Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

LUI/TVV-Newsletter 77 - November 2019


In diesem Newsletter informieren wir Sie wie gewohnt über die Neuigkeiten und Veranstaltungen des Ludwig-Uhland-Instituts und der TVV beziehungsweise über alles Wichtige aus LUI und der Tübinger Vereinigung für Volkskunde.

Zu allen angekündigten Veranstaltungen sind Sie herzlich eingeladen.

I. INSTITUTSNEWS

Auch in diesem Newsletter darf eingangs von einer ehrenvollen Würdigung berichtet worden: Im September dieses Jahres wurde Hans-Joachim Lang, Honorarprofessor am LUI, das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Universitätsrektor Bernd Engler überreichte Urkunde und Orden. Die Laudatio, aus der hier auszugsweise zitiert wird, hielt Reinhard Johler. Darin heißt es: Professor Lang erhält die Auszeichnung für sein langjähriges Engagement zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus aus der Perspektive der Opfer. Neben einer Vielzahl von Aufsätzen zu Nationalsozialismus und Wissenschaft sind insbesondere zwei Bücher besonders hervorzuheben, die die originäre Agenda des Geehrten deutlich machen. „In ‚Die Namen der Nummern. Wie es gelang, die 86 Opfer eines NS-Verbrechens zu identifizieren‘ (2004) und dem 2011 publizierten ‚Die Frauen von Block 10. Medizinische Versuche in Auschwitz‘ erhalten die Nummern wieder Namen. Aus gewolltem Vergessen wird wieder bewusstes Erinnern und aus Objekten werden wieder Subjekte.“
Dieser Agenda, fuhr Reinhard Johler fort, folgt Lang auch als Honorarprofessor am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen. Hier arbeitet er mit den Studierenden insbesondere zu den Themen Geschichte, Shoah und Erinnerungskultur. In gemeinsamen Exkursionen nach Ausschwitz oder nach Berlin wird das gegenwärtige, wie auch das vergangen Verhältnis zwischen nichtjüdischen und jüdischen Deutschen erlebt und reflektiert.

In diesem Zusammenhang machen wir gern auf eine Ausstellung aufmerksam, an der das LUI nicht ganz unbeteiligt ist. Organisiert vom Verein „Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus“, Tübingen (LDNS e.V.) zeigt das Stadtmuseum Tübingen ab dem 9. November 2019 die neu konzipierte Wanderausstellung „‘Ich habe hier meine Jugend und meine Gesundheit verloren.‘ Zwangsarbeit in Tübingen 1939–1945“. Ausländische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter waren in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs wichtige Arbeitskräfte in der Kriegswirtschaft. Auch in Tübingen gehörte Zwangsarbeit zum Kriegsalltag und war ein allgegenwärtiges Massenphänomen.
Neun Tafeln informieren über die Unterbringung, Arbeitsorte, Ernährung, Freizeit, das Verhältnis zur Tübinger Bevölkerung, die rassistische Hierarchisierung, Strafmaßnahmen und die Erinnerung an Zwangsarbeit nach 1945. Fotos und Briefe von Zwangsarbeitern geben eine neue Sichtweise auf Tübingen im Zweiten Weltkrieg.
Die Ausstellung wird am 8. November um 18 Uhr im Stadtmuseum Tübingen mit einer Einführung in die Geschichte der Zwangsarbeit 1939–1945 in Tübingen eröffnet.

