Osteuropäische Geschichte und Landeskunde

Aktuelle Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2024

Vorlesungen & Repetitorien

Okkupation und Kollaboration in Südosteuropa 1939-1945 (PD Dr. Daniela Simon)

Veranstaltungsform: Vorlesung
Dozent*in: PD Dr. Daniela Simon
Termin: Fr 12-14 Uhr
Beginn: 26.04.2024
Ort: Hörsaal Keplerstr. 2
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma Portal
Bemerkungen:  
Inhalt

Die Vorlesung gibt einen Überblick über die ideologischen, politischen, wirtschaftlichen und sonstigen Aspekte und Motivationen von Besatzung und Kollaboration in Südosteuropa während des Zweiten Weltkriegs. Die Achsenmächte, darunter Deutschland, Italien, Kroatien, Rumänien, Ungarn und Bulgarien, teilten sich die Kontrolle über verschiedene Gebiete und führten unterschiedliche Grade und Formen der Besatzung und Herrschaft durch. Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen die Institutionen der nationalsozialistischen und faschistischen Besatzung, die grausame Repressalien, Massaker und ethnische Säuberungen durchführten. Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen wurden von den Besatzungsmächten häufig ausgenutzt, um die Spaltung der Bevölkerung voranzutreiben. Einige Bevölkerungsgruppen kooperierten mit den Besatzern aufgrund ideologischer und politische Sympathien, wirtschaftlicher Vorteile oder der Aussicht auf Autonomie. In einigen Fällen führte dies zur Bildung von Kollaborationsregimen, wie etwa im Unabhängigen Staat Kroatien unter der Führung von Ante Pavelić. Gleichzeitig gab es aber auch erheblichen Widerstand gegen die Besatzung. Partisanengruppen, insbesondere in Jugoslawien unter der Führung Titos, führten einen energischen Guerillakrieg gegen die Achsenmächste und ihre Verbündeten. Dieser widerstand hatte nicht nur militärische, sondern auch politische Dimensionen, da er sich häufig gegen kollaborierende Einheimische richtete. Die Betrachtung einzelner lokaler Situationen erfolgt in der Vorlesung im Wechsel mit regionalen Ereignissen und Prozessen. Insgesamt waren die Besatzungs- und Kollaborationsregime in Südosteuropa durch Polykratie, Situativität und ideologische Inkohärenz gekennzeichnet. Deportationen, Vertreibungen, Zwangskonversionen, Vernichtung in Konzentrationelagern und andere Massenverbrechen dienen als thematische Zugänge, um die Handlungsspielräume der lokalen Akteure sowie der nationalsozialistischen und faschistischen Besatzungsmächte zu verdeutlichen.

Literatur

Calic, Marie-Janine: Südosteuropa. Weltgeschichte einer region. München 2016; Pavlowitch, Stevan K.: Hitler's New Disorder. The Second World War in Yugoslavia. New York 2008; The Second World War in Historioraphy and Public Debate. Sonderheft der Zeitschrift Südosteuropa 65,2 (2017).

Repetitorium: Das Russländische Imperium im 18. Jahrhundert (Ingrid Schierle)

Veranstaltungsform: Repetitorium
Dozent*in: Ingrid Schierle
Termin: Mo 10-12 Uhr
Beginn: 15.04.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen: Keine Russischkenntnisse notwendig
Inhalt

Das Repetitorium gibt anhand ausgewählter Quellentexte und der neuesten Forschungsliteratur einen Überblick über zentrale Ereignisse, Strukturen und Entwicklungen in der Geschichte des Russländischen Reichs vom Ende des 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts.

Literatur

Hildermeier, Manfred: Geschichte Russlands: vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution. München 2013; Kappeler, Andreas: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. München 2008; Kivelson, Valerie A. / Suny, Ronald G.: Russia's Empires, New York 2017; Vulpius, Ricarda: Die Geburt des Russländischen Imperiums. Herrschaftskonzepte und -praktiken im 18. Jahrhundert. Köln 2020.

