Zentrum für Islamische Theologie (ZITh)

Tagung „Von der konfessionellen zur interreligiösen Kooperation im Religionsunterricht“

Am 8./9. März 2022 fand an der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. Reinhold Boschki, Prof. Dr. Friedrich Schweitzer und Prof. Dr. Fahimah Ulfat eine Tagung zur Weiterentwicklung des Religionsunterrichts statt.

Weitreichende Veränderungen in der Gesellschaft, aber auch in der Schule machen es notwendig, neu über einen zukunftsfähigen Religionsunterricht nachzudenken. Aufgrund von Migration und Flucht, von Internationalisierung und Globalisierung hat sich die religiöse Situation in Deutschland rasant und nachhaltig verändert. Anders als noch im 20. Jahrhundert stehen sich nicht mehr einfach zwei große Konfessionen gegenüber, sondern die Präsenz verschiedener Religionen ist zu einer unübersehbaren Voraus-setzung gerade auch im Bildungsbereich geworden. Gleichzeitig gibt es auch einen ebenfalls wachsenden Anteil von Menschen, die sich keiner bestimmten Religion oder Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen.  Vor fast 30 Jahren war das Land Baden-Württemberg das erste Bundesland, in dem konfessionelle – evangelisch-katholische – Zusammenarbeit im Religionsunterricht offiziell ermöglicht wurde. Das war damals ein mutiger Schritt. Heute müssen weitere Schritte folgen – hin zu einer interreligiösen Kooperation. Dabei geht es aber nicht nur um eine Anpassung an die gewandelten gesellschaftlichen Verhält-nisse. Gerade in Tübingen, wo ein Campus der Religionen aufgebaut wird, können neue Potentiale des interreligiösen Dialogs fruchtbar gemacht werden. Die Form der Kooperation im Sinne von Gemeinsamkeit stärken – Unterschieden gerecht werden lässt sich auch auf den interreligiösen Bereich anwenden. Mit der interreligiösen Kooperation im Religionsunterricht entstehen wichtige Forschungsaufgaben, die in Tübingen in einem eigens dafür gegründeten Forschungsverbund bearbeitet werden, der ebenfalls interreligiös-kooperativ konzipiert ist. Dieser Forschungsverbund ist deutschlandweit einmalig und umfasst die drei Lehrstühle bzw. religionspädagogischen Abteilungen der Evangelisch-Theologischen und der Katholisch-Theologischen Fakultäten sowie der des Zentrums für Islamische Theologie. Der Verbund hat die Aufgabe, die interreligiöse Arbeit in allen religionspädagogischen Praxisfeldern, insbesondere im Bereich der Schule, aber auch darüber hinaus zu unterstützen und qualitativ weiterzuentwickeln. Er bezieht sich mit seiner Arbeit auf die drei Bereiche Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit. Im Bereich Wissenschaft besteht die Aufgabe darin, Formen der interreligiösen Kooperation zwischen katholischen, islamischen und evangelischen Bildungsangeboten innerhalb und außerhalb der Schule zu entwickeln und wissenschaftlich zu begleiten. Im Bereich Praxis ist das Ziel, eine Verbindung zwischen einer interreligiösen Kooperation in der Ausbildung für den Religionsunterricht und der Kooperation in der Schule herzustellen. Im Bereich Öffentlichkeit werden öffentliche Veranstaltungen, Studientage sowie Konferenzen fachlicher Art durchgeführt. Die Tagung hat zum Ziel, Möglichkeiten der interreligiösen Kooperation im Religionsunterricht auf der Begründungsebene, der rechtlichen, der pädagogischen und religionspädagogischen Ebene zu erkunden. Außerdem werden Vertreterinnen und Vertreter der Politik, der Kirchen, aus dem Judentum und Islam ihre Sichtweisen zur Thematik einbringen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Erfahrungen bislang zur konfessionellen Kooperation in verschiedenen deutschen Bundeländern, aber auch in Österreich und der Schweiz gemacht wurden und werden. Die wichtigste Fragestellung der Tagung ist, ob die interreligiöse Kooperation eine Möglichkeit darstellt, den Religionsunterricht angesichts der gesellschaftlichen Transformation weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen.

Die Veranstaltung stieß auf großes bundesweites Interesse. Ca. 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet sind zugeschaltet. Die Tagung wird gemeinsam von den Tübinger Religionspädagogiken veranstaltet: Prof. Dr. Reinhold Boschki (Katholische Religionspädagogik), Prof. Dr. Friedrich Schweitzer (Evangelische Religionspädagogik), Prof. Dr. Fahimah Ulfat (Islamische Religionspädagogik).