Gern weisen wir aus gegebenem Anlass auch auf diese Ausstellung hin: Das Kreisarchiv des Landratsamts Tübingen (Leitung Wolfgang Sannwald) beherbergt die Wanderausstellung „Kurt Gerstein. Widerstand in SS-Uniform?“, die es mit einer Tübinger Vertiefung angereichert hat. Die Ausstellung nimmt sich eines der bedrückendsten Augenzeugenberichte über den Massenmord an Jüdinnen und Juden im Namen des Deutschen Reiches an. Der Bericht wurde mit Tübinger Absenderangabe verfasst - durch den Mediziner Kurt Gerstein (1905 bis 1945), der im Dienst des Hygiene-Instituts der Waffen-SS stand. Gerstein hatte in Tübingen Medizin studiert und hatte hier während des Zweiten Weltkriegs seinen Wohnsitz. Der Bericht, den er 1945 zusammenfasste, wurde berühmt, weil er darin als Augenzeuge den Gasmord an 6700 Menschen in einem Vernichtungslager detailliert schilderte. Zeitnah nach seiner Besichtigung von Vernichtungslagern informierte er noch 1942 den schwedischen Botschafter, den Vatikan und den niederländischen Widerstand, um den Massenmord ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth verarbeitete Gersteins ambivalente Biografie in seinem dramatischen Schauspiel „Der Stellvertreter“.
Wie ist diese Persönlichkeit zwischen Täterschaft und Whistleblowing heute zu beurteilen? Dieser Frage geht die Ausstellung „Kurt Gerstein. Widerstand in SS-Uniform?“ des Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen und des Förderkreises Kurt Gerstein nach. Das Kreisarchiv Tübingen hat eine Komplementärausstellung mit Tübinger Bezügen erstellt und dabei Gersteins Bericht mit dem Konzept der narrativen Konstruktion interpretiert.
Die Ausstellung kann von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr in der Glashalle des Landratsamts Tübingen besichtigt werden. Kostenfreie Führungen mit Jugendguides und dem Kreisarchiv werden angeboten (jeweils um 17:30 Uhr am 12.11, am 21.11, am 28.11, sowie am 3.12. 2019 in der Glashalle des Landratsamts Tübingen). Anmeldung, weitere Termine und Workshops mit Jugendguides unter jugendguidespam prevention@kreis-tuebingen.de.

Das Vortragsangebot des LUI wird diesmal von Instituts- und Berufsfeldkolloquium bestückt. Auch die AG Jüdische Studien bietet im Januar einen aktuellen Vortrag zum Umgang mit Antisemitismus in der Gedenkstättenarbeit an.

Im aktuellen Institutskolloquium geht es unter dem Obertitel „At the Root of All Our Problems“? Zur Kulturanalyse des Neoliberalismus im Neoliberalismus (Leitung: Monique Scheer, Jan Hinrichsen und Franziska Veit) diskussionsfreudig um einen wahrlich ubiquitären Begriff. Er umreißt ein unübersichtliches Spektrum von Zeitgeistdiagnosen der Welt bis hin zu kleinsten Alltagspraktiken – und will auch als jenes Scharnier verstanden werden, das diese Dimensionen miteinander in Bezug setzt.
Doch was soll der Begriff bezeichnen, wenn er alles bezeichnet? Warum Kulturanalyse betreiben, wenn die Antwort immer schon „Neoliberalismus“ ist? Kann diese Polyvalenz als eine der Logiken des Neoliberalismus verstanden werden?
Mit dieser provozierenden Frage will das Institutskolloquium den Begriff des „Neoliberalismus“ in verschiedenen Feldern, Fragestellungen und Verwendungsweisen innerhalb der europäischen Ethnologien explorieren und konturieren, seine Konjunktur und Potentiale kritisch befragen und die eigene Position als Wissenschaftler*in in „neoliberalen Zeiten“ thematisieren. Zum Zuhören und Mitdiskutieren wird herzlich eingeladen.

Alle Vortragstermine finden Sie unten im Veranstaltungskalender sowie auf unserer Homepage.

II. PERSONALIA

Hin zu neuen Ufern zog es Jan Lange, bis September dieses Jahres wissenschaftlicher Mitarbeiter am LUI. Seine Forschungen zu Migration und Stadtpolitiken führten ihn direkt in die Praxis. Seit 1. Oktober ist er in Saarbrücken als stellvertretender Leiter der Stabsstelle für Chancengleichheit zuständig für die Entwicklung städtischer Strategien im Umgang mit Migration und Vielfalt. Das LUI winkt und wünscht einen guten Start!