Hauptseminare

Goodbye Lenin! Der Zerfall des Sowjetimperiums (Prof. Dr. Klaus Gestwa)

Veranstaltungsform: Hauptseminar
Dozent*in: Prof. Dr. Klaus Gestwa
Termin: 3st., Di. 10-13 Uhr
Beginn: 23.4.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen:  
Kommentar

 Nachdem Gorbatschow im März 1985 die Macht im Kreml übernommen und anschließend abgesichert hatte, kündigte er mit Perestrojka und Glasnost die längst überfällige Modernisierung der Sowjetmoderne an, um den Sozialismus fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Doch der zunächst mitreißende Aufbruch mündete spätestens seit 1989 in die Finalitätskrise des Sowjetimperiums ein. Gorbatschows Reformvorhaben scheiterte auf tragische, zugleich glanzvolle Weise an schließlich unlösbaren Widersprüchen. Mit seiner Politik nahm Gorbatschows Team der Welt zwar die Angst vor einem nuklearen Weltkrieg und gewährte den Sowjetbürgern die lange ersehnte Freiheit. Zugleich kamen die ehrgeizigen Reformen aber nicht in die Erfolgsspur. Die Sowjetbevölkerung litt unter wachsenden Unsicherheiten und sozialen Verwerfungen. Deshalb schien 1991 niemand mehr die Sowjetunion zu brauchen. Nationale Selbstständigkeit, parlamentarische Demokratie und Marktwirtschaft versprachen diejenigen Herausforderungen der Zeit besser zu meistern, die sich aus dem Aufstieg des Informationszeitalters und der Globalisierung ergaben.

Themen des Seminars sind: (1) wie das „Neuen Denken“ die internationalen Beziehungen entspannte und zum Ende des Kalten Kriegs führte, (2) welche innergesellschaftlichen Problemlagen sich aus dem ökonomischen Absturz, der wagemutigen Demokratisierung sowie der „Explosion des Ethnischen“ ergaben, (3) wie das Ausland die Prozesse im Sowjetimperium deutete, (4) welche sowjetischen Erblasten und Transformationsdynamiken nach dem Erfahrungsbruch von 1991 bis heute die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen prägen.

Literatur

 Neutatz, Dietmar: Träume und Alpträume. Eine Geschichte Russlands im 20. Jahrhundert. München 2013; Taubman, William: Gorbatschow. Der Mann und seine Zeit, München 2018; Kuhr-Korolev, Corinna: Perestroika und das Ende der Sowjetunion. Ein kontroverser Blick zurück, in: docupedia Feb. 2021, Version 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 09.02.2021, URL http://docupedia.de/zg/Kuhr-Korolev_Perestroika_v1_de_2021.

Fremdsein und Dazugehören. Das multiethnische Prag im 19. Jahrhundert (PD Dr. Jan Arend)

Veranstaltungsform: Hauptseminar
Dozent*in: PD Dr. Jan Arend
Termin: Mo 12-14 Uhr
Beginn: 15.04.2024
Ort: Hegelbau, Bibliothek, Raum 306
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen: Keine Tschechischkenntnisse notwendig
Kommentar

Um 1860 hörte man in den Straßen von Prag immer häufiger die tschechische Sprache. Dies veränderte das sensible, für die Stadt prägende Gefüge aus deutschen, tschechischen und jüdischen Einflüssen. Wie zahlreiche andere Städte des Habsburgerreichs war Prag im 19. Jahrhundert ein Laboratorium des multiethnischen Zusammenlebens. Auf engem Raum lässt sich hier beobachten, wie sich im Verlauf des Jahrhunderts nationale Zugehörigkeiten herausbildeten und wie sich dabei ethnische, religiöse und soziale Konflikte überlagerten. Die ins Mittelalter zurückreichende und mythisch aufgeladene Vergangenheit Prags bildete dabei eine Projektionsfläche für die Ansprüche konkurrierender Gemeinschaften. Im Seminar untersuchen wir das deutsch-tschechisch-jüdische Mit-, Neben- und Gegeneinander und fragen, wie sich die unterschiedlichen Gemeinschaften den Stadtraum aneigneten – architektonisch, intellektuell sowie auch durch Gewalt.

Literatur

Cohen, Gary B.: The Politics of Ethnic Survival: Germans in Prague, 1861–1914. West Lafayette 2006; Ledvinka, Václav / Pešek, Jirí: Prag. Praha 2001; Weger, Tobias: Kleine Geschichte Prags. Regensburg 2013.

