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Einblattdrucke der UB Tübingen

Als Einblattdruck bezeichnet man ein einseitig bedrucktes, loses Einzelblatt, das publiziert wurde. Nicht selten sind Einblattdrucke auch mit Holzschnitten versehen und illustriert. Der Begriff „Einblattdruck“ wird vornehmlich für Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts verwendet, für neuzeitliche Einblattdrucke eher der Begriff „Flugblatt“. Für die Herstellung und den Vertrieb von Einblattdrucken waren verschiedene Arbeitsschritte nötig, die von Textautoren, Formschneidern und Holzschnitzern (zur Anfertigung der Holzschnitte), Buchdruckern, Koloristen und Verlegern ausgeführt wurden. Auch große Meister, wie Albrecht Dürer und Lucas Cranach der Ältere, haben sich sehr erfolgreich mit dem Verkauf von Druckgraphik am Geschäft mit Einblattdrucken beteiligt.

Die UB Tübingen besitzt nach derzeitigem Erschließungsstand ca. 50 Einblattdrucke. Es handelt sich u. a. um Urkunden, Ablassbriefe, Ablassbilder, Bullen, Gebete, Almanache, Kalender, Andachtsbilder, Lieddrucke, Pestblätter und Wunderberichte. Die Tübinger Einblattdrucke sind vielfach mit Holzschnitten geschmückt, von denen einige von Hand koloriert wurden. Die meisten dieser Einblattdrucke waren in Handschriften und Drucke eingeklebt, sie wurden später herausgelöst und werden nun separat aufbewahrt.

Bei Einblattdrucken handelt es sich um anlassgebundene Gebrauchsliteratur, vielfach um Flugblätter und Bekanntmachungen. Das bedeutet, dass die weitaus meisten Exemplare nach dem Gebrauch in der Regel nicht systematisch gesammelt und aufbewahrt, sondern schlicht vernichtet wurden oder verloren gingen. Dass sich in der UB Tübingen diese kleine aber feine Sammlung an Einblattdrucken erhalten hat, unter denen sich auch einige sehr besondere Stücke befinden, ist daher sehr erfreulich und eine glückliche Fügung.

In wechselnder Schau werden zwei Einblattdrucke aus dem UB-Bestand gezeigt. Auf dem ersten Inkunabel-Einblattdruck (Signatur: Ke XVIII 4.2 (Nr. 3)) befindet sich das Papst Sixtus IV. zugeschriebene Gebet, das denjenigen Gläubigen, die das Gebet vor dem Bild der Mondsichelmadonna beteten, einen Ablass von 11.000 Jahren versprach. Auf dem nachträglich handkolorierten Holzschnitt darunter ist die Mondsichelmadonna mit den Evangelistensymbolen dargestellt.
Der zweite Inkunabel-Einblattdruck (Signatur: Ke XVIII 4.2 (Nr. 4)) illustriert den bekannten Hymnus auf die heilige Veronika (Salva sancta facies) mit dem Schweißtuch Jesu, das von den beiden Aposteln Petrus und Paulus präsentiert wird.

Quellen:

Literatur:

  • Falk Eisermann, Verzeichnis der typographischen Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, 3 Bde., Wiesbaden 2004.

  • Einblattdrucke des XV. Jahrhunderts. Ein bibliographisches Verzeichnis, hrsg. von der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 35/36), Halle a. d. Saale 1914.

  • Harms, Wolfgang, Einblattdruck, in: Lexikon des gesamten Buchwesens, Band 2: Buck–Foster, Stuttgart 21989, S. 437.