Gut (wieder) eingelebt hat sich Helen Franziska Veit, die seit Mai als wissenschaftliche Mitarbeiterin am LUI tätig ist. Nach dem Masterabschluss in EKW 2016 und (u.a. nebenberuflichen) Stationen in Oslo und Frankfurt ist sie nun, unterstützt durch die Landesgraduiertenförderung, wieder in Tübingen. Im Rahmen ihrer Promotion, die von Monique Scheer begleitet wird, beforscht sie Praktiken des Umgangs mit Scheitern und Misserfolg. Im aktuellen Semester organisiert sie außerdem das Institutskolloquium zu Neoliberalismus gemeinsam mit Monique Scheer und Jan Hinrichsen.

Gut angekommen ist seit einigen Monaten Bianca Raffaela Hepp, wissenschaftliche Mitarbeiterin am LUI und zugleich am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde. Ihre auf drei Jahre befristete Stelle ist zur Förderung der Südosteuropaforschung von Seiten der Universität Tübingen zur Verfügung gestellt worden. Bianca Raffaela Hepp hat in Jena studiert und forscht nun als Doktorandin zum Thema „‘Wir sind als Deutsche nach Deutschland gekommen‘ – Identität und Erinnerungskultur bei den ‚Sathmarer Schwaben‘ und ‚Kaukasusdeutschen‘ in der dritten Generation“.

Seit Oktober ist schließlich Lorena Popović neue Mitarbeiterin an dem vorn Reinhard Johler geleiteten Teilprojekt G03 „Eine ‚Genealogie von Hybridität‘. Die „Bedrohten Ordnungen der multikulturellen Halbinsel Istrien (190-2013)“, angesiedelt in der dritten Phase des Tübinger SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ (2019-2023). Lorena Popović hat in Tübingen und Cork Geschichte studiert. Ihre Masterarbeit hatte den Titel „Made in Istria. Die Raumkonstruktion Istriens in Literatur, Politik und Dokumentarfilm,1997-2002“.

Allen ein Herzliches Willkommen!

III. PUBLIKATIONEN / HERAUSGEBERSCHAFTEN aus dem LUI

Frisch erschienen ist ein Sammelband, herausgegeben von Reinhard Johler und Jan Lange: Konfliktfeld Fluchtmigration. Historische und ethnographische Perspektiven. Bielefeld. transcript Verlag 2019, 322 Seiten.

Migration ist in den letzten Jahren zu einem der zentralen Felder gesellschaftlicher Selbstverständigung avanciert. Das unvorhergesehene Eintreffen von Flüchtenden im Spätsommer 2015 hat sowohl neue Formen der Regulierung von Migration angestoßen als auch Dynamik in politische Positionierungen und Bewegungen gebracht. Die Migrationsforschung steht aktuell vor der Aufgabe, Flucht nicht als isoliert zu erforschendes Phänomen, sondern als konstitutives Element von Gesellschaft sichtbar zu machen. Der Band versammelt Beiträge verschiedener Disziplinen, die diese Herausforderung in der Rekonstruktion gegenwärtiger und historischer Aushandlungen annehmen.

IV. NACHRICHTEN der TVV

TVV lädt ein zu Führung „Adieu Plastiktüte“ im Rahmen der Public Climate School: Die Studierenden innerhalb der Fridays for Future-Bewegung haben vom 25. bis 29. November eine Public Climate School ausgerufen und fordern Veranstaltungen, die sich dem Klimawandel widmen. Im Rahmen dieser Woche lädt die TVV alle Studierenden und Mitglieder zu einer Sonderführung durch die Ausstellung „Adieu Plastiktüte!“ in das Museum der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch mit Kurator Frank Lang ein.
Die Plastiktüte verursacht riesige Müllberge und ist aktuell Inbegriff der Wegwerfgesellschaft. „Adieu Plastiktüte!“ widmet sich dem umstrittenen Alltagsding in seinen negativen und positiven Facetten. Zu sehen sind großartige Designs, kuriose Kompositionen und amüsante Werbesprüche. Aber auch die Fakten zur Umweltproblematik werden beleuchtet.
Zeit: Dienstag, 26. November, 15.30 Uhr
Ort: Treffpunkt 14.45 Uhr am Hbf. Tübingen (Buslinie 826) TVV bezahlt ein Gruppenticket oder direkt um 15.20 Uhr im Eingangsbereich des Museums (Kirchgasse 3, 71111 Waldenbuch)