Proseminare

Offene Wunden. Erinnerungsorte im östlichen Europa (Prof. Dr. Klaus Gestwa)

Veranstaltungsform: Proseminar
Dozent*in: Prof. Dr. Klaus Gestwa
Termin: 3st., Mi 10-13 Uhr
Beginn: 24.4.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen:  
Kommentar

 Gegenwärtig lässt sich in Osteuropa gut beobachten, welche lange Schatten die Vergangenheit auf die Gegenwart wirft. Bei diesen Erinnerungsoffensiven geht es neben der Schaffung von gesellschaftlichem Zusammenhalt und politischer Stabilität vor allem auch um internationale Anerkennung und Einflusserweiterung. Mit ihrem lauten erinnerungskulturellen Getöse dient die aggressive Geschichtspolitik oft als Ersatz für die ausbleibende Modernisierung von Politik und Wirtschaft.

Ziel des Seminars ist es, genauer darzulegen, wie Geschichtsnarrative als gesellschaftliche „Cliotherapie“ sowie als Waffen in der hybriden Kriegsführung eingesetzt werden. Dabei werden zugleich die erinnerten historische Geschehnisse systematisch und kritisch aufgearbeitet. Der Blick richtet sich auf die imperiale Vergangenheit des 18. und 19. Jahrhunderts, die beiden Weltkriege, die Revolution von 1917, den stalinistischen Terror, die Aufstände von 1956 und 1968, die Wende von 1989/91 und den Umgang mit Religion, Nationalismus, Völkermorden sowie Antisemitismus. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen sowohl geschichtswissenschaftliche und mediale Debatten als auch soziale Praktiken. Thematisiert werden – je nach studentischem Interesse – unterschiedliche Erinnerungsorte wie Denkmäler, Parkanlagen, Museen, literarische Werke und nicht zuletzt Filme.

Literatur

Assmann, Aleida: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. München 2020; Kolesnikov, Andrej: Erinnerung als Waffe. Die Geschichtspolitik des Putin-Regimes, in: Osteuropa 70 (2020), S. 3-28; Stewart, Susan: Geschichte als Instrument der Innen- und Außenpolitik am Beispiel Russlands. Wie die Gegenwart die Vergangenheit beeinflusst, in: SWP-Studie 22 (November 2020), S. 1-40; Davies, Franziska/Makhotina, Katja: Offene Wunden Osteuropas. Reisen zu Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs. Darmstadt 2022.

Übungen

Russisch für Historiker:innen (Kurs 1): Lektüre von Texten zur russisch-sowjetischen Geschichte (Ingrid Schierle)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Ingrid Schierle
Termin: 4 st., Mo 16-18 Uhr, Do 14-16 Uhr
Beginn: 18.04.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Voraussetzungen: Russischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt
Anmeldung: Anmeldung über das alma-Portal
 
Kommentar

Der Kurs wendet sich an alle, die sich für russische Geschichte interessieren. Auf dem Programm steht eine intensive Lektüre von Quellen und Literatur zur russisch-sowjetischen Geschichte.

Literatur

Die Texte werden ausgegeben.

 

 

Einführung in das wissenschaftliche Lesen und Schreiben: Russland als Imperium (Grundmodul 1) (Ingrid Schierle)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Ingrid Schierle
Termin: 3st., Do 10-13 Uhr
Beginn: 18.04.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen:

Diese Veranstaltung ist speziell für die Studieneingangsphase konzipiert und sollte daher möglichst im

ersten Fachsemester besucht werden. Keine Russischkenntnisse notwendig. Die Übung ist zweistündig

konzipiert, die dritte Stunde ist vorgesehen für Einzelbesprechungen von schriftlichen Arbeiten.

