenzial, eine Brücke zwischen dem Diesseits und dem Jenseits zu schlagen. Inseln werden oft als unbewohnbares, lebensfeindliches und unkultiviertes Terrain beschrieben, bevor sie durch christliche Kultivierung in einen paradiesischen Ort konvertiert werden – eine Art Himmel auf Erden. Mönche ordnen den insularen Raum neu, bis sie als Missionare wieder auf das Festland zurückkehren.

Europa und das Christentum bieten eine große Vielfalt einzelner Stätten (z. B. Mont Saint Michel, Berg Athos) oder ganzer klösterlicher Insel-Land- und Wasserlandschaften (z. B. der Bodensee, Irland oder die dalmatinischen Inseln). Anhand von Fallstudien zu christlichen und hinduistischen Inselklöstern in Europa und Indien soll in diesem Projekt versucht werden, den fachlichen Horizont und das Methodenspektrum zu erweitern und das kulturlandschaftliche Phänomen auf globaler Ebene zu betrachten.

Das Projekt C05 ist Teil des Sonderforschungsbereichs RessourcenKulturen (SFB 1070) in der Förderphase von 2021-2025. Klösterliche Inselgesellschaften im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit stehen im Fokus. Zusammen mit Experten und Expertinnen aus der Archäologie, den Geschichtswissenschaften, der Anthropologie und den Naturwissenschaften entsteht derzeit ein umfangreicher Sammelband. Die Beiträge beschäftigen sich mit dem Phänomen der Inselklöster in bestimmten Regionen (z.B. mit Süddeutschland, der englischen Ostküste, den Balearen oder der Ägäis), andere greifen Fallbeispiele heraus und vertiefen sich dabei in Themen wie Landgewinnung, Flutprävention, Wasserversorgung, Fischkonsum oder Unterwasserbefunde. Zuletzt kommt auch eine Benediktinerin selbst zu Wort, die die Fraueninsel im Chiemsee als den Bestimmungsort ihres Nonnenlebens gewählt hat und einen ganz eignen Zugang und eine teilweise überraschend anderen Einblick in das Thema gewährt.

Mitarbeitende

Prof. Dr. Natascha Mehler, Projektleitung

Dr. Sophie Hüglin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Tristan Blazek, Studentische Hilfskraft

Kooperationspartner

Dr. Stefano Cespa, DAI Rom

Dr. Laura Dierksmeier, Co-Autorin des Beitrags zu den Balearen und Co-Organisatorin des Workshops in Palma de Mallorca

Dr. David Petts, Durham University