Am 17. Dezember findet im ITZ in Tübingen die erste Buchvorstellung des Bandes „Der Unterschied, den Weihnachten macht“ (s. unten) statt. Die TVV lädt auch im Namen der Herausgeberin Monique Scheer herzlich zu der Präsentation des Sammelbandes ein, dessen Beiträge die Verhandlung von Weihnachten in multikulturellen Gesellschaften thematisieren.
Zeit: Dienstag, 17. Dezember, 20.00 Uhr
Ort: Zimmertheater, Bursagasse 16, 72070 Tübingen
Eintritt frei

Traditionell geht es zwei Tage später mit dem Bookshop for Christmas im LUI und anschließender Weihnachtsfeier weiter. Auch in diesem Jahr sind alle Studierenden und Mitglieder der TVV herzlich eingeladen. Auf dem Programm stehen Buchvorstellungen der neuen Publikationen der LUI-Dozent*innen – Monique Scheer, Ulrich Hägele, Reinhard Johler/Jan Lange und Hermann Bausinger. Außerdem warten exklusive Sonderpreise auf einige TVV-Publikationen. Wir freuen uns über zahlreiches Erscheinen.

Im Januar lädt die TVV alle Studierenden und Mitglieder herzlich zu dem ersten TVV-Absolvent*innen-Besuch 2020 ein, wobei gleich drei Absolvent*innen des LUI besucht werden. Eingebettet in das Berufsfeldkolloquium werden wir zunächst Felicia Sparacio und Christoph Grohsmann an der Hochschule Reutlingen besuchen. Sie stellen ihr Arbeitsfeld im Wissenschaftsmanagement vor und führen uns durch die Hochschule. Hierbei wird um Voranmeldung bei Gabriele Kroboth (gabriele.krobothspam prevention@uni-tuebingen.de) bis zum 15.01 gebeten.
Zeit: Mittwoch, 22. Januar 2020, 16.00 Uhr
Ort: Hochschule Reutlingen, Alteburgstraße 150, 72762 Reutlingen

Unmittelbar im Anschluss wird es eine kostenlose Filmvorführung des Films „Genkingen – ein schwäbisches Volksmärchen“ von Andreas Vogt, dem Geschäftsführer des Kino KAMINO, geben, der ebenfalls im Rahmen des Berufsfeldkolloquiums vor dem Film von seinem Beruf erzählt. Hierzu sind alle Studierenden und TVV-Mitglieder herzlich eingeladen und es ist keine Voranmeldung nötig. Beide Veranstaltungen können auch unabhängig voneinander besucht werden.
Zeit: Mittwoch, 22. Januar 2020, 19.00 Uhr
Ort: Kino KAMINO, Wendler-Areal, Ziegelweg 3, 72764 Reutlingen

Im Januar kommen die TVV-Veranstaltungen geballt und es ist garantiert für jede/n etwas dabei.
Los geht es am Dienstag, den 21. Januar um 19 Uhr mit der Buchvorstellung der Studienprojektgruppe unter der Leitung von Monique Scheer und Jan Hinrichsen mit dem Titel „Forme(l)n des guten Lebens“. Was ist ein gutes Leben? Ein zufriedenes? Oder ein richtiges? Darauf will dieses Buch keine Antwort bieten, sondern Versuche ein gutes Leben zu führen nachzeichnen. Buchvorstellung „Forme(l)n des guten Lebens“ von Jan Hinrichsen und Monique Scheer (Hg.)
Zeit: Dienstag, 21. Januar, 19 Uhr
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Ebenfalls im Januar laden LUI und TVV zu einer Oral History zur Geschichte der lokalen Punk-Szene in Kooperation mit dem Historiker und Autor Simon Steiner in den Club Voltaire ein. Bei der Veranstaltung „LANDEIER & BETON“ wird, passend zu „Der Underground war amerikanisch“, die 80er Underground-Szene noch einmal in Erinnerung gerufen. Simon Steiner („Wie der Punk nach Stuttgart kam“) präsentiert in Zusammenarbeit mit dem LUI Bilder, Geschichten, Gespräche mit Zeitzeugen und Livemusik. Es spielen DIE ALTEN, LE MARQUIS/DAVID CASABLANCAS, Lupe Wolf aka KLAUS HESSELBACH, LEFTA und DJ BARNY.
Zeit: Freitag, 24. Januar 2020, 20.00 Uhr
Ort: Club Voltaire Tübingen, Haaggasse 26 B, 72070 Tübingen
Eintritt: 7 Euro (für TVV-Mitglieder ermäßigt)

