Institut für Medienwissenschaft

18.10.2011

Vortrag von Prof. Dr. Colin B. Grant zum Thema:

Kontexte der Globalisierung: Chancen des Menschen? Montag, 24. Oktober 2011, 18 - 20 Uhr Brechtbau, Hörsaal 037, Wilhelmstr. 50


Die Umwälzungen in Nord-Afrika und im Nahen Osten liefern den Beweis für die Verwobenheit politischer Prozesse und ‘öffentlicher’ Kommunikation. Man kann zum Thema ‘Facebook-Generation’ als Motor politischen und gesellschaftlichen Wandels mehr als ausreichend lesen, die ersten Sonderausgaben einschlägiger Fachzeitschriften zum arabischen Frühling sind ebenfalls bereits in Umlauf. Zugleich sind die Handlungsweisen dieser neuen Öffentlichkeiten schwer vorhersagbar geschweige denn zähmbar. Sie erfordern erneutes Nachdenken über eine Öffentlichkeitstheorie, die sowohl die klassische Tradition eines Jürgen Habermas als auch die einsichtsvolle Kritik eines Niklas Luhmann herausfordern.

Dieser Vortrag setzt den Schwerpunkt auf verschiedene Dimensionen der Kommunikation in Öffentlichkeitstheorien, regt aber auch zum Nachdenken über erfahrbaren Wandel an. Um diesen Zielsetzungen zu folgen, wird eine kontextualistische Um-Definition der Öffentlichkeitstheorien vorgeschlagen, die es erlaubt, die Doppelprozesse von Emergenz und Systematisierung von Öffentlichkeit zu reflektieren. Im ersten Abschnitt werden Beispiele nicht-hierarchischer Formen von sozialer und politischer Organisation dargestellt und zwar im Hinblick auf die pluralen Kontexte der Globalisierung. Im zweiten Abschnitt wird die Verflechtung von Politik und Medien als markantes Beispiel dieser pluralen Kontexte thematisiert. Daran anschließend widmet sich der Vortrag der theoretischen Diskussion einer kontextbasierten Handlungstheorie und fragt nach den Implikationen, die hieraus für Öffentlichkeitstheorien entstehen.

Abschließend widmet sich Colin Grant den theoretischen und empirischen Folgen für unsere Handlungsmöglichkeiten in einer Umwelt voller Unsicherheiten. Der Vortrag schließt mit dem Argument, dass die Unsicherheiten von Kognition, Kommunikation und nicht-hierarchischer Organisation ein wichtiges Merkmal der gesellschaftlichen Dynamik sind, die weder normative noch systemtheoretische Ansätze begreifen können. Der vorgestellte kontextualistische Ansatz gilt dabei nicht nur für erkenntnistheoretische Reflexionen, sondern auch für die empirische Beobachtung unserer Gesellschaften.



Prof. Dr. Colin B. Grant hat u.a. folgende Bücher veröffentlicht:

Literary Communication from Consensus to Rupture. Literary Theory and Practice in Honecker’s GDR, 1995; Functions and Fictions of Communication, 2000, Language – meaning – Interaction. Interdisciplinary Studies, 2001, Rethinking Communicative Interaction, 2003, Uncertainty and Communication. New Theoretical Investigations, 2007, Post-transcendental Communication. Contexts of Human Autonomy, 2008, Beyond Universal Pragmatics, 2010.



Prof. Dr. Colin B. Grant, ist seit 2005 Inhaber des Lehrstuhls für Sozial- und Kommunikationstheorie am Department of Sociology der University of Surrey, Guildford, Großbritannien. Seit 2007 bekleidet er das Amt des Vize-Rektors für Internationale Beziehungen, seit 2011 führt er den Vorsitz des University Global Partnership Network (ugpn.org).

Moderation:


Dr. Tino G.K. Meitz

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