Der 1907 in Köln geborene Hans Mayer studierte Jura, Geschichte und Philosophie in Köln, Bonn und Berlin. Als Jude verfolgt, war er von 1933 bis 1945 in der Emigration in Frankreich und in der Schweiz. Von 1948 bis 1963 lehrte er Geschichte der Nationalliteraturen an der Universität Leipzig. Zwischen 1965 und 1973 war er Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Technischen Universität Hannover. Danach lebte und lehrte Hans Mayer für fast drei Jahrzehnte als eminent produktiver und erfolgreicher Honorarprofessor in Tübingen bis zu seinem Tod im Jahr 2001.
Hans Mayers zahlreiche, glanzvoll geschriebene Bücher wie etwa Außenseiter (1975), Ein Deutscher auf Widerruf (1982) oder Das unglückliche Bewusstsein (1986) zählen bis heute zur Standardlektüre in den Philologien und den angrenzenden Wissenschaften. Seine Bücher, Editionen, Einleitungen, Essays und Reden haben aber auch ein großes Lesepublikum weit jenseits der Universitäten erreicht und einen aufklärenden, bleibenden Einfluss auf die intellektuelle Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland mit ihrer schwierigen Geschichte ausgeübt.
Die am Lehrstuhl für Komparatistik und Neuere Deutsche Literatur der Eberhard Karls Universität Tübingen 2017 neu eingerichtete Hans Mayer-Lecture soll einmal im Jahr das Andenken des bedeutenden Literaturwissenschaftlers, Kulturkritikers, Essayisten und Schriftstellers Hans Mayer ehren und sein akademisches Vermächtnis im Zeichen der Aufklärung lebendig halten.