Institut für Medienwissenschaft

23.05.2011

Der Skandal in der Politik

Der PR-Berater Klaus-Peter Schmidt-Deguelle über den Medienhype in der Hauptstadt und die neuen Bedingungen für die Krisenkommunikation – Einladung zur Ringvorlesung der Tübinger Medienwissenschaft

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Affären und Affärchen zum Thema werden, Politiker unter Rechtfertigungsdruck geraten, Krisen und Skandale die öffentliche Agenda bestimmen. Zahlreiche Journalisten arbeiten heute im Regierungsviertel von Berlin; ein Heer von freien Mitarbeitern sucht nach Neuigkeiten; Atemlosigkeit und Konkurrenzdruck nehmen im Zeitalter der blitzschnellen Informationsübermittlung und der digitalen Überall-Medien weiter zu. Das Wettrennen um die Aufsehen erregende Enthüllung hat, so der PR-Berater Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, auf dem Berliner Parkett inzwischen groteske Züge angenommen und zu einer „Atomisierung des journalistischen Diskurses“ geführt. Schmidt-Deguelle: „Es werden Krisen benannt oder herbeigeschrieben, die oft keine sind. Es werden Probleme aufgebauscht, die längst einem Lösungsprozess zugeführt sind. Es werden Affären und Skandale erfunden, für die es keinerlei seriöse Quellen gibt.“

In seinem Vortrag auf Einladung der Tübinger Medienwissenschaft analysiert Klaus-Peter Schmidt-Deguelle – ehemals u.a. Chefredakteur von VOX und Berater des Bundeskanzleramtes unter Gerhard Schröder, heute Vorstandsmitglied der Beratungsfirma WMP EUROCOM AG – die Veränderungen des Journalismus – und zeigt an Beispielen wie ein professionelles Krisenmanagement agieren sollte. In der Berliner Republik, so seine These, werden aktuelle Medienentwicklungen und die besonderen Bedingungen für die Krisenkommunikation (der Wettlauf um den Scoop, die neuen Geschwindigkeiten, der Trend zur Personalisierung und Boulevardisierung) wie unter einem Brennglas sichtbar. Nachrichten sind hier längst zur Ware geworden und den schonungslosen Gesetzen des Informationsmarktes unterworfen.

Der Vortrag ist öffentlich und findet im Rahmen der medienwissenschaftlichen Ringvorlesung „Der Skandal und die Medien“ statt. Interessierte sind herzlich willkommen.

Termin: Donnerstag, 26. Mai 2011, 18.15 bis 19.45 Uhr

Ort: Kupferbau, HS 22, Hölderlinstraße 5, 72074 Tübingen

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