Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

Studienprojekte

Herzstück des Masterstudiums am LUI sind die Studienprojekte. Zusammen mit einer*m erfahrenen Lehrenden am LUI (Professor*innen, Akademische Rät*innen oder Postdoc-Wissenschaftler*innen) wird über drei Semester ein thematischer Schwerpunkt bearbeitet und aus verschiedenen Perspektiven auf ein Thema geblickt. Zu jedem Wintersemester startet der jeweilige Jahrgang an Masterstudierenden in die Umsetzung eines Forschungsprojektes und es wird für drei Semester gemeinsam geforscht, gedacht, geschrieben und gestaltet. Die Studienprojekte sind integraler Bestandteil der Profillinien, für die sich die Masterstudierenden entscheiden. Jedes Studienprojekt ist mit jeder der Profillinien kombinierbar. Je nachdem welche Profillinie die Studierenden wählen, werden sie innerhalb des Studienprojekts unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Außerdem können Themen aus dem Studienprojekt mit einem Selbststudium oder anderen Seminaren mit Bezug zur eigenen Profillinie effektiv verknüpft werden.

Unseren Lehrenden ist es wichtig, die Studienprojekte in Zusammenarbeit mit den Studierenden zu gestalten und ausgerichtet an deren Interessen und gewünschten Schwerpunkten zu begleiten. Innerhalb der Gruppe wird das Forschungsvorhaben entwickelt, theoriegeleitete Recherche selbständig durchgeführt und anschließend die ethnografische Forschung umgesetzt. Dabei lassen die Studienprojekte sowohl Raum für eigene Schwerpunktsetzungen in individuell abgesteckten Projektbereichen, und fordern gleichzeitig dazu auf, das übergeordnete Thema des Projektes als „großes Ganzes“ und die Verbindung aller Einzelprojekte durch die Zusammenarbeit der Gruppe im Blick zu behalten. Das ist zentral für den Abschluss der Studienprojekte, denn an deren Ende steht immer die Präsentation der kulturwissenschaftlichen Erkenntnisse – beispielsweise in Form von Ausstellungen, (interaktiven) Webseiten oder Publikationen, die sich auch an die (nichtakademische) Öffentlichkeit richten.

Auf diese Weise fördern die Studienprojekte den Erwerb und Ausbau von praxisbezogene Kompetenzen. Gemeinsam und teamorientiert wird ethnografisch die Komplexität kultureller Phänomene untersucht und die Darstellung und Vermittlung der gewonnenen Erkenntnisse geübt. So werden an einem praktischen Beispiel die Stärken des EKW-Blicks mit Aufgaben in Projektmanagement, Moderation, Öffentlichkeitsarbeit oder Ausstellungskonzeption kombiniert. Darüber hinaus werden Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Kooperativität und Kommunikationsfähigkeit erworben. Auf diese Weise lernen Studierende, Kultur einerseits analytisch zu untersuchen und zu verstehen, aber auch, Kultur auf vielfältige Weise zu vermitteln und selbst mitzugestalten. Dadurch werden, in Verbindung mit den selbstgewählten Themenschwerpunkten, wichtige Grundlagen für die je individuelle berufliche Karriere gelegt.


Aktuelle Studienprojekte

Wohnen als gebautes Miteinander. Wünsche und Wirklichkeiten im kommunalen Wohnungsbau in Tübingen

Projektankündigung WS 2024/25 - WS 2025/26

Projektleitung: Dr. Gesa Ingendahl
Projektlaufzeit: WS 2024/25 - WS 2025/26

Der Bedarf an Wohnraum ist groß und bezahlbarer Wohnraum knapp. Wohnen als eine kulturelle Praxis – als „Verstrickung von Menschen und Dingen in der Arena des Alltäglichen“ (O. Löfgren) – ist ein äußerst vielschichtiges und wichtiges Forschungsfeld.
Zum Studienprojekt "Wohnen als gebautes Miteinander"

Algorithmisierte Alltagskulturen

Projektleitung: Prof. Dr. Christoph Bareither
Projektlaufzeit: WiSe 2023/24 - WiSe 2024/25

Das im Wintersemester 2023/24 startende MA-Studienprojekt im Fach Empirische Kulturwissenschaft taucht ein in die Tiefen des algorithmisierten Alltags. Im Zeitalter von KI-gestützten Chatbots, allgegenwärtiger Social Media-Plattformen sowie zunehmend digitalisierter Arbeits- und Freizeitwelten wird ein besseres Verständnis der Beziehungen zwischen Menschen und Algorithmen immer wichtiger, um den gesellschaftlichen Herausforderungen der digitalen Gegenwart zu begegnen. Vor diesem Hintergrund fragen wir uns: Wie verflechten sich digitale Algorithmen mit Routinen, Beziehungen und Ordnungen des menschlichen Zusammenlebens – also mit "Kultur" im Sinne der EKW? Wie gehen die Menschen mit den Potenzialen, aber auch mit den Widerständen und Problemen digitaler Infrastrukturen und Medien um? Was stellen sie sich unter digitalen Algorithmen vor? Und welche Macht üben diese Algorithmen längst über menschliche Praktiken und Wirklichkeiten aus?
Zum Studienprojekt "Algorithmisierte Alltagskulturen"