V. PUBLIKATIONEN der TVV

Richard van Ess: Der Underground war amerikanisch. Vorbilder für die deutsche Undergroundpresse. 2019

ISBN: 978-3-932512-98-8 / 595 Seiten, Illustrationen
Preis: 25,00 Euro / TVV-Mitglieder: 25,00 Euro

Aufbruch und Wandel von ‚1968‘ wurden von einer Medienrevolte getragen. Die Subkultur grenzte sich nicht nur ideologisch, sondern auch medial vom Mainstream ab. Sie kommunizierte über eigene Medien, die heute jedoch kaum mehr bekannt sind.
„Agit 883“, „Pängg“, „Fizz“ oder „Gottfried’s Jacke“, um nur wenige Beispiele zu nennen, waren das Sprachrohr des deutschen Underground. Auf den anarchisch collagierten Seiten dieser Zeitungen fanden sich Organisationsangebote für gemeinschaftliche Aktionen, Analysen über den Stand der Revolution, Besprechungen von Musik und Literatur und Kleinanzeigen.
In der vorliegenden Publikation werden erstmals sämtliche verfügbaren deutschen Underground-Zeitschriften der Jahre 1968 bis 1973 vollständig einbezogen und als Quellen für die Entstehung einer Alternativkultur ausgewertet. Nachgewiesen wird, welch entscheidenden Einfluss die amerikanische „Counterculture“ der späten 1960er-Jahre auf die deutsche Subkultur hatte. Bestellung

Ulrich Hägele (Hg.): Heinz Pietsch. Fotografien 1950 – 1989. 2019

ISBN: 978-3-947227-006 / 126 Seiten, Illustrationen
Preis: 15,00 Euro / TVV-Mitglieder: 9,75 Euro

Fotografieren war die Leidenschaft von Heinz Pietsch (1926-1989). Der Tübinger Lehrer und Hobbyfotograf knipste tausende von Bildern, lichtete ab, was ihm vor die Linse kam oder arrangierte künstlerisch und mit einem bestechenden Sinn fürs Detail die Konsumgegenstände seiner Zeit. Pietschs Fotografien dokumentieren die Stadt und deren Veränderungen, die Automobilkultur, die Familie, die Feste und Rituale und den Konsumwahn der Wirtschaftswunderjahre. Kurz gesagt: Heinz Pietsch zeigt uns das Alltagsleben der Zeit von 1950 bis 1989. Seine Fotografien laden die Betrachterin und den Betrachter ein, das Besondere und Kuriose in ihnen zu entdecken – das nachmittägliche Federballspiel, die Tankstelle um die Ecke, das frisch gekaufte Brot.
Pietschs visuelles Lebenswerk ist eine immense Dokumentation des Privaten und ebenso der lokalen und regionalen Zeitgeschichte. Seine Bilder sind kleine Kunstwerke. Sie beeindrucken durch Vielfalt und Einzigartigkeit, versetzen uns in Staunen, lassen uns schmunzeln, ja, sie wecken Erinnerungen an die eigene Kindheit und Biografie. Bestellung

Pamela E. Klassen / Monique Scheer (Hg.): Der Unterschied, den Weihnachten macht. Differenz und Zugehörigkeit in multikulturellen Gesellschaften. 2019

ISBN: 978-3-947227-01-3 / 324 Seiten, Illustrationen
Preis: 22,00 Euro / TVV-Mitglieder: 14,30 Euro

