Publikationen


Raumkonstruktionen extrem rechter Parteien in Deutschland - Eine explorative Studie

Autor*innen: Rolf Frankenberger, Lena Hinz, Olaf Kühne, Bjarne Pfau & Emilia Schmid

Wie imaginieren extrem rechte Parteien Raum? Und wie werden diese Raumkonstruktionen in größere Narrative eingebettet?

In unserer neopragmatistisch ausgerichteten, explorativen, inhaltsanalytischen Untersuchung von Partei- und Wahlprogrammen extrem rechter Parteien in Deutschland zeigt sich die zentrale Bedeutung von Raumkategorien für die Konstruktion des Eigenen und des Fremden. Das Kernnarrativ extrem rechter Parteien bezieht sich dabei auf die Verteidigung des ‚gewachsenen Wesens des deutschen Volkes‘ und der ‚deutschen Nation‘ gegen vielfältige Bedrohungen von innen und außen. Hier eint sie trotz einiger Unterschiede in der Narration und im Vokabular der Rückgriff auf essentialistische Raum- und Gemeinschaftskonstruktionen.

Dabei greifen alle Parteien in unterschiedlichem Maße auf extrem rechte Ideologeme wie Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Anti-Islamismus und übersteigerten Nationalismus zurück. Anhand der kartographischen Aufarbeitung der Befunde wird aufgezeigt, dass sich diese Konstruktionen häufig in Selbstwidersprüche verstricken und nicht in konsistente Raum- und Weltbilder münden.

Die Studie ist im August 2024 Open Access bei Springer VS erschienen.


Researching far right extremism – a transdisciplinary, lifeworld, and political culture perspective

Autor*innen: Reiner Baur, Rolf Frankenberger, Markus Rieger-Ladich, Josef Schmid, Barbara Stauber, Ansgar Thiel & Tanja Thomas

Rechtsextremismus, verstanden sowohl als Ideologie der Ungleichheit und Ausgrenzung, die sich in Einstellungen und Verhalten manifestiert, als auch als heterogene, zum Teil gewaltaffine Bewegung, fordert demokratische Gesellschaften heraus und bedroht sie. Wir argumentieren, dass sozialwissenschaftliche Forschung dazu beitragen sollte, Demokratie und Zivilgesellschaft gegen die Bedrohung durch Rechtsextremismus zu stärken. Mit einer transdisziplinären, lebensweltlichen und politisch-kulturellen Perspektive kann die Sozialwissenschaft zu dieser Aufgabe beitragen und gleichzeitig die Fragmentierung des Forschungsfeldes überwinden helfen. In diesem Beitrag geben wir mit einem Fokus auf Deutschland zunächst einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Zweitens skizzieren wir fünf Voraussetzungen für ein transdisziplinäres Forschungsprogramm zum Rechtsextremismus. Dabei plädieren wir sowohl für eine lebensweltliche Perspektive als auch für methodischen Pluralismus. Drittens schlagen wir vier übergreifende thematische Cluster als Taxonomie transdisziplinärer Forschungsperspektiven zum Rechtsextremismus vor: a) Rechtsextreme Ideologien und Wissenskonstruktionen; b) Rechtsextreme Akteure, Organisationen und Netzwerke; c) Rechtsextreme Diskurse, (digitale) Medien und Strategien im öffentlichen Raum; und d) Politische Bildung, Transfer und Implementierungsforschung zu Projekten gegen Rechtsextremismus. Viertens argumentieren wir, dass eine weitere Institutionalisierung unabdingbar ist, um die Forschung zum Rechtsextremismus nachhaltiger zu gestalten, die Forschung mit gesellschaftlichen Akteuren zu verbinden und die Forschungsergebnisse zur Stärkung der demokratischen Resilienz der Gesellschaft zu nutzen.

Die Research Note ist in der Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft, Volume 17, S. 275-295 im November 2023 in englischer Sprache Open Access  erschienen.