Leben in Neckarwestheim mit und ohne „GKN“

Projektleitung: Dr. Karin Bürkert
Projektlaufzeit: WiSe 2022/23 - WiSe 2023/24

Im Dezember 2022 wird das „Gemeinschaftskernkraftwerk Neckarwestheim“ abgeschaltet und mit dem Rückbau der Atomkraftanlage begonnen. Was wird sich für die Gemeinde mit ihren ca. 4.000 Einwohner*innen danach ändern? Ändert sich die Lebensqualität an einem Ort, der seit 1989 von den hohen Gewerbesteuereinnahmen durch das Kernkraftwerk geprägt ist? Wie haben die Debatten und Proteste rund um Energiesicherheit und Umweltschutz den Ort und seine lokale Identität geprägt? Wie will der Ort seine eigene Geschichte fortschreiben? Wir wollen die Gemeinde in der allerersten Zeit während und nach der Abschaltung des Kernkraftwerkes begleiten und den Wandel unter anderem mit dem analytischen Schlagwort der „Rurbanität“ analysieren. Mit diesem Begriff wird die Frage fokussiert, wie Lebensqualitäten in städtisch oder ländlich geprägten Räumen erfahrbar und ausgehandelt werden. Wie entstehen eigentlich Vorstellungen von „Stadt“ und „Land“ und wie werden sie durch Imaginationen und Infrastrukturen geprägt? Diese und weitere Fragen sollen in einer Pop-Up-Ausstellung in Neckarwestheim angesprochen werden.
Zum Studienprojekt "Leben in Neckarwestheim mit und ohne 'GKN'"


Abgeschlossene Studienprojekte

Cyber and the City

Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Thiemeyer
Projektlaufzeit: WiSe 2021/22 - WiSe 2022/23

Künstliche Intelligenz bewegt Tübingen. Das Thema ist zum einen für die Stadt als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort wichtig. Zum anderen ist die KI-Forschung Teil eines Strukturwandels, der ein Zukunftsversprechen für die ganze Region enthält: Die Stadt schickt sich an, ein wichtiger Standort der Forschung zu Künstlicher Intelligenz (KI) zu werden. Dagegen regte sich Protest, der zu öffentlichen Debatten über Chancen und Risiken dieser Entwicklung führte.
Warum jetzt? Warum hier? Und was heißt das für Tübingen und uns? Das sind Fragen, die sich diese Ausstellung stellt. Kuratiert haben die Schau zwölf Master-Studierende des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft und ihre zwei Dozenten Thomas Thiemeyer und Tim Schaffarczik mit dem Stadtmuseum (Guido Szymanska). Eng zusammengearbeitet haben sie dafür mit 20 Studierenden des Master-Studiengangs Maschinelles Lernen, die unter Leitung von Ulrike von Luxburg Exponate entwickelt und programmiert haben.
Zum Studienprojekt und Ausstellung "Cyber and the City"

Chapter Germany 德国篇章. Alltagserfahrungen Tübinger Studierender aus China

Projektleitung: Prof. Dr. Reinhard Johler
Projektlaufzeit: WiSe 2020/21 - WiSe 2021/22

Vom Ankommen in einem fremden Land, vom Studieren an der Universität Tübingen, vom Spaghettikochen im Studentenheim, von mitgebrachten Erwartungen, neu geschlossenen Freundschaften und Zukunftsträumen für sich und die Welt berichten in der im Linden-Museum Stuttgart gezeigten Ausstellung 26 Studierende aus China. Wie aber erleben die Studierenden aus China ihren Alltag in Tübingen? Welche Erfahrungen machen sie an der Universität? Auf welche Probleme stoßen sie? Was ist für sie neu und wichtig? Wie kann ein Miteinander auf dem Campus entstehen? Und vor allem: Was nehmen sie schließlich aus ihrem Aufenthalt in Deutschland – aus ihrem eigenen „Chapter Germany“ – mit zurück nach Hause?

Um darauf Antworten geben zu können, sind sie in einem dreisemestrigen Studienprojekt von 12 Masterstudent:innen des Tübinger Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft in ihrem Alltag begleitet worden. Die Ausstellung “CHAPTER GERMANY 德国篇章“ ist in enger Kooperation mit dem China Centrum Tübingen und den Studierenden und Lehrenden des Studiengangs International Master of Interior Architectural Design der HFT Stuttgart entstanden. Sie wurde bis zum 17. Juni 2022 im Linden-Museum Stuttgart passend im Anschluss an die Ostasien-Abteilung gezeigt.
Mehr zum Studienprojekt und zur Ausstellung

Heimattheater für die Welt. 40 Jahre Theater Lindenhof in Melchingen, Schwäbische Alb

Projektleitung: Dr. Gesa Ingendahl
Projektlaufzeit: WiSe 2019/20 - WiSe 2020/21 

Kunstgenuss stellt für viele eine Abwechslung zum Alltag dar – aber was ist mit denen, für die Kunstproduktion der Alltag ist?
Zwölf Alltagskulturforschende haben hinter die Kulissen des Arbeitsplatzes Theater Lindenhof geblickt: Sie beleuchten leidenschaftliche Drahtseilakte und technische Wühlmäuse, Schauspielalltag fernab des Rampenlichts und Arbeit in ‚Personalunion‘. Sie zeigen, wie aus Gästen Freund*innen werden und Hochzeitskleider am Lindenhof mehr als nur einen großen Tag erleben.  
Tauchen Sie mit ihnen ein in (un-)erfüllte Träume und Imaginationen. Und lesen Sie, wie ein ‚kritisch-poetisches Volkstheater‘ sich mit ‚Heimat‘ auseinandersetzt, seine Spielpläne strickt und diese kooperativ in verschiedene Räume Baden-Württembergs trägt – oft mit Dialekt im Gepäck.
Die Faszination Lindenhof: Ein Regionaltheater, an dem das Spektakel zum Alltag wird, untersucht von einem Masterprojekt der Empirischen Kulturwissenschaft. Vorhang auf für zwölf Einblicke in einen besonderen Kulturbetrieb auf der Schwäbischen Alb und die Menschen, die ihn dazu werden lassen.

Weitere Informationen:

Förderung und Kooperationspartner