Ist Weihnachten ‚noch‘ ein religiöses Fest oder ‚nur noch‘ ein kulturelles? Jahr für Jahr werden an Weihnachten Religion und Kultur öffentlich verhandelt und dabei Fragen nach Zugehörigkeit und Differenz gestellt. Weihnachten macht Unterschiede – wie, welche und was daran kritikwürdig ist, davon erzählen die hier versammelten Beiträge.
Dieser Band setzt neue Akzente in der langen Tradition der Weihnachtskritik. Er hinterfragt den Status des Festes als schutzbedürftiges kulturelles Erbe und untersucht die Ängste vor dem möglichen Verlust seiner christlichen oder national-religiösen Symbolkraft. Die Fallstudien nehmen Schulen, Museen, Fußgängerzonen und Privaträume in den Blick, hören hin, wenn Weihnachtslieder gesungen werden und betrachten das Fest in seiner historischen Genese. Dabei wird die mitunter aggressive Inklusivität von Weihnachten genauso deutlich wie sein Exklusionspotenzial.
Mit Beiträgen von Marion Bowman (Open University), Juliane Brauer (MPI Berlin), Simon Coleman (Toronto), Yaniv Feller (Wesleyan University), Pamela E. Klassen (Toronto), Christian Marchetti (Tübingen), Helen Mo (Toronto), Katja Rakow (Utrecht), Sophie Reimers (Berlin), Monique Scheer (Tübingen), Tiina Sepp (Tartu) und Isaac Weiner (Ohio State University) und einem Nachwort von Hermann Bausinger (Tübingen). Bestellung

COMING SOON …   Hubert Klausmann (Hg.): Sprachalltag
Alltägliches Sprechen und Sprachalltag können in isolierten Fachkontexten nicht hinreichend betrachtet werden, sie verlangen vielmehr geradezu nach fächerübergreifenden Perspektiven. Der aus einem von der Tübinger Arbeitsstelle „Sprache in Südwestdeutschland/Arno-Ruoff-Archiv“ ausgerichteten Symposium hervorgegangene Band versammelt Beiträge aus Linguistik und Kulturwissenschaft, die die Vielseitigkeit des Sprachalltags sichtbar machen und in einen fruchtbaren Dialog miteinander treten …

COMING SOON …   Monique Scheer/ Jan Hinrichsen (Hg.): Forme(l)n des guten Lebens
Das ‚gute Leben‘ ist etwas, das wir tun – kuratieren und stilisieren, teilen und für einander da sein, warten und hoffen oder erdulden. 
Was ist ein gutes Leben? Ein zufriedenes? Oder ein richtiges? Darauf will dieses Buch keine Antwort bieten, sondern Versuche, ein gutes Leben zu führen, nachzeichnen. Wie finden Menschen in ganz verschiedenen Lebenssituationen im Spannungsfeld zwischen Moral und Glück ihre ‚Lebensformel‘?

VI. LUI- und TVV-TERMINKALENDER

Mittwoch, 6. November, 18 Uhr
Vortrag zum Berufsfeld Marketing und Veranstaltungsplanung: Petra Eisele B.A. – Stadtmarketingbeauftragte, Stadtverwaltung Waldenbuch
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Mittwoch, 13. November, 18 Uhr
Vortrag zum Berufsfeld Museum und Ausstellung: Marlene Kirschbaum M.A. – Texterin und Konzeption, jangled nerves, Stuttgart
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Donnerstag, 14. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Alex Rau (München): Weibliche Altersarmut im Neoliberalismus. Kritische Überlegungen zum Affekt der Schuld in der Selbstverhandlung prekären Alterns
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Donnerstag, 21. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Dieter Langewiesche (Tübingen): Was ist neu am Neoliberalismus in der Geschichte des Liberalismus?
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Dienstag, 26. November, 15.30 Uhr
Führung im Rahmen der Public Climate School durch die Ausstellung „Adieu Plastiktüte!“ im Museum der Alltagskultur mit Kurator Frank Lang
Ort: Treffpunkt 14.45 Uhr am Hbf. Tübingen (Buslinie 826) TVV bezahlt ein Gruppenticket oder direkt um 15.20 Uhr im Eingangsbereich des Museums (Kirchgasse 3, 71111 Waldenbuch)

