Koreanistik

Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin. Localizing Decolonialization – Dekolonialisierung lokalisieren

Kien Nghi Ha (Hg.) (2024):  Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin. Localizing Decolonialization – Dekolonialisierung lokalisieren. Berlin: Assoziation A. ISBN 978-3-86241-502-1, S. 200, Preis 16,00€. Erscheint Mai 2024.


Eine Filmreihe und Buchpublikation im Rahmen des Projektes DARE [Decolonize Anti-Asian Racist Entanglements).

In Kooperation mit Sinema Transtopia Berlin (bibak e.V.), korientation. Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven e. V. und der Abteilung Koreanistik der Universität Tübingen.

Das Vorhaben wurde im Programm „Förderung zeitgeschichtlicher und erinnerungs­kultureller Projekte“ von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa unterstützt

Basierend auf der gleichnamigen Filmreihe im Sinema Transtopia Berlin untersucht der Band in Form einer Pionierarbeit die nahezu unbekannte Geschichte Asiatischer Präsenzen in Deutschland anhand kolonial-kritischer Filmanalysen. Der Fokus liegt auf orientalisierenden deutschen Kinofilmen der Weimarer Zwischenkriegszeit. Nach dem Ende des Imperial Germany wurden Deutschlands kolonial-rassistische Fantasien und Ambitionen verstärkt in eine imaginäre Kolonialität überführt. Ihre filmischen Inszenierungen begeisterten ein Massenpublikum. Die Filmkulisse, aber auch ihre Produktion und Konsumtion wurden selbst zum kulturellen Kolonialraum. Ihre Popularität ist Ausweis ihrer gesellschaftlichen und zeithistorischen Bedeutsamkeit. Im Unterschied zur dominanten Wahrnehmung, in der Berlin aufgrund der »Goldenen Zwanziger« als europäische Kultur- und Filmstadt von Weltrang gefeiert wird, setzt das Buch auf dekolonialisierende Perspektiven. In eurozentrischen Diskursen wird systematisch verdrängt, dass sich unter der Oberfläche der modernen Urbanität ein »wildes Kulturleben« verbirgt, das durch koloniale Verstrickungen und Exotisierungen geprägt ist. Die filmischen Arbeiten von z.B. Hito Steyerl und Philip Scheffner machen dagegen vergessene (Ge)Schichten und Dimensionen der Kolonialmetropole Berlin sichtbar. Das Buch erweitert die dekoloniale Debatte und stellt anti-Asiatischen Rassismus und Orientalismus in den Fokus.

 

Mit Beiträgen u.a. von Anujah Fernando, Kien Nghi Ha, Merle Kröger, Yumin Li, Linh Müller, Tobias Nagl, Irit Neidhardt, Subin Nijhawan, Philip Scheffner, Gülşah Stapel und Hito Steyerl.


Stimmen zum Buch

"Dieser Sammelband gibt einen aktuellen und aufschlussreichen Blick auf koloniale Kontinuitäten in der Filmgeschichte durch anti-rassistische und dekoloniale Perspektiven. Die tiefgehenden Untersuchungen und Gespräche sind nicht nur faszinierend für Filmfans, sondern leisten darüberhinaus einen wichtigen Beitrag für die Sichtbarkeit von Asians bzw. Asiatische Deutsche. Während der Lektüre war es für mich besonders interessant Zusammenhänge zwischen asiatischer Migration vor 1945 und dem heutigen Anti-asiatischen Rassismus in Deutschland zu erkennen."

Lizza May David, Künstlerin, Berlin

"Die Studien und Perspektiven werfen tiefgreifende Schlaglichter auf anti-Asiatischen Rassismus. Es finden sich Anknüpfungspunkte und Modelle für die weitere Dekonstruktion des immer schon global verwickelten Rassismus: Postkolonialität ist kein Distanzverhältnis für Deutschland. Ein spannendes Buch!"

Prof. Dr. Ömer Alkin, Medienwissenschaftler,  www.oemeralkin.de

Medienstimmen

Fabian Tietke: Kinotipp der Woche: Kultureller Kolonialraum. Die Filmreihe „Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin“ ergündet Topoi der Exotisierung im Weltmetropolengenre des Kinos. Die tageszeitung, 17./18.05.2023, S. 24.

Filmtipp im Checkpoint, Der Tagesspiegel, 09.05.2023.


Inhalt

Kien Nghi Ha: Decolonize Anti-Asian Racist Entanglements (DARE) – (De)Kolonialisierung lokalisieren

Philip Scheffner, Merle Kröger und Kien Nghi Ha im Gespräch: »Halfmoon Files« – Südasiatische Kolonialkriegsgefangene in Wünsdorf bei Berlin

Tobias Nagl: Entfreundet! Asiatische Filmproteste in der Weimarer Republik

Chinesische Studentenvertretung: Wie die Chinesen über Karl von Figdor’s Film »Die Herren der Welt« denken (1920)

Irit Neidhardt: »...eine Phantasmagorie von Bildern aus Tausendundeiner Nacht«. Ernst Lubitschs »Sumurun« (1920)

Subin Nijhawan: British Empire, German Illusion – Über Tiger und Grabmale in der Kolonialzeit am Beispiel von Joe May’s Film »Die Sendung des Yoghis« (1921)

Yumin Li: Anna May Wong – ein chinesisch-amerikanischer Star in Berlin

Kien Nghi Ha: Chinesische Communities in Hamburg und Berlin im kolonialen Kontext

Kien Nghi Ha: Dagmar Yu-Dembski (1943–2023): Nachruf auf eine große Forscherin der Geschichte der deutsch-chinesischen Community

Anujah Fernando und Linh Müller: Agency, Aneignungen, Ambivalenzen in der indischen und koreanischen Diaspora im Berlin der Zwischenkriegszeit: Virendranath Chattopadhayaya, An Pong-gŭn und Son Ki-jŏng

Kien Nghi Ha: Kolonialität und Asiatisch Deutsche Perspektiven in Hito Steyerls »Die leere Mitte« (1998)

Hito Steyerl, Gülşah Stapel und Kien Nghi Ha im Gespräch: »Die leere Mitte« – Kolonialer Stadtraum und anti-Asiatischer Rassismus


Kooperationspartner und Förderer