Institut für Medienwissenschaft

11.06.2014

Ausstellung „Walter Kleinfeldt Photos du Front 1915-1918“ in Aix-en-Provence eröffnet.

Zustande kam die Ausstellung auf Einladung des Centre Franco-Allemand de Provence und dessen Leiter Joachim Rothacker.

Auf der Vernissage in der Bibliothèque Méjanes-Cité du Livre erinnerte Rolf-Robert Herden, deutscher Generalkonsul in Marseille, an die immensen Opfer der Franzosen, die während des Ersten Weltkrieges ganze Jahrgänge junger Männer in den Schützengräben vor Verdun, an der Somme oder in den Vogesen verloren haben. Der Große Krieg habe sich unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis der Franzosen eingebrannt – eine Mahnung an die Völkerverständigung in Europa und für die Bundesrepublik Deutschland eine besondere Verpflichtung.

Kurator Ulrich Hägele skizzierte in seiner Einführung die Stationen des jungen Reutlingers Walter Kleinfeldt, der im Mai 1915 als sechzehnjähriger Kriegsfreiwilliger eingerückt war. Nach der Ausbildung in Ulm ging es im November mit der Bahn an die Front nach Nordfrankreich. An der Somme überlebte er im Sommer und Herbst 1916 die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkrieges mit über einer Million getöteten, verwundeten oder vermissten Soldaten. 1917 kämpft Kleinfeldt in Flandern vor Ypern und dann im südlichen Elsaß. Erst im Februar 1919 kehrt er nach Reutlingen zurück.

In dieser Zeit nimmt Walter Kleinfeldt seine Contessa-Nettel Kamera sowie ein paar Negativplatten und geht auf Exkursion an die vordersten Linien oder in die Umgebung, um sich die Zerstörungen anzusehen. Auf diesen, wie er schreibt, „Unternehmungen“, fertigt er Portraits von Kameraden, fotografiert Zerstörungen, Gefallene und Verwundete. Die belichteten Glasnegative schickt er per Feldpost an die Mutter nach Reutlingen. 134 Aufnahmen haben die Zeit überdauert. Die erstaunlich professionellen Fotografien zeigen den Krieg nicht mit dem Pathos der kaiserlichen Propaganda. Vielmehr sind es visuelle Zeugnisse eines jungen Mannes, der dem Feind seinen Respekt entgegenbringt.

Für die Ausstellung gestalteten die Tübinger Studenten der Medienwissenschaft Pia Hettinger und Joshua Enzig im Rahmen des Projektstudiums Flyer, Plakat und Einladung.

Die 50 Fotografien und Texte sind noch bis zum 12. Juli 2014 in der Bibliothèque Méjanes-Cité du Livre in Aix-en-Provence zu sehen und wechseln dann nach Paris in das Maison Heinrich Heine.


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