Universitätsbund e. V.

09.08.2022

Wissen schaffen: Unibund-Stipendiatin forscht zu deutsch-ukrainischen Unterschieden im Strafrecht

Die ukrainische Unibund-Stipendiatin Alona Shkodiak spricht über ihr Forschungsprojekt, ihre Heimat und ihr Interesse an der deutschen Sprache.

Liebe Frau Shkodiak, erzählen Sie uns etwas über sich.
Ich heiße Alona Shkodiak, bin 28 Jahre alt und bin Doktorandin an der Juristischen Fakultät an der Nationalen Ivan Franko Universität Lwiw (Ukraine). An meiner Universität beteiligte ich mich an der Organisation eines Programms namens „Begleitstudium zum deutschen Recht“ und war als Organisatorin und Tutorin am Austauschprogramm „Netzwerk Ost-West“ Tübingen-Lwiw beteiligt. Im Rahmen meiner Doktorarbeit hatte ich Gelegenheit, ein Jahr an der Goethe Universität in Frankfurt am Main zu forschen. Ich lerne seit der 1. Klasse Deutsch und interessiere mich sehr für die deutsche Sprache und auch für das deutsche Recht. Ich habe immer auch versucht, mein Interesse an Deutschland und meine Deutschkenntnisse an andere Studierende weiterzuvermitteln.

Wovon handelt Ihre Doktorarbeit?
In meiner Doktorarbeit beschäftige ich mich mit dem Thema „Strafrechtliche Verantwortung der im medizinischen Bereich tätigen Personen in der Ukraine und in Deutschland“. Der Kern meiner Doktorarbeit sind die Straftaten gegen das Leben und die körperliche Unversehrtheit einer Person, die von im medizinischen Bereich tätigen Personen während der Ausübung ihrer beruflichen Pflichten begangen werden können. Meine Arbeit hat den deutsch-ukrainischen Rechtsvergleich zum Gegenstand, hier insbesondere die Entwicklung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit (einschließlich der historischen Entwicklung) des Personenkreises in der Medizin. Ebenfalls Gegenstand meiner Forschung sind die damit im Zusammenhang stehenden Sanktionen für begangene Straftaten.

Sie mussten Ihr Heimatland sehr kurzfristig verlassen. Zu welchem Zeitpunkt haben Sie sich entschieden, nach Deutschland zu kommen?
Als am 24. Februar 2022 die Russische Föderation ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine begann, fiel es mir nicht leicht, zu entscheiden, was ich tun sollte. Ich wusste nur, dass ich mit meinen Eltern zusammen sein wollte. Aber meine Eltern haben mich dazu ermutigt, nach Europa zu fliehen, was in dieser Situation die für mich einzig in Betracht kommende Möglichkeit war. Ich kam dann nach Tübingen, da ich schon oft in Tübingen war, hier befreundete Personen und Kontakte an der Universität habe und mich hier wie zu Hause in Lviv fühle.

Mit welchen Herausforderungen wurden Sie konfrontiert?
Die Herausforderungen sind und waren psychischen und moralischen Ursprungs. Es fällt mir schwer, zu realisieren, dass ich in Tübingen in Sicherheit bin, während meine Familie und Freund*innen weiter in der Ukraine sind, wo es kaum einen sicheren Ort mehr gibt. Besonders belastend ist es für mich, wenn ich von Luftangriffen und -alarmen höre und lese.

Wie würden Sie die derzeitige Situation in der Ukraine beschreiben?
Der Krieg in der Ukraine dauert weiter an, nun seit nunmehr knapp sechs Monaten. Nach wie vor gibt es verheerende Zerstörungen und Tote, auch unter der Zivilbevölkerung.

Welche Art von Unterstützung haben Sie in Deutschland und von der Universität Tübingen erhalten?
Ich habe das Stipendium des Unibunds bekommen, was sehr hilfreich für mich war. Unter der Leitung von Professor Dr. Bernd Heinrich und mit Hilfe seiner Mitarbeitenden arbeite ich weiter an meiner Doktorarbeit. Außerdem wurde ich für das LL.M.-Studium an der juristischen Fakultät der Uni Tübingen zugelassen, für welches ich mich beworben hatte.

Hiermit möchte ich allen, die das Unibund-Stipendium möglich gemacht haben, von ganzem Herzen danken. Ein großes Dankeschön geht auch an Professor Dr. Bernd Heinrich und seine Mitarbeitenden sowie Dr. Iryna Shalaginova, Tetyana Tonkoshkur und Kirsten Sonnenschein.

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