Mittwoch, 27. November, 18 Uhr
Vortrag zum Berufsfeld Management: Valerie Wacker M.A. – Expertin für Chance Management, Innovation und Digitale Transformation im Finanz- und IT-Ressort der Porsche-AG, Stuttgart
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Donnerstag, 28. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Ute Volkmann (Bremen): New Public Management – Finanzmarktkapitalismus – Digitalisierung: Wissenschaft und ihre Verlage unter Ökonomisierungsdruck
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Mittwoch, 4. Dezember, 18 Uhr
Vortrag zum Berufsfeld Stadtentwicklung: Sarah Waschler M.A.– Referentin für Stadtentwicklung, Stadtverwaltung Ulm
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Donnerstag, 05. Dezember, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Lydia Maria Arantes (Graz): Verstrickt und verwickelt. Über das Aushalten und Kultivieren von Ambivalenzen in einem überraschend komplexen Forschungsfeld
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Mittwoch, 11. Dezember, 18 Uhr
Vortrag zum Berufsfeld Start Up im Bereich Human Ressources: Robert Reinartz B.A. – Geschäftsführer Skill Road, Tübingen
Ort: Berghof, Ob dem Himmelreich 7

Donnerstag, 12. Dezember, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Christine Hämmerling (Zürich): Authentisch und mit Herzblut: NGO- Fundraising unter Professionalisierungsdruck
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Dienstag, 17. Dezember, 20 Uhr
Buchvorstellung „Der Unterschied den Weihnachten macht. Differenz und Zugehörigkeit in multikulturellen Gesellschaften.“ von Monique Scheer im ITZ
Ort: ITZ, Bursagasse 16, 72070 Tübingen

Donnerstag, 19. Dezember, 18 Uhr
Jährlicher Bookshop for Christmas mit Vorstellung der neuen Publikationen der TVV und LUI-Dozent*innen, Sonderpreisen auf einige TVV-Bücher und anschließender LUI-Weihnachtsfeier
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Donnerstag, 09. Januar 2020, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Wilhelm Gräb (Berlin): (Neo-)Liberalismus als anspruchsvolle Interpretation der kulturellen Präsenz des Religiösen
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Mittwoch, 15. Januar 2020, 18 Uhr
Vortrag zum Berufsfeld Museum und Ausstellung: Frieder Findeisen M.A. – Volontär im Stadtpalais Stuttgart
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Donnerstag, 16. Januar 2020, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Joachim Baur (Berlin): Alles neu?! Ein Streifzug durchs Museum des Neoliberalismus
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Dienstag, 21. Januar 2020, 19 Uhr
Buchvorstellung „Forme(l)n des guten Lebens“ von Jan Hinrichsen und Monique Scheer (Hg.)
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Mittwoch, 22. Januar 2020, 15 – 21 Uhr
ACHTUNG, Sondertermin: Exkursion nach Reutlingen: Besuch zum Berufsfeld Wissenschaftsmanagement / Kommunikation: Dr. Felicia Sparacio – Referentin des Rektors der Hochschule Reutlingen und Christoph Grohsmann M.A. – Mitarbeiter in der Hochschulkommunikation + Berufsfeld Kommunales Kino: Andreas Vogt – Geschäftsführer Kino Kamino, Reutlingen
Ort: Reutlingen

Freitag, 24. Januar 2020, 20 Uhr
Oral History zur Geschichte der lokalen Punkszene: „Landeier & Beton“ von Simon Steiner mit Gesprächen und Livemusik
Ort: Club Voltaire Tübingen, Haaggasse 26 B, 72070 Tübingen

Dienstag, 28. Januar, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen der AG Jüdische Studien – Martin Ulmer (Tübingen): Jüdisches Leben und Antisemitismus in der Forschungs- und Bildungsarbeit von Gedenkstätten
Ort: LUI Seminarraum

Donnerstag, 30. Januar 2020, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Eitan Wilf (Jerusalem): To go with the free informational flow: The Innovation Architect as a Communication Node
Ort: LUI, Ausstellungsraum

Donnerstag, 06. Februar 2020, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Markus Tauschek (Freiburg): Wie wir im Modus des Wettbewerbs handeln und denken: Konkurrenz als kulturelle Konstellation
Ort: LUI, Ausstellungsraum