Das in den 1960er Jahren ausgegrabene sog. Wohnhaus des Kaisers Augustus auf dem Palatin in Rom ist bis heute nicht umfassend rekonstruiert. Diese Aussage gilt besonders für die ursprünglich aufwendig gestalteten Innenräume. Deren erhaltene Wandmalereien waren zwar schon oft Thema wissenschaftlicher Abhandlungen, aber ihre u.a. auch durch die Deckengestaltung bedingte Raumwirkung wurde bis heute nicht thematisiert.
In einem der prächtigsten Empfangsräume des Hauses – dem sogenannten Oecus – wurden bei den Ausgrabungen am Boden mehrere hundert, sehr kleinteilige Stuckfragmente gefunden, die ursprünglich das Deckengewölbe des Raumes verzierten. In den vergangenen Jahren wurden diese Stücke bereits restauriert und dokumentiert. Ziel des laufenden Projektes ist es, auf der Grundlage der gefundenen Stuckfragmente das Aussehen der Stuckdecke zeichnerisch zu rekonstruieren und somit detaillierte Aussagen über die mögliche antike Raumwahrnehmung zu gewinnen.
Das angestrebte Projekt versteht sich als Grundlagenforschung mit der Absicht, eine neue Ausgangsbasis zu liefern, um Fragen nach der Funktion und Bedeutung der architektonischen Ausstattung des Raumes im Kontext des gesamten Hauses und im Vergleich zur übrigen zeitgenössischen Wohnarchitektur beantworten zu können.