Die überwiegende Mehrheit der Führungskräfte in Deutschland hat studiert (DIW Führungskräftemonitor, 2017). Jedoch spielen Führung, insbesondere Führungsverantwortung und Führungsethik im MINT-Studium kaum eine Rolle (Fregin/Richter/Schreiber/Wüstenhagen et al., 2016).
Das von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderte Verbundprojekt „Führungsethik als Ethik in den Wissenschaften – Von der Theorie zur Praxis in Hochschule und Unternehmen“ will dies ändern. Ziel des Verbundprojektes ist es, ein Lehr-Lern-Angebot zu entwickeln, das führungsethische Kompetenzen an Studierende des MINT-Bereichs vermittelt. Für ein geeignetes Lehrangebote arbeiten ein methodisch breit aufgestelltes Team an vier Standorte mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten interlokal an dem Forschungsprojekt zusammen, zum einem das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW, Universität Tübingen), zum anderen die Universitäten Mainz und Jena sowie das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE). Die Koordination des Verbundprojekts liegt beim IZEW.
Mit einer Minimaldefinition von „Dimensionen der Führung“ (Schmalzried/ Fröhlich / Vondermaßen 2022) und einem eigens entwickelten Curriculum für MINT-Studierende zu „Führungsethik – Kompetenzen in Wissenschaften und Berufspraxis“ führt das Forschungsprojekt seit dem Wintersemester 2020/2021 Seminare an den Universitäten der Projektpartner durch. Ein Doktoranden-Workshop ergänzt das Angebot. In dem Lernangebot wird adressiert, wie eine verantwortliche Führungskraft die eigenen (moralischen) Vorstellungen, Werte und Ziele reflektieren kann, mit denen sie als zukünftige Führungskraft im späteren Arbeitsumfeld konfrontiert wird.
Von Anfang an wurden die Lehr-Lern-Angebote von einem Evaluator*innen-Team begleitet, welches ein empirisch fundiertes, theoriebasiertes und praxisorientiertes Kompetenzmodell sowie korrespondierende Messinstrumente entwickelt hat, das es ermöglichen soll, die Wirksamkeit der Vermittlung führungsethischer Kompetenzen messbar zu machen. Sowohl die Lehr-Lern-Formate als auch die Evaluationsinstrumente wurden in Form von Modellversuchen im Rahmen des Projekts getestet.
Das Projektvorhaben wurde bis Juni 2022 verlängert, sodass auf der hybriden Lunch-to-Lunch Abschlussveranstaltung „Führungsethik in der Hochschullehre“ am Montag und Dienstag, den 13. und 14. Juni 2022 das Projekt mit den Ergebnissen der Evaluation vorgestellt werden kann. Gleichzeitig soll die Abschlussveranstaltung als Auftakt gesehen werden Wissenschaft und Praxis in einen Dialog zu bringen, um weitere Weichen für eine Institutionalisierung von führungsethischer Lehre an den Universitäten zu stellen.