Kommentar

Das 18. Jahrhundert gilt als „century of empire“ (Nancy Shields Kollman). Die „Beharrungskraft“ der Imperien zeigte sich im 19. Jahrhundert, nur wenige neue Nationalstaaten entstanden. Was hielt diese multiethnischen Imperien zusammen? Wie lebte es sich in diesen Großreichen? Wie lassen sich Imperien und Nationalstaaten idealtypisch voneinander unterscheiden? Diese Fragestellungen der neueren Imperiumsforschung werden wir am Beispiel der Geschichte Russlands vom 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts diskutieren. Wissenschaftliches Argumentieren ist zentraler Bestandteil des Geschichtsstudiums. Auf Grundlage von Texten, die gemeinsam gelesen und analysiert werden, lernen Sie in dieser Übung grundlegende Verfahren wissenschaftlichen Argumentierens. Sie verfassen Essays, für die Sie inhaltliches und methodisches, aber auch sprachliches und stilistisches Feedback erhalten. Der abschließende Essay am Ende der Veranstaltung wird als Modulprüfung in Grundmodul 1 angerechnet.

Literatur

Kivelson, Valerie A. / Suny, Ronald G: Russia's Empires. New York 2017; Kollmann Shields, Nancy: The Russian Empire, 1450–1801. Oxford 2017; Kruse, Otto: Lesen und Schreiben, 3. Aufl. Stuttgart 2018; Vulpius, Ricarda: Das Imperium als Thema der Russischen Geschichte. Tendenzen und Perspektiven der jüngeren Forschung, in: Zeitenblicke 6 (2007), Nr. 2 [24.12.2007]; Vulpius, Ricarda: Die Geburt des Russländischen Imperiums. Herrschaftskonzepte und -praktiken im 18. Jahrhundert. Köln 2020.

Einführung in die Geschichte der Ukraine (Ingrid Schierle)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Ingrid Schierle
Termin: 2st., Mi 14-16 Uhr
Beginn: 17.04.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen: Keine Kenntnisse der ukrainischen Sprache notwendig
Kommentar

Die Teilregionen der heutigen Ukraine gehörten im Laufe der Geschichte zu 14 verschiedenen Staaten. Im Zentrum der Übung wird das Zeitalter der Kosaken, der „freien Krieger“ und Wehrbauern, in der ukrainischen Geschichte des 17.-18. Jahrhunderts stehen. Mitte des 17. Jahrhunderts bildete sich im Gebiet der heutigen Ukraine ein Herrschaftsverband der Kosaken, das sogenannte Hetmanat, heraus, das sich gegen die polnische Herrschaft erhob. Diese Heeresorganisation mit einem gewählten Anführer, dem Hetman, an der Spitze wurde zum politischen Akteur, der in Auseinandersetzung mit Polen-Litauen und dem Moskauer Reich im 17. und mit dem Russländischen Reich im 18. Jahrhundert um Autonomie rang. Am Beispiel des Hetmanats und seiner egalitären Militärorganisation werden wir zunächst Strukturprinzipien frühneuzeitlicher Herrschaftsbildungen und Traditionen ukrainischer Staatlichkeit analysieren. In einem weiteren Schritt werden wir das Zeitalter der Kosaken als Fallbeispiel konkurrierender Erinnerungsnarrative besprechen.

Literatur

Davies, Franziska (Hrsg.): Die Ukraine in Europa: Traum und Trauma einer Nation. Darmstadt 2023; Andreas Kappeler, Andreas: Kleine Geschichte der Ukraine, 5. aktualisierte und überarbeitete Auflage, München 2019; Kohut, Zenon: Russian Centralism and Ukrainian Autonomy: Imperial absorption of the Hetmanate, 1760s - 1830s. Cambridge, Mass. 1988; Carsten Kuhmke, Carsten: Führer und Geführte bei den Zaporoger Kosaken. Struktur und Geschichte kosakischer Verbände im polnisch-litauischen Grenzland (1550-1648). Wiesbaden 1993; Plokhy, Serhii: The Cossacks and Religion in Early Modem Ukraine. Oxford 2001; Plokhy, Serhii: Das Tor Europas: die Geschichte der Ukraine. Aus dem Englischen. Hamburg 2022

Grundlagentexte der Geschichte Russlands (Ingrid Schierle)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Ingrid Schierle
Termin: 2st., Do 16-18 Uhr
Beginn: 18.04.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung im Campussystem
Anforderungen: Russischkenntnisse sind notwendig
Kommentar

 Die Übung führt ein in die Lektüre von Quellen zur Geschichte Russlands im 19.–20. Jahrhundert. Auf dem Programm stehen ausgewählte Beispiele verschiedener Textsorten wie kaiserliche Manifeste, Verwaltungsanordnungen, Belletristik, Publizistik, Tagebücher, Briefwechsel, Reiseberichte, Autobiographien und Schulbücher. Ziel ist es, anhand einer kritischen Lektüre der Texte in Grundfragen und Forschungsdiskussionen der Geschichte Russlands und der Sowjetunion einzuführen.

Literatur

 Die Texte werden ausgegeben.

Ukainisches Kino in Geschichte und Gegenwart (Ingrid Schierle)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Ingrid Schierle
Termin: 2st., Di 14-16 Uhr
Beginn: 16.4.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen: Keine ukrainischen Sprachkenntnisse notwendig. Eine Kompaktsitzung wird am Freitag, 7. Juni 2024 14-18 Uhr stattfinden
Kommentar

 Die Übung diskutiert die Nationalbildungs- und Transformationsprozesse in der seit 1991 unabhängigen Ukraine im Spiegel ihrer Filmproduktion. Nach einer Einführung in die Grundbegriffe der Filmanalyse und in die Traditionen ukrainischen Filmemachens wird es um folgende Genres und Themen des ukrainischen Kinos seit 1991 gehen:

Historische Filme wie „Ein Gebet für Hetman Mazepa“ (2002, Jurij Ilienko); die Comedyserie „Diener des Volkes“ aus den Jahren 2015-2019, in der Volodymyr Zelensʹkyj einen zum Präsidenten auserwählten Geschichtslehrer verkörperte; Dokumentarfilme wie „Majdan“ (2014) von Sergej Loznica; das ukrainische Kino im Krieg seit 2014, in dem die Grenzen zwischen Realität, Film und Fiktion verschwinden.

Literatur

Brouwer, Sander (Hrsg.): Contested Interpretations of the Past in Polish, Russian, and Ukrainian Film. Screen as Battlefield. Leiden/Boston 2016; Buder, Bernd: Das zeitgenössische ukrainische Kino und der Nation-Building-Prozess ab 2014, in: Die Ukraine im Film. 08.07.2022 (https://www.bpb.de/lernen/filmbildung/ukraine-im-film/509469/das-zeitgenoessische-ukrainische-kino-und-der-nation-building-prozess-ab-2014/; Wurm, Barbara: Leben-Kino-Leben: das ukrainische Kino im Krieg (2014-2022), in: Osteuropa 72, 6-8 (2022), S. 421–436.

Geschichte von Belarus im langen 20. Jahrhundert (Dr. Alexa von Winning)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Dr. Alexa von Winning
Termin: 3st., Mo 14-17 Uhr
Beginn: 22.04.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen:

Diese Veranstaltung ist speziell für die Studieneingangsphase konzipiert und sollte daher möglichst im

ersten Fachsemester besucht werden. Keine Russisch- oder Belarussischkenntnisse notwendig. Die

Übung istzweistündig konzipiert, die dritte Stunde ist vorgesehen für Einzelbesprechungen von

schriftlichen Arbeiten.

Kommentar

Während das Land lange als „letzte Diktatur Europas“ bezeichnet wurde, trat das belarusische Volk erst mit den massenhaften Protesten gegen die Wahlfälschungen von 2020 wirklich in die europäische Aufmerksamkeit. Dabei spielte Belarus im 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle in den turbulenten Ereignissen der europäischen Geschichte. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Belarus Teil der neu gegründeten Sowjetunion und blieb bis zum Zusammenbruch des sowjetischen Regimes 1991 unter sowjetischer Kontrolle. Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Land schwerwiegende Zerstörungen und Verluste durch die deutsche Besatzung, Partisanenkämpfe und die Vernichtung der europäischen Juden. Nach dem Krieg wurde es zu einer von 15 Sowjetrepubliken und erlebte eine Phase der industriellen Entwicklung, stand aber unter russischer kultureller Hegemonie. Die späten 1980er Jahre waren geprägt von politischen Umwälzungen und dem Streben nach Eigenständigkeit, das schließlich zur Ausrufung der Souveränität und später zur Unabhängigkeit von Belarus führte. Am Beispiel der belarusischen Geschichte bietet die Übung eine Einführung in wissenschaftliches Lesen und Schreiben. Wissenschaftliches Argumentieren ist zentraler Bestandteil des Geschichtsstudiums. Auf der Grundlage von Texten, die gemeinsam gelesen und analysiert werden, lernen Sie in dieser Übung grundlegende Verfahren wissenschaftlichen Argumentierens. Sie verfassen Essays, für die Sie inhaltliches und methodisches, aber auch sprachliches und stilistisches Feedback erhalten. Der abschließende Essay am Ende der Veranstaltung wird als Modulprüfung in Grundmodul 1 angerechnet.

Literatur

Marková, Alena: The path to a Soviet nation. The policy of Belarusization. Paderborn 2022; Exeler, Franziska: Ghosts of war. Nazi occupation and its aftermath in Soviet Belarus. Ithaca 2022; Wöllenstein, Jakob: Bella Rus (Dein neues Lieblingsland): https://www.youtube.com/watch?v=w3G2Khyg2oY.

Queer Memory in the West and the East (Dr. Oleg Morozov)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Dr. Oleg Morozov
Termin: Do 14-16 Uhr
Beginn:  
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen: Keine Russischkenntnisse notwendig
Kommentar

 The culture of remembrance developed around Holocaust victims in the late 20th and early 21st centuries contributed not only to the emergence of a “post-traumatic society” (Aleida Assmann) and the reinterpretation of national heroic narratives in the USA and Western Europe, but also to the struggle for the rights of queer people who, along with Jews, Soviet and Polish citizens, disabled people, Jehovah's Witnesses, Sinti and Roma, were victims of the Nazi crimes. In the second half of the 20th century, queer historians and memory activists introduced the concept of “homophobia” into public memory, constantly criticized police violence against LGBTQ+ people (e.g., the Stonewall Riots in New York), appropriated the pink triangle as a symbol of LGBTQ+ suffering, and increasingly spoke of the Holocaust as a “homosexual Catastrophe.” Simultaneously, the rights of queer people have been routinely violated in Eastern Europe, particularly in Russia and Poland, and with the onset of Russia’s full-scale invasion of Ukraine in February 2022, the Kremlin's heteronormative politics of history have begun to define LGBTQ+ culture as “fascism,” attempting to mnemonicide all queer memories within the country and destroy Russia’s LGBTQ+ community. This course introduces students to queer memory studies, a new subject field in the humanities, emerging at the nexus of queer history, memory studies, and queer theory. Specifically, we will discuss: 1) To what extent has the memory of Holocaust victims contributed to LGBTQ+ culture in the EU? 2) What are the challenges facing queer memory makers in the US and Western Europe today? 3) How do the politics of history of far-right governments and parties mnemonicide queer narratives and how can this be resisted? 4) How do queer memory activists create offline and online remembering collectives to combat heteronormativity and homophobia? 

Literatur

Kosofsky Sedgwick, Eve: Epistemology of the Closet. Berkley/Los Angeles 1990; Butler, Judith: Bodies that Matter: On the Discursive Limits of “Sex.” London 1993; Charles E. Morris III: My Old Kentucky Homo: Lincoln and the Politics of Queer Public Memory, in: Kendall R. Phillips (Ed.): Framing Public Memory. Tuscaloosa 2004, S. 89–114; Rauchut, Franziska: Zur Bedeutung von Erinnerungspraktiken in den Queer Studies, in: Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung, 13 (2008), S. 155–170; Dunn, Thomas R.: Remembering Matthew Shepard: Violence, Identity, and Queer Counterpublic Memories, in: Rhetoric and Public Affairs 13/4 (2010), S. 611–651; Christopher Castiglia / Reed, Christopher: If Memory Serves: Gay Men, AIDS, and the Promise of the Queer Past. Minneapolis/London 2012; Healey, Dan: Russian Homophobia from Stalin to Sochi. London/Oxford/New York 2018. 

Echoes of Sovereignty: Tracing Nationalism in Central Eastern European Heritage (Dr. Martin Pácha)

Veranstaltungsform: Übung
Dozent*in: Dr. Martin Pácha
Termin: Mi 16-18 Uhr
Beginn: 17.4.2024
Ort: Großer Übungsraum für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Bemerkungen:  
Kommentar

The objective of the course is to explore the complex history of nationalism in Central Eastern Europe, a region characterized by diverse cultures, languages, and historical experiences. Together we will trace the origins of nationalism from the 19th century to the present day and examine how this powerful ideology shaped the political, social, and cultural landscape of the region. Based on a discussion format we will delve into key events, ideologies, and movements that have defined the nationalist discourses in Czechia, Slovakia, Poland and Hungary. The class will analyse the impact of nationalism on state formation, identity construction, and minority rights, shedding light on both the positive and negative consequences of nationalist movements. Special attention will be given to the interplay between nationalism and major historical events, including World War I, the interwar period, World War II, and the Cold War, as well as their lasting effects on the region's political dynamics. Furthermore, we will examine the role of nationalism in post-communist transitions, European integration, and contemporary political movements, especially focusing on the challenges and opportunities posed by nationalist sentiments in the 21st century. By engaging with primary sources, scholarly articles, and case studies, we will zero in on the complexities of nationalism in Central Eastern Europe and its enduring influence on the region's societies and politics. The course does not require any specific prior knowledge of the region´s history. The language of communication will be English. All the primary sources and secondary literature for discussions will be either visual or in English or German.  

Literatur

Anderson, Benedict: Imagined Communities: Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. London 1983; Baár, Monika: Historians and nationalism: East-Central Europe in the nineteenth century. Oxford 2010; Delanty, Gerard/Kumar, Krishan (Hrsg.): The Sage Handbook of Nations and Nationalism. London 2006; Ersoy, Ahmet/ Górny, Maciej/Kechriotis, Vangelis (Hrsg.): Modernism: Representations of National Culture. Budapest 2010; Hroch, Miroslav: Das Europa der Nationen: die moderne Nationsbildung im europäischen Vergleich. Göttingen 2005; Ther, Philipp: Europe since 1989: A History. Princeton 2016; Ther, Philipp:The dark side of nation states: ethnic cleansing in modern Europe. New York 2014; Trencsényi, Balázs/Kopeček, Michal (Hrsg.): National Romanticism: The Formation of National Movements. Budapest 2007.

Kolloquium

Neuere Forschungen zur Osteuropäischen Geschichte (Prof. Dr. Klaus Gestwa)

Veranstaltungsform: Kolloquium
Dozent*in: Prof. Dr. Klaus Gestwa
Termin: 2st., Mo 18-20 Uhr
Beginn: 22.4.2024
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung:  
Voraussetzungen: Für alle, die sich für Osteuropäische Geschichte interessieren. Keine Anmeldung erforderlich
Kommentar

Im Rahmen des Kolloquiums werden interessante neue Studien erörtert und interessante aktuelle Forschungsdiskussionen besprochen. Studierende können durch regelmäßige Teilnahme, Protokolle und kleinere Essays ECTS-Punkte (1 und 3 ECTS) erwerben

Oberseminar (Prof. Dr. Klaus Gestwa)

Veranstaltungsform: Oberseminar für fortgeschrittene Studierende, Examenskandidat/innen und Promovierende
Dozent*in: Prof. Dr. Klaus Gestwa
Termin: Mi 18-20 Uhr
Beginn: n.V.
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28)
Anmeldung: Online-Anmeldung über das alma-Portal
Voraussetzungen: Für fortgeschrittene Studierende, Examenskandidat/innen und Promovierende
Kommentar

Im Oberseminar stellen Examenskandidat:innen und Promovierende ihre Projekte zur Diskussion. Es finden Studientage und Kompaktsitzungen statt, auf denen ausgewählte Fachliteratur und Filme gemeinsam erörtert werden.

Des Weiteren gibt es Sitzungen zur Vorbereitung auf die mündlichen Staatsexamensprüfungen, zur Konzeption von Abschlussarbeiten (Bachelor und Master) sowie zum akademischen Schreiben. Dabei werden typische Fehler analysiert und kleine Textübungen angeboten.

Das Programm und die genauen Termine werden zu Beginn des Semesters bekannt gegeben. Studierende können durch regelmäßige Teilnahme sowie die Abfassung von Übungstexten sowie Essays ECTS-Punkte erwerben.