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Das erste Buch der Reihe liefert das Konzept einer theoretischen Neudefinition der „horizontalen Geographien“. Diese bezeichnen die räumlichen Synthesen, wie sie in verschiedenen Disziplinen, sei es in den Regionalstudien, den Area Studies, der Neuen Regionalen Geographie u.v.a.m. vorgenommen werden. Grundlage der Neubeschreibung ist der philosophische Neopragmatismus, der in den Raumwissenschaften zwar gelegentlich aufgegriffen, aber nie zu einem theoriegeleiteten empirischen Forschungsprogramm ausdifferenziert wurde. Diese Entwicklung des Forschungsprogramms leitet das erste Buch der Reihe.
Der philosophische Neopragmatismus, wie er insbesondere von Richard Rorty konzipiert wurde, konzentriert sich insbesondere auf die Kontingenz von Gesellschaft, Selbst und Sprache, was es auch ermöglicht, räumliche Synthesen nicht als „Bilder der Realität“, sondern als kontingente Vorschläge zur Neubeschreibung von Räumen zu verstehen. Aufgrund der Komplexität räumlicher Prozesse erfordert ihre horizontale geografische Untersuchung eine Triangulation von Theorien, Methoden, Forscherperspektiven, Daten und die Einbeziehung von Menschen ohne spezielles Expertenwissen. Um die Kontingenz der räumlichen Synthesen zu verdeutlichen, greift die Darstellung der Ergebnisse - hier vor allem graphisch und kartographisch - auf die Haltung der Ironie zurück. In Bezug auf die sechs Ebenen der Trigangulation fungiert der Neopragmatismus als metatheoretischer Orientierungsrahmen.
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Jahrestagung der Akademie für Geographische Regionalforschung
Das Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ verfasste Karl R. Popper in Neuseeland während des Zweiten Weltkriegs als Plädoyer für eine Offene Gesellschaft, die er durch vielfältige Formen des Totalitarismus bedroht sah. Er verteidigt hier die zukunftsoffene Entwicklung von Gesellschaften (und der Wissenschaft) gemäß dem Prinzip von Versuch und Irrtum im Gegensatz zur Vorstellung eines teleologischen Historizismus, der voraussetzt, dass sich Geschichte nach universalen Gesetzmäßigkeiten in nur eine „richtige“ Richtung entwickeln könne. Diese verantwortungsethische Position, welche die Freiheit des Einzelnen stets an seine Verantwortung gegenüber anderen rückbindet, ist sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart immer wieder durch vermeintlich neue und dezidiert als Alternativen bezeichnete gesellschaftspolitische, organisatorische und technische Entwicklungen herausgefordert.
Die Tagung „Räume und Zeiten: Offene und Geschlossene Gesellschaften im Wandel“ setzt sich mit der zentralen Frage auseinander, wie Gesellschaften mit Mechanismen der Öffnung und Schließung im geographischen Sinne umgehen. Dabei sollen Themen angesprochen werden, die sowohl aktuelle Herausforderungen als auch historische Entwicklungspfade globaler, regionaler und lokaler Prozesse in Offenen und Geschlossenen Gesellschaften untersuchen. Der Blick auf die historisch-geographischen Zusammenhänge ermöglicht eine Kontextualisierung gegenwärtiger Phänomene, indem danach gefragt wird, unter welchen räumlichen Bedingungen nach Offenheit strebende Gesellschaften entstanden sind, wie sie sich gegen autoritäre und totalitäre Gesellschaftsentwürfe behaupten konnten und welche Herausforderungen sie bestehen mussten. Diskutiert werden nicht nur die räumlichen Implikationen und Organisationsformen Offener Gesellschaften, sondern auch die geschlossener Formen von Gesellschaft. Dies ermöglicht eine konzeptionelle Verbindung von Perspektiven der Regionalen Geographie mit Geographien lokaler und globaler Verflechtungen und damit interdisziplinäre Anknüpfungen sowohl an aktuelle Debatten der Landes- und Regionalgeschichte als auch der Globalgeschichte, die alle das Verhältnis von Regionalität und Globalität in spezifischen historischen und geographischen Kontexten zu greifen versuchen. Hierbei ist zu fragen, inwieweit die Individualität von Räumen einen genuinen Erkenntnisgewinn versprechen. Konzepte von Globalität, Regionalität und Lokalität eröffnen damit Wege zu einem neuen Verständnis für die Bedingungsmöglichkeiten von Offenen und Geschlossenen Gesellschaften. Dabei verstehen wir „offen-geschlossen“ eher in ihren hybridisierten Ausprägungen denn als dichotom geschiedene Pole.
Die Jahrestagung der Akademie für Geographische Regionalforschung (vormals Deutsche Akademie für Landeskunde) findet in Zusammenarbeit mit der Abteilung Theorie, Methodik und Geschichte der Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) in Leipzig und der Professur für Historische Geographie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg am 30. September und 01. Oktober 2024 in Bamberg statt. Als Keynote Speaker der Tagung haben Ute Wardenga und Ulrike Jureit zugesagt.
Abstract mit einem Umfang bis zu 2.000 Zeichen senden Sie bitte bis zum 31. Mai 2024 an diana.strauss @geowiss.uni-tuebingen.de.
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Call for Papers
This Special Issue explores the complex interplay between immigrants, food insecurity, culture, diet, health, and their role in building a sustainable society. The Special Issue also questions how processes of migration transform foodscapes. The aim is to examine how migrants' foodscapes change, how they transform the foodscapes of autochthonous societies, and how food extraction, transport and use due to migration generate new foodscapes.
For this Special Issue, original research articles and reviews are welcome. Research areas may include (but are not limited to) the following:
- The reciprocal influence of foodscapes of allochthonous and autochthonous populations;
- The importance of food in the construction of culture;
- Access, availability, and utilization of culturally appropriate foods;
- Food insecurity among immigrants and the potential impact on their health outcomes;
- Prevalence and predictors of food insecurity in immigrant communities;
- Food insecurity interventions and policies;
- Food Waste and Food Recovery;
- Culinary practices and dietary acculturation among immigrants;
- Cultural diversity, food practices and sustainable diets.
We look forward to receiving your contributions.
Prof. Dr. Liliana Dumitrache, Prof. Dr. Olaf Kühne and Dr. Mariana Nae
Deadline for Manuscript Submission: 30. October 2024
Please find Manuscript Submussion information here.
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Olaf Kühne erhält Nico Rüpke-Kartographie-Preis 2021
Dr. Dr. Olaf Kühne, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung der Universität Tübingen, erhält den Nico Rüpke-Kartographie-Preis 2021 der Deutschen Gesellschaft für Kartographie (DGfK) und der Nico Rüpke-Stiftung für den besten wissenschaftlicher Beitrag in der Zeitschrift „KN – Journal of Cartography and Geographical Information“ (Hefte 4/2020 bis 3/2021). Ausgezeichnet wird der Beitrag “Contours of a ‘Post-Critical’ Cartography – A Contribution to the Dissemination of Sociological Cartographic Research”, erschienen in der Ausgabe KN 3/2021.
In seinem Beitrag greift Kühne Elemente der seit den 1980er Jahren entwickelten ‚kritische Kartographie‘ auf, insbesondere ihre Verdienste in der Bewusstmachung der sozialen Konstruiertheit kartographischer Darstellungen, der damit verbundenen Machtbeziehungen sowie der Prozessgebundenheit kartographischer Praxen. Der kategorischen Ablehnung der positivistischen ‚traditionellen‘ Kartographie kritisiert Kühne ebenso ab, wie die moralischen Einschränkung des Darstellbaren sowie der Unterordnung von anderen theoretischen Zugängen unter das ‚kritische‘ Paradigma. Stattdessen schlägt Kühne es vor, taugliche theoretische Rahmen für kartographisches Arbeiten auszuwählen. Normativer Bezugshorizont des Kartographie-Machens ist für ihn die Steigerung von Lebenschancen. Das Präfix ‚post‘ bezieht sich entsprechend nicht nur auf ein zeitliches ‚nach‘, sondern auch auf eine Fortführung zentraler Anliegen der ‚kritischen‘ Kartographie, denen jedoch auch konstruktive Komponenten hinzugefügt werden.
Namensgeber des Preises ist Senator e. h. Dipl.-Ing. Nico Rüpke (1916-1999). Er war Inhaber des Vermessungsbüros Rüpke in Hamburg. Im Jahr 1992 wurde die Nico Rüpke-Stiftung gegründet, deren Aufgabe darin besteht, Wissenschaft und Forschung sowie von Bildungsmaßnahmen im fachlichen Umfeld von Geodäsie und Geoinformatik zu fördern.
Gratulation!
Die weitreichenden Folgen der Covid-19 Pandemie auf das gesamtgesellschaftliche Alltagsleben schlagen sich auch in derzeitigen stadtpolitischen Debatten nieder und stellen die Stadtentwicklung vor große Herausforderungen. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit hat sich Anna-Maria Weber unter der Betreuung von Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne an Hand einer Medieninhaltsanalyse mit den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die Stadtentwicklung auseinandergesetzt. Die Analyse hat gezeigt, dass besonders eine innerstädtische Nutzungsmischung mit temporär wechselnder Nutzung als Ansatz zur Bewältigung der Krise gesehen wird und neben den Leitbildern einer kompakten und durchmischten Stadt sowie einer nachhaltigen Stadtentwicklung besonders das Leitbild der resilienten Stadtentwicklung einen großen Bedeutungszuwachs erfahren hat.
Die Bachelorarbeit wurde mit dem 1. Preis des 30. FRU-Förderpreises ausgezeichnet. Der FRU-Förderpreis wird jährlich vom Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e.V. ausgeschrieben. Wir gratulieren Ihr herzlich zu dieser Auszeichnung!
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Im Juni 2021 wurde Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne von der Stadt- und Regionalentwicklung Tübingen in das Editorial Board der Taylor & Francis-Zeitschrift "Landscape Research" berufen. Nähere Informationen zur Zeitschrift finden Sie hier.