Mittelalterliche Geschichte

Chronologie (3/3) - Der Grotefend

Der „Grotefend“:

Hier soll nun eine kurze Einführung in das Hilfsmittel zur Chronologie schlechthin – den „Grotefend“ – gegeben werden:

H. Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 13. Aufl. 1991, hg. v. Th. Ulrich.

Einstieg

Es ist auf jeden Fall nützlich, das Kapitel „Grundlagen der Zeitrechnung“ zu lesen. Hier wird auf engstem Raum eine weitaus reichhaltigere Einführung in die Chronologie gegeben, als es unser Online-Tutorium vermag. Es ist hingegen wenig sinnvoll und für einen Studienanfänger auch vollkommen unnötig, zu versuchen, dieses Kapitel zu lernen. Aber vielleicht bleibt trotzdem das eine oder andere hängen. Im Proseminar wird man vor allem mit der praktischen Seite der Chronologie konfrontiert werden, vor allem damit, Datierungen, wie sie in Urkunden vorkommen, aufzulösen. Hierzu bieten die zahllosen Tabellen und Listen im „Grotefend“ eine erstklassige Hilfe.

Die einzelnen Kapitel

Im Mittelalter war es, wie oben gesagt, üblich, die Tage nach den Festen des Kirchenjahres zu benennen oder mit dem Heiligenkalender zu bestimmen. Es hieß also beispielsweise die Clementis papae et martyris statt am 23. November. Um solche Angaben aufzulösen, muss man das „Alphabetische Verzeichnis“ (S. 30–110) heranziehen.

Jahreszahlen wurden auch nicht immer als Inkarnationsjahre (also wie heute: Jahre nach Christi Geburt) angegeben, sondern zum Teil als Herrschaftsjahre (im n. Jahr der Herrschaft des Kaisers/Königs NN oder im n. Jahr des Pontifikats des Papstes NN). Auf den Seiten 111–129 findet man Herrscherlisten und Pontifikatsjahre der Päpste.

Auf den Seiten 130–133 findet man eine Sammlung an konkreten Beispielen zur Datenberechnung. Hierdurch wird man in die Benutzung der Tafeln eingeführt.

Die wichtigsten Tafeln befinden sich auf den Seiten 144–213. Es handelt sich hierbei um eine Auflistung aller möglichen Jahresverläufe. Für den Jahresverlauf ist zum einen wichtig, welcher Wochentag der erste Januar ist. Damit ist die Verteilung der Sonntage im Jahr festgelegt. Für die Kirchenfeste ist es aber außerdem wichtig, den Ostertermin zu berücksichtigen.

Die abgedruckten Kalender sind von 1 bis 35 durchnummeriert (Festzahlen). Oben in der Mitte steht jeweils das Datum, auf das in diesen Jahren der Ostersonntag fällt. Der frühest mögliche Ostertermin ist der 22. März. Der spätest mögliche ist der 25. April.

Unter der Kopfzeile mit der Angabe des Ostertermins und der Festzahl stehen alle Jahre aufgelistet, für die der abgedruckte Jahreslauf gilt. Die Abkürzung „A. S.“ steht hierbei für „Alter Stil“ und „N. S.“ für „Neuer Stil“, also für die Zeit vor der Gregorianischen Kalenderreform bzw. für die Zeit nach der Gregorianischen Kalenderreform. Schaltjahre sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.

Im Kalender sind die wichtigsten Kirchenfeste eingetragen. Für die Wochentagsbestimmung muss man bedenken, dass die Woche mit dem Sonntag beginnt. Die waagerechten Linien in der Tabelle geben die Wochentrennung an.

Ein Beispiel

Wie geht man vor, wenn man ein bestimmtes Datum kennt und den zugehörigen Wochentag herausfinden möchte?

Hierzu muss man für das betreffende Jahr zunächst die passende Festzahl und damit den passenden Kalender ermitteln. Man könnte natürlich einfach die abgedruckten 35 Kalender durchblättern und nach dem entsprechenden Jahr suchen. Einfacher ist es aber mit Tafel XV (S. 215–221).

Beispiel: Was für ein Wochentag war der 27. Juli 1214?

Die Tabelle auf S. 217 ergibt als Festzahl für 1214 die 9 (Jahrzehnte: 121; Einer: 4). Kalender Nr. 9 auf S. 160/161 hat tatsächlich 1214 in der Jahresliste stehen. Der 27. Juli ist demnach ein Sonntag.


© by Larissa Veronesi und Clemens Radl
Update 2006 by Valeria Lilie