Geschichtliches zur Physik in Tübingen
Am Anfang der Mathematik und Physik in Tübingen stand die Astronomie. Bereits im Jahre 1507, also 30 Jahre nach der Gründung der Universität, berief Herzog Ulrich den gelehrten Pfarrer Johannes Stöffler (1452-1531) an die Artistentfakultät als Professor für "Mathesis". Zu dieser Zeit waren in Tübingen Mathematik und Astronomie eng verbunden. Stöffler wurde vor allen Dingen durch die Herausgabe seiner Ephemeriden bekannt, in denen er den Lauf der Planeten auf 20 Jahre vorausberechnet und tabellarisch festgehalten hatte.
Er konstruierte auch die Astronomische Uhr (Foto: Herbert Schmitt) am Tübinger Rathaus. Ihm folgten weitere Vertreter der Astronomie wie z.B. Michael Mästlin (1546-1601), den Lehrer von Johannes Kepler, und Wilhem Schickard (1592-1635), der für seine astronomischen Berechnungen eine erste Rechenmaschine entwickelte. Schickard hatte in Tübingen eine Professur für Hebräisch und Astronomie inne. Johannes Kepler (1571-1630), unter dessen Name die Fakultät alljährlich eine Akademische Festveranstaltung ausrichtet, war nur als Student in Tübingen. Auseinandersetzungen über Theologische Lehrsätze verhinderten eine Berufung Keplers auf einen Lehrstuhl in Tübingen.
Im Jahre 1863 wurde in Tübingen die erste naturwissenschaftliche Fakultät an einer Universität in Deutschland gegründet. Diese umfaßte neben den Lehrstühlen für Mathematik und Physik auch solche für die Geologie, Chemie, Botanik und Zoologie. Erwähnenswert ist im 19. Jahrhundert vor allen Dingen Karl Ferdinand Braun (1850-1918), der hier von 1885 an 10 Jahre lang auf dem Gebiet der elektromagnetischen Schwingungen gearbeitet hat. Er entwickelte den Kathodenstrahl-Oszillographen - die Braunsche Röhre - die Ausgangspunkt für die Entwicklung von Fernsehgeräten und Computermonitoren wurde. Seine Beiträge zur Entwicklung der Antennentechnik ermöglichten leistungsfähige Rundfunk- und Fernsehsender.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Physik in Tübingen vor allen Dingen durch die Atomphysik geprägt. Die Namen von Friedrich Paschen (1865-1947), Ernst Back (1936-1948) und Walter Gerlach sind mit grundlegenden Experimenten zur Atomphysik und Quantenmechanik verknüpft. Hans Geiger (1882-1945) arbeitete mehr auf den Gebieten Radioaktivität und Kernphysik. Mit seinem Namen ist vor allen Dingen der Geiger-Zähler zum Nachweis ionisierender Teilchen verbunden.
Im Sommer 1970 wurde die Mathematisch - Naturwissenschaftliche Fakultät in die einzelnen Fachbereiche aufgelöst. Aus ihr ging unter anderem die Mathematische Fakultät und der Fachbereich Physik, seit 1979 Fakultät für Physik, hervor. Im Sommersemester 1973 konnte ein großer Teil der Institute dieser Fakultäten die neuerstellten Gebäude im Bereich Morgenstelle beziehen.
Zum Wintersemester 2002/03 wurden die Fakultät für Mathematik und die Fakultät für Physik im Rahmen der Strukturreform der Universität zu einer gemeinsamen Fakultät für Mathematik und Physik zusammengelegt, und zum Wintersemester 2010/11 wurde in einer weiteren Strukturreform die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät gegründet, in der die Physik einer von mehreren Fachbereichen ist.
Eine ausführlichere Darstellung findet sich in einem Aufsatz von Matthias Schramm: Zur Geschichte der Physik an der Universität Tübingen
Siehe auch: