Osteuropäische Geschichte und Landeskunde

Kürzlich erschienene Publikationen

Auf dieser Seite informieren wir über kürzlich erschienene Bücher und Themenhefte, die am Institut entstanden sind. Dazu zählen vor allem Arbeiten der am Institut assoziierten Doktorand*innen und Habilitand*innen sowie Veröffentlichungen, die im Rahmen von Forschungsprojekten der Institutsmitarbeiter*innen entstanden sind.

Die vollständigen Publikationslisten der Institutsmitarbeiter*innen finden Sie auf den jeweiligen Personalseiten.

Klaus Gestwa,Alexa von Winning (Hrsg.)
 

Schwerpunkt „Erinnerungskonflikte in Osteuropa", in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 75 (2024), H. 3-4.

Anders als der US-Politikwissenschafter Francis Fukuyama vorausgesagt hatte, ist es nach 1989 keineswegs zu einem "Ende der Geschichte" gekommen. Vielmehr drängt sich heute der beklemmende Eindruck auf, dass sich autoritär-demokratische Regime im Aufschwung befinden und die Welt durch eine Überdosis an Geschichte Sinn und Verstand zu verlieren scheint. Sechs Autor:innen aus Deutschland, der Ukraine und Russland beleuchten in diesem Themenheft eine Vielzahl an osteuropäischen Erinnerungsakteur:innen und Geschichtsarenen. Sie beleuchten den massenhaften Hungertod in der Ukraine 1932/33, nehmen polnisch-ukrainische Erinnerungskonflikte und insbesondere die umstrittene Figur Stepan Bandera in den Blick. Zudem behandeln sie mit Schulbüchern, Gerichtsverfahren und Social Media prominente Bereiche, in denen besonders nachdrücklich um die Deutungsherrschaft über Geschichte gerungen wird. Die Beiträge umfassen eine Periode von über 300 Jahren, die von Peter dem Großen bis zu YouTube reicht. Der Schwerpunkt liegt auf der konflikt- und opferreichen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

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Ol'ga Glagoleva und Ingrid Schierle

"Kul'tura i byt dvorjanstva v provincial' noj Rossi XVIII veka [Kultur und Lebenswelt des Adels in der russischen Provinz im 18. Jahrhundert], Band 4"

Der vierte Band der Reihe "Kul'tura i byt dvorjanstva v provincial'noj Rossii XVIII veka [Kultur und Lebenswelt des Adels in der russischen Provinz im 18. Jahrhundert] präsentiert in zehn Kapiteln die Lebenswelten von Adligen in den zentralrussischen Regionen Orel und Tula und ordnet diese in den Kontext der Geschichte des Russländischen Imperiums ein. Behandelt werden Aspekte wie wirtschaftliche Lage, Bildungsstand, Heiratsmuster, Netzwerkbildung, Engagement in der gesetzgebenden Kommission und bei Wahlen zu ständischen Ämtern sowie die Justiznutzung von Adligen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

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https://backend.uni-tuebingen.de/fileadmin/Uni_Tuebingen/Fakultaeten/PhiloGeschichte/Historisches_Seminar/Osteurop%C3%A4ische_Geschichte/01_Institut/Personalseiten/Schierle/Schierle_Buch_1.jpg

 

Alexa von Winning

"Intimate Empire"

The Mansurov Family in Russia and the Orthodox East, 1855-1936

After a humiliating defeat in the Crimean War, the Russian Empire struggled to reassert its position as a global power. A small noble family returned from the siege of Sevastopol and joined the rulers' efforts to advance Russian standing in the decades until 1917. Intimate Empire tells the story of the Mansurovs, who were known to nineteenth-century observers as resourceful imperial agents and staunch supporters of Orthodoxy. In close interplay with scholarship and the media, they built churches and pilgrim hostels to increase Russian dominance within its borders and in the Ottoman Empire. Some of the family's achievements stand to this day: the Russian complex in Jerusalem and an impressive Orthodox Convent in Riga. When the Revolution came, they faced stigmatization as former nobles, believers, and monarchists. Impoverishment and arrests became part of their daily lives in Soviet Russia.

Intimate Empire is a study of the momentous role played by elite families in Russia's international involvement in the age of empire. It shows how three generations of a mobile noble family advanced the intertwined causes of the Russian Empire and Orthodoxy, using family resources and tools of intimacy. Women were crucial for the family's efforts, both behind the scenes and in public. It is the first monograph to examine the interplay between family and empire building in Russian history-a topic that has proven extraordinarily prolific for British imperial history yet remains virtually unexplored for the Russian case. Russia, Orthodoxy, and noble family life emerge as part of the European trans-imperial scene.

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Julia Herzberg, Andreas Renner, Ingrid Schierle

"The Russian Cold"

Histories of Ice, Frost, and Snow.

Cold has long been a fixture of Russian identity both within and beyond the borders of Russia and the Soviet Union, even as the ongoing effects of climate change complicate its meaning and cultural salience. The Russian Cold assembles fascinating new contributions from a variety of scholarly traditions, offering new perspectives on how to understand this mainstay of Russian culture and history. In chapters encompassing such diverse topics as polar exploration, the Eastern Front in World War II, and the iconography of hockey, it explores the multiplicity and ambiguity of “cold” in the Russian context and demonstrates the value of environmental-historical research for enriching national and imperial histories.

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Ol'ga Glagoleva und Ingrid Schierle

"Kul'tura i byt  dvorjanstva v provincial'noj Rossii XVIII veka [Kultur und Lebenswelt  des Adels in der russischen Provinz im 18. Jahrhundert], Bände 1-3"

Im Mittelpunkt des am Deutschen Historischen Institut Moskau durchgeführten Forschungs- und Editionsprojekts steht der Adel in den zentralrussischen Gouvernements Orel und Tula und seine Beteiligung an der Gesetzgebenden Kommission 1767-1774. Durch seinen biographischen und regionalen Fokus veranschaulicht das Projekt sowohl das Leben und Wirken des Adels in den Regionen als auch die Wechselwirkungen zwischen den Regionen und den beiden Hauptstädten Moskau und Sankt Petersburg. Es analysiert die Teilhabe des Adels am politischen Leben und am Aufbau der staatlichen Verwaltungsstrukturen und trägt so zum Verständnis der politischen und gesellschaftlichen Verfasstheit des russischen Imperiums und des Zusammenhalts seiner Räume bei.

Am Projekt unter der Leitung von Ol’ga Glagoleva (Toronto) und Ingrid Schierle waren Historiker*innen und Archivar*innen aus Moskau, Orel und Tula beteiligt. Die ersten drei Bände enthalten biographische Artikel zu 1200 Adligen sowie eine Edition der von den regionalen Adelsversammlungen verfassten Instruktionen an die Gesetzgebende Kommission. Ein vierter Band zu den Lebenswelten des Adels ist in Vorbereitung.

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Martin Deuerlein

"Das Zeitalter der Interdependenz. Globales Denken und internationale Politik in den langen 1970er Jahren"

Sozialwissenschaftliche Debatten über globale Verflechtungen zwischen den 1960er und den 1980er Jahren.

Ab den späten 1960er Jahren diskutierten Zeitgenossen intensiv über globale Verflechtungen in Weltpolitik und Weltwirtschaft. Mehr als ein Jahrzehnt vor dem Einsetzen der Globalisierungsdebatte erklärten sie ihre Gegenwart zum »Zeitalter der Interdependenz«.
Martin Deuerlein untersucht für die USA und die Sowjetunion erstmals umfassend solche globalistischen Gegenwartsdiagnosen in den Sozialwissenschaften und ihre Wechselwirkungen mit der internationalen Politik. Der Autor zeigt, wie das im 19. Jahrhundert etablierte Verständnis von Interdependenz als Verflechtung nationaler Einheiten ab den 1960er Jahren hinterfragt wurde. Die Zunahme von Welthandel und Finanzströmen, »globale Probleme« wie Hunger und Umweltverschmutzung und die neue Bedeutung multinationaler Unternehmen und anderer transnationaler Akteure ließen Beobachter an bisherigen Annahmen zweifeln. Vor dem Hintergrund des Ost-West- und des Nord-Süd-Konflikts wirkte globale Verflechtung zunehmend bedrohlich und schien neue politische Ansätze zu erfordern. Wie eine den gewandelten Rahmenbedingungen angepasste Weltordnung jedoch aussehen sollte, war heftig umstritten ? eine Frage, die bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren hat.

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Lenka Fehrenbach

"Bildfabriken. Industrie und Fotografie im Zarenreich (1860–1917)"

Kaum jemand kennt die Vorgänger der sowjetischen Industriefotografie. Dieses Buch nimmt erstmals diese Aufnahmen in den Fokus und zeichnet nach, welche Rolle der Industrie und den Fabriken in den Bildwelten des Zarenreichs zugedacht war. 
Industriefotografien eröffneten Außenstehenden einen Blick hinter russische Fabriktore. Damit prägten sie in Alben, Fest­ und Zeitschriften sowie auf Postkarten das Bild von Fabriken in der russischen Gesellschaft. An den Schnittstellen von Fotografie­, Industrie­, Technik­ und visueller Geschichte analysiert die Autorin erstmals, wie sich die Industriefotografie im Zarenreich entwickelte und welche Botschaften über Industrialisierung und Fabriken die an der Herstellung und Verbreitung der neuen Bilder beteiligten Akteure mit den Aufnahmen vermittelten. Vergleiche mit Studien aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA stellen die russische Fabrikfotografie in einen größeren Kontext und verdeutlichen, dass weniger von einer nationalen als von einer europäisch/nordamerikanischen Bildsprache gesprochen werden muss.

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Stefan Guth, Klaus Gestwa, Tanja Penter, Julia Richers

"Soviet Nuclear Modernity. Transnational Dimensions, decentering Dynamics and enduring Legacies"

[=Cahiers du Monde Russe 2–3/60 (2019)]

Das von Stefan Guth und Klaus Gestwa mitherausgegebene Themenheft „La modernité nucléaire soviétique. Dimensions transnationales, processus décentrés et héritages persistants/Soviet Nuclear Modernity. Transnational dimensions, decentering dynamics and enduring legacies“ ist in der renommierten Fachzeitschrift „Cahiers du Monde Russe“ erschienen.

 

Konzipiert und organisiert wurde das Themenheft im Rahmen des deutsch-schweizerischen Forschungsprojekts „Strahlende Zukunft. Nukleare Technopolitik in der Sowjetunion und in ihren Nachfolgestaaten seit 1949“. (zum Blog)

 

Neben der von Stefan Guth und Klaus Gestwa verfassten Einleitung (zum Volltext) finden sich im Themenheft zwei weitere Beiträge aus Tübinger Feder:

  • Stefan Guth: Breeding Soviet Progress or “To the pioneers of the distant future fly our 20th‑century dreams!” (zum Volltext)
  • Roman Khandozhko: Quantum Tunneling through the Iron Curtain. The Soviet nuclear city of Dubna as a Cold War crossing point (zum Volltext)

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Klaus Gestwa

"Der Russische Revolutionszyklus"

Klaus Gestwa untersucht auf 144 Seiten wissenschaftlich fundiert und literarisch ansprechend die zentralen Ursachen sowie die Chronologie der Russischen Revolution(en). Dabei werden die Ereignisse in einem weitgespannten Bogen von der spätzarischen Geschichte über das Revolutionsjahr 1917 bis zu den Entwicklungen der frühen Sowjetgeschichte betrachtet.

Einen „Revolutionszyklus“ erkennt der Autor nicht im naturwissenschaftlichen Sinn von Kreisprozess und Wiederkehr, sondern im kulturwissenschaftlichen Sinn als „eine Reihe aufeinander folgender eruptiver Akte und Veränderungen, die durch einen übergeordneten historischen Geschehniszusammenhang eng miteinander verbunden sind und daher als einheitliche fundamentale Transformationsphase untersucht werden müssen.“

Erschienen bei der Bayrischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit

Maria Schubert

"We Shall Overcome"

Die DDR und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung

Ihren Kampf begriffen amerikanische Bürgerrechtler seit jeher als einen globalen und trugen diesen auch nach Deutschland in die DDR. Während die SED dort Solidarität mit der afroamerikanischen Bevölkerung verkündete, ermutigten Martin Luther Kings Ideen so manchen zum Widerstand gegen die SED-Diktatur.

Maria Schubert untersucht anhand der DDR-Besuche von Paul Robeson, Martin Luther King, Ralph Abernathy und Angela Davis die Wirkungsgeschichte der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung im ostdeutschen Staat. Neben der offiziellen SED-Politik gegenüber dem sogenannten »anderen Amerika« stehen die eigenwilligen Umdeutungen des Bildes bei der Bevölkerung im Mittelpunkt. Dabei setzt sich die Autorin mit der Geschichte der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung und der sozialistischen Gedankenwelt auseinander. Sie zeigt, wie (inner-)gesellschaftliche Entwicklungen in der DDR durch transnationale Einflüsse eine besondere Dynamik erhielten.

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Stefan Guth, Fabian Lüscher, Julia Richers (Hrsg.)

Nuclear Technopolitics in the Soviet Union and Beyond

(=Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 66/1 (2018))

Nuclear energy epitomizes the ambiguity of high modernity like no other technology. In the history of the Soviet Union, it played an exceptionally prominent role, initially accelerating its ascent to super power status and bolstering its visions of the future, but later hastening its demise in the wake of the Chernobyl disaster in 1986. The special issue aims to review these developments in a long-term perspective and to place them in an international context.

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Dietrich Beyrau

Krieg und Revolution

Russische Erfahrungen

2014 stand das 100-jährige Jubiläum des Ersten Weltkrieges als »Urkatastrophe« im Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine Folge dieser »Urkatastrophe« waren die russische Revolution von 1917 und der ihr folgende Bürgerkrieg. In dem Band sind die Erträge von Dietrich Beyraus Forschungen zu diesem Themengebiet versammelt und um neues Material ergänzt.
Der Erste Weltkrieg, die Revolutionen, die nationalen Probleme des Zarenreiches und der Bürgerkrieg bilden ein Kontinuum von Gewalt, Zerstörungen und Katastrophen. Sie waren über Russland hinaus der Ausgangspunkt weltweiter Hoffnungen. In den hier vorgelegten Studien geht es vor diesem Hintergrund um Strukturen und Erfahrungen im Zeichen von Krieg und revolutionärem Umbruch, um Bedingungen und Folgen politischer und ideologischer Militanz. Sie begründeten die Entstehung eines Machtstaates, der, ohne unbedingt aggressiv zu sein, das Modell einer Gesellschaftsordnung ausbildete, die ganz auf den Krieg ausgerichtet war.

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Ingrid Schierle

Protestantism in Russia During the Eighteenth and Early Nineteenth Centuries

(=Вивлioѳика: E-Journal of Eighteenth Century Russian Studies, Vol. 5 (2017)

A special issue on Protestantism in Russia during the Eighteenth and Early Nineteenth Centuries. Guest edited by Ingrid Schierle

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Katja Bruisch, Klaus Gestwa (Hg.)

Land, Soil and People. Agricultural Expertise and Power (19th - 20th Centuries). Paris 2016

(= Cahiers du Monde Russe 1/2016)

Prof. Dr. Klaus Gestwa gibt zusammen mit Dr. Katja Bruisch das neue Themenheft der Cahiers du Monde Russe heraus. Das Themenheft trägt den Titel „Land, soil and people. Agricultural expertise and power (19th-20th centuries).“ Das Themenheft widmet sich drei thematischen Schwerpunkten: der Regulierung der Landnutzung, ökonomischen und politischen Interessen als Bestimmungsgrößen für Sachwissen sowie den daraus entstehenden Konflikten und Zwangsmäßigkeiten. Klaus Gestwa und Katja Bruisch führen in ihrer umfassenden Einleitung in das Themengebiet ein, reflektieren souverän den Forschungsstand und regen so weiterführende